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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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unentdeckt geblieben. Das wäre dem Mörder zweifellos lieber gewesen und um ein Haar hätte es funktioniert.«
    »Frau Weinreich, Herr Weinreich, Herr Petzold, Udo Wolf.«
    »Die erste Tat sollte wie ein Mord aussehen, die zweite nicht. Die Krux ist nach wie vor, dass der Täter irgendwie erfahren haben muss, dass er beobachtet worden ist. Und wie hätte nun einer der Vier das rauskriegen sollen?«

43
    Diesmal fand er den Weg ganz allein. Fast schon wie ein Stammkunde.
    Jan Kaminzki erwartete ihn bereits. In der Hand eine Din-A-4 Seite, ein Klemmbrett und einen Stift.
    »So, ich zeige Ihnen die jeweilige Übung. Dann probieren Sie es aus. Sollten irgendwo unerwartet Schmerzen auftreten, melden Sie sich bitte sofort. Hier am Kopf der Spalte sehen Sie ein kleines Strichmännchen, das Ihnen den Ablauf der Übung verdeutlichen soll. In die Zeilen darunter tragen wir ein, wie oft Sie die Übung wiederholen sollten und welches Gewicht wir dafür vorgesehen haben oder wie viel Zeit.«
    Nachtigall nickte.
    »Dann los. Sie gehen jetzt erst für zehn Minuten auf eines der Fahrräder. Dann nehmen Sie sich eine Matte und ich komme zu Ihnen.«
    Damit war der Therapeut verschwunden und Nachtigall schwang sich auf ein Rad.
    Dabei beobachtete er die anderen Sportwilligen um sich herum. Die meisten trugen auch ein Klemmbrett unter dem Arm. Ab und zu sahen sie nach und stellten dann Gewichte ein oder holten sich Gerätschaften herbei. Er war fasziniert. Ob er je auch so viel Engagement aufbringen würde? Auf manchen Plänen waren nur noch wenige Zeilen frei. Intellektuell wusste er schon, wie wichtig Sport für die Gesundheit war, aber mental neigte er bei diesem Thema doch mehr zur Drückebergerei. Und so viel Zeit hatte er auch gar nicht, er konnte unmöglich zwei- bis dreimal in der Woche hierher kommen.
    »Ausreden!«, lachte Jan Kaminzki. »Wir haben bis 21:30 Uhr geöffnet und am Samstag kann man hier auch Sport treiben bis in den Nachmittag hinein – da findet sich für jeden die richtige Zeit! Es ist nur eine Frage des Wollens und der Regelmäßigkeit. Schon bald wird Ihnen der Sport fehlen, wenn Sie nicht kommen können!«, prophezeite er zum Schluss. Doch das konnte sich Peter Nachtigall nun wirklich nicht vorstellen.
    Gerade als er seine Übungen am Seilzug beendet hatte, sprach ihn eine große, dunkelhaarige Frau an.
    »Entschuldige, kannst du mir bitte hier drüben mal mit meinem Seilzug helfen. Ich kriege die Schraube nicht auf.«
    »Klar. Lass mal sehen.« Hier duzten sich also alle. Auch gut. Dann würde er das von jetzt an auch tun.
    »Weißt du, die Jungs glauben immer, sie müssten die Schraube tief ins Metall drehen, damit sie ihren Bärenkräften auch standhält. Dann gehen sie weg und Leute wie ich können dann sehen, wie sie die Halterung wieder lösen.«
    »Tja, ziemlich unfair – kommst du öfter hierher?«
    »So oft ich kann. Bestimmt nicht so oft, wie gut für mich wäre.« In ihren Augen blitzten amüsierte Funken. »Aber dich habe ich hier noch nie gesehen.«
    »Stimmt. Ich bin ein erst zum zweiten Mal hier.«
    »Da werden wir uns jetzt bestimmt öfter treffen. Sport hilft gegen die Schwerkraft – und da müssen wir uns alle ein bisschen ins Zeug legen, nicht?«, neckte sie ihn.
    Er schraubte die Halterung ab und ließ sie auf die richtige Höhe herabgleiten.
    »Ich bin Conny.«
    »Peter.«
    Sie lachte melodisch.
    »Dankeschön – und viel Spaß noch. Am Anfang ist es für uns alle hart gewesen – dranbleiben heißt das Zauberwort. Wir packen das schon!«
    Er lächelte ihr zu und kehrte zu seiner Matte zurück um sein Handtuch und seine Mineralwasserflasche zu holen.
    Nach zweieinhalb Stunden war der Plan durchgearbeitet. Peter Nachtigall wusste, ihm würden am nächsten Tag alle Muskeln wehtun. War es das wert?
    Am Tretbecken traf er wieder auf Conny, die augenscheinlich ihr Programm auch beendet hatte, allerdings wesentlich entspannter wirkte als er.
    »Lust auf einen kleinen Apréssport?«, fragte sie ihn augenzwinkernd. »Im Mosquito, bei heißer Musik?«
    »Ja, gerne.«
    Er war irritiert. Gingen hier alle so forsch auf andere Sportpartner zu, oder war diese überaus attraktive Frau eine Ausnahme? An mangelndem Selbstbewusstsein litt sie jedenfalls nicht. Imponierend, dachte Nachtigall.
    »Vorher fahren wir schnell in meiner Praxis vorbei und ich werfe mal eben einen Blick auf deinen Arm da – in Ordnung? Ich bin Expertin – Hautärztin.«
    Reflektorisch fuhr seine Hand zu der verdächtigen

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