Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
daran interessiert bin noch weitere Fragen zu beantworten. Meine Mutter ist gestern gestorben – nun heißt es sogar, sie sei ermordet worden – und ich bin nicht in der Stimmung mich mit Ihnen zu unterhalten. Das müsste Ihnen doch eigentlich klar sein«, giftete sie Nachtigall an.
    »Darf ich Ihnen ein Glas Mineralwasser anbieten?«
    Die beiden nickten und Herr Markwart holte bereitwillig zwei weitere Gläser mit der sprudelnden Flüssigkeit aus der Küche und stellte sie zu den anderen beiden auf dem wackligen Couchtisch.
    »Setzen Sie sich doch, bitte.«
    »Sie waren heute in der Breitscheidstraße?«
    Nachtigall setzte sich auf einen Küchenstuhl, den Herr Markwart aus der Küche geholt hatte. Skorubski versank in einem der Sessel.
    »Ja. Aber an der Tür klebte das Siegel der Polizei und so mussten wir unverrichteter Dinge wieder abziehen«, erklärte Herr Markwart ruhig.
    »Was wollten Sie denn in der Wohnung?«
    »Na, Sie sind gut. Wir waren beim Bestatter und der wollte, dass wir Mamas bestes Kleidungsstück für die Beerdigung aussuchen sollten. Aber nun ging das ja nicht. Wir standen da wie ausgesperrt. Dabei ist es die Wohnung unserer eigenen Mutter!«, Frau Wenzel verzog weinerlich das Gesicht und tupfte wieder unsichtbare Tränen ab.
    »Ich glaube, Sie wollten etwas ganz anderes aus der Wohnung holen. Nämlich das hier.« Nachtigall präsentierte das rote Sparbuch.
    »Ein Sparbuch! Wie lächerlich, Herr Hauptkommissar! Was soll da schon drauf sein. Meine Mutter war eine einfache Frau, die nie viel Geld zur Verfügung hatte. Es reichte immer nur für das Nötigste«, stellte Herr Markwart klar und warf seiner Schwester einen warnenden Blick zu.
    »Und selbst wenn, wir hätten es nehmen dürfen! Es gehörte unserer Mutter und wir sind ihre Erben. Abgesehen davon, dass wir von einem Sparbuch gar nichts wussten.«
    »Zweihundertundfünfzigtausend Euro.«
    »Was?«, fragten beide wie aus einem Mund.
    »Ja. Es sind zweihundertundfünfzigtausend Euro auf diesem Konto. Jeder von Ihnen wird – sofern es keine andere Verfügung gibt – die Hälfte davon erhalten. Das ist eine beachtliche Summe. Es wurde schon für viel weniger Geld gemordet.«
    »Jetzt ist es aber genug! Glauben Sie etwa, ich hätte meine eigene Mutter ermordet! Das ist nicht zu fassen! Das habe ich gar nicht nötig – meine Boutique wirft genug ab um mir meinen Lebensstil zu ermöglichen«, keifte Frau Wenzel.
    »Bei mir sieht es nicht so rosig aus. Ich bin schon lange arbeitslos. Dem Arbeitsamt fällt seit einigen Monaten auch gar nichts mehr für mich ein. Wenn das mit dem Geld stimmt, wäre es für mich natürlich ein irrer Glücksfall«, bekannte ihr Bruder offen. »Ich musste meine Mutter vor einiger Zeit sogar anpumpen, nur um ein Paar neue Schuhe kaufen zu können. Die anderen waren völlig durchgelaufen. So was ist mehr als peinlich, wenn man fast fünfzig ist.«
    Das konnte Peter Nachtigall gut nachvollziehen.
    »Wir werden Ihre Alibis gründlich überprüfen. Die Wohnung bleibt vorerst versiegelt, Ihre Mutter verbleibt noch in der Gerichtsmedizin. Wir informieren Sie, sobald Sie konkrete Vorbereitungen für die Beerdigung treffen können.«
    »Hören Sie, wenn wir beide nichts von dem Sparbuch gewusst haben, was für einen Grund gab es dann für uns meine Mutter zu ermorden? Und hätte ich das mit dem Sparbuch doch gewusst – wäre es nicht einfacher gewesen es mitzunehmen und so zu tun, als sei es verschwunden? Dann wäre die gesamte Summe meins gewesen – ich hätte nicht mit meiner Schwester zu teilen brauchen!«
    »Ja – das glaube ich dir, du Früchtchen! So bist du immer schon gewesen! Alles für dich – was geht mich denn meine blöde Schwester an! Soll die doch sehen, wo sie bleibt, nicht wahr?«, fauchte Frau Wenzel ihn an und er zog den Kopf so weit zwischen die Schultern, wie es nur ging.
    »Das hast du falsch verstanden – ich spreche doch nur über eine Möglichkeit!«
    »Du sprichst nie über Möglichkeiten! Du warst schon immer so egoistisch! Wer sagt mir denn, dass du schon einiges aus Mama herausgebettelt hast? Das wäre mal wieder typisch für dich – dabei war klar, dass Mama immer gesagt hat, ich kriege die Hälfte von dem Geld!«, schimpfte sie weiter.
    »Womit wir nun alle wissen, dass sie beide von dem Sparbuch wussten!«, donnerte Nachtigall über die beiden Streithähne hinweg.
    Sofort kehrte Ruhe ein und beide schwiegen verstockt.
     
    »Bevor wir die Besprechungsrunde eröffnen, möchte ich gerne

Weitere Kostenlose Bücher