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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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sogar.
    »Gut. Dann sehen Sie in Ihrem Büro nach. Es wäre schon günstig, auch für Ihre Steuererklärung. Oder rechnen Sie die Belege nicht ab?«
    Peter Nachtigall schob seinen etwas fülligen Körper aus der Bank, nickte Herrn Petzold zu und trat erleichtert in den Sonnenschein hinaus. Eine leichte Brise machte die Hitze des Tages erträglich. Ich glaube, wenn jetzt noch einer kommt und sagt, er vermisst dieses Mädchen nicht und alle sollten doch froh sein, dass es nun so gekommen ist, dann schreie ich, dachte er. Ob Friederike wohl die Sonne gemocht hatte? Vielleicht war sie öfter an einem der Baggerseen zum Baden, traf Freunde, ließ es sich gut gehen – und nun? Aber, nahm er sich im Stillen vor, ich kriege den, der sich hier zum Schicksalsboten aufgeschwungen hat!
     
    Sein Handy vibrierte und er zog es ungeschickt aus der Hosentasche.
    »Papa? Denkst du noch an deinen Termin zum Gesundheitscheck?«, flötete Jule in sein Ohr.
    »Ja, klar!«, behauptete er und versuchte fieberhaft sich daran zu erinnern, um welche Uhrzeit ihn der junge Mann einbestellt hatte.
    »Kannst du mal eben auf dem Kalender an der Küchentür nachsehen, wann ich den Termin habe?«
    Jule lachte. Es klang wie das Lachen seiner Frau: hell und fröhlich. Er vermisste es schmerzlich.
    »Um 19 Uhr. Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute bei Sabine Babysitter spiele. Krieg nicht noch mehr Sorgenfalten, wenn ich heute später komme. Sabine trifft sich mit einer guten Freundin und Johannes hat einen beruflichen Termin.«
    Sofort bekam Nachtigall ein schlechtes Gewissen. Eigentlich wäre das seine Aufgabe gewesen. Es war Teil eines Agreements, das die Geschwister im letzten Herbst getroffen hatten. Sabine hatte ihre Tante Erna zu sich genommen. Tante Erna war inzwischen 84 Jahre alt. Damals – das war ja nun schon über vierzig Jahre her, wurde ihm klar – hatte sie die Geschwister Nachtigall ohne Zögern bei sich aufgenommen, als deren Eltern bei einem schweren Unfall ums Leben gekommen waren. Sie erzog die beiden und ermöglichte ihnen ein sorgenfreies Leben. Erna Salzkorn war bis ins hohe Alter eine rüstige und selbstständige Frau gewesen. Erst ihr Sturz zeigte den Geschwistern, dass die alte Frau im Alltag nicht mehr allein zurechtkam. Sie kümmerte sich nicht mehr um ihren Haushalt, die Nahrungsmittel waren zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verschimmelt. Unangebrochene Packungen ihrer Medikamente gegen Hochdruck und Diabetes stapelten sich im Küchenbuffet. Es war offensichtlich, dass für die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt eine Lösung gefunden werden musste. Zunächst brachten sie Tante Erna in einem Pflegeheim unter. Doch schon bald war klar, dass sie wegen ihrer ausgeprägten Persönlichkeit nicht dort bleiben konnte, und so nahm Sabine sie zu sich. Als Gegenleistung sollte ihr Bruder sich ab und an für die Betreuung von Tante Erna und Sabines zwei Kindern Zeit nehmen. »Danke.«
    »Oh, bilde dir nur nichts ein. Ich bin gerne bei Sabine. Mit Leander kann man sich schon richtig gut unterhalten und außerdem hat er mich gebeten, ihm bei den Matheaufgaben zu helfen. Tante Erna freut sich, wenn ich komme und Sabines Kleine ist einfach süß. Denk mal lieber an deinen Termin!«, lachte sie fröhlich und beendete das Gespräch.
     
    »Also, was haben wir?«, fragte er eine halbe Stunde später im Büro.
    »Diese Frau Markwart hat doch tatsächlich bestätigt, dass die Kamenz, die Hagedorn und die Peters sich kennen«, sprudelte es aus Michael Wiener heraus. »Die sin regelmäßig vor dem Haus in der Breitscheidstraße aufgetaucht und haben dafür gesorgt, dass das Opfer sie sehen musste. Die Frau Markwart meint, die wollten dafür sorgen, dass sie nicht vergessen konnte und nicht zur Ruhe kommen würde. Da könnte doch was dran sein, oder? Vielleicht haben sie doch einen Profi angeheuert, der den Mord begangen hat.«
    Nachtigall stand auf und schrieb ›Rache‹ auf einen Pappstreifen, den er oben an die Pinnwand heftete. Darunter hängte er die Namen Hagedorn, Kamenz und Peters.
    »Ich habe dieses Versteckspiel jetzt satt! Wir werden alle hierher zitieren und dann sehen wir weiter. Jeder glaubt, er könne mal eben die Polizei ein bisschen an der Nase rumführen. Das kriegen die eh nie raus! Schluss damit!« Er atmete tief durch und fragte dann ruhiger:
    »Hat sie irgendwann einmal diesen Udo Wolf bei der jungen Frau gesehen?«
    »Ja, sie meint, er sei eine Zeit lang regelmäßig aufgetaucht. Aber nach dem großen Streit habe

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