Seelenrächer
Kevin’s Church, die gleich gegenüber dem Garda Club lag, die Heilige Kommunion. In Anbetracht der Tatsache, dass Quinn derzeit in der Wohnung über dem Club hauste, würde er sehr vorsichtig sein müssen, wenn er sich dort weiterhin mit Murphy treffen wollte.
»Morgen, Moss«, sagte Maguire und schüttelte ihm die Hand. »Hast du den gestrigen Tag einigermaßen gut überstanden?«
Einen eisigen Moment lang musste Quinn an seinen Sohn denken, der dort draußen unter der Erde lag. Das Bild überlagerte sich mit dem der anderen Frau in seinem Bett.
»Ich habe gestern Abend versucht, dich zu erreichen«, fuhr Maguire fort. »Meine Frau ist verreist, und ich wollte dich auf ein Bierchen einladen.«
»Um welche Zeit hast du es denn versucht?«
»Gegen zehn, glaube ich.«
»Da war ich schätzungsweise noch hier«, erklärte Quinn. »Frag mich nicht, warum, Frank, aber ich habe an meinem Schreibtisch gesessen und mir noch einmal die Akten angesehen, die Murphy und ich mit nach Naas nehmen.«
»Dein Handy war abgeschaltet«, antwortete Maguire. »Auf die Idee, es unter deiner Büronummer zu versuchen, bin ich gar nicht gekommen.«
Quinn griff in seine Tasche und stellte fest, dass sein Telefon noch immer abgeschaltet war. Er hatte ein paar Anrufe verpasst: einen von Frank, zwei von seiner Familie und zwei weitere von Doyle.
Letzterer hatte ihn bereits um sieben Uhr morgens zu erreichen versucht. Was zum Teufel wollte er so früh von ihm? In dem Moment klingelte das Telefon schon wieder. Maguire hielt die Aufzugtür für ihn offen, aber Quinn gab ihm ein Zeichen, nicht auf ihn zu warten. »He, Doyle«, meldete er sich, »nun rufst du mich heute schon zum dritten Mal an, dabei ist es noch nicht mal acht Uhr.«
»Warum zum Teufel war dein Telefon aus?«, fragte Doyle.
Beim Klang seiner Stimme sträubten sich schlagartig Quinns Nackenhaare. »Was ist denn? Was ist los?«
»Laura hat versucht, dich anzurufen, mein Junge, konnte dich aber nicht erreichen. Es geht um Eva. Sie ist nicht da, und ihr Bett sieht nicht so aus, als hätte sie darin geschlafen.«
Montag, 1. September, 07:50 Uhr
Evas Wagen stand nicht an seinem üblichen Platz. Als Quinn vor dem Haus hielt, spürte er, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Er sah das Gesicht seiner jüngeren Tochter am Fenster. Sie wartete auf ihn. Die Nase ans Glas gepresst, spähte sie mit ängstlicher Miene zu ihm nach draußen. Noch während er die Treppe hinaufstieg, flog bereits die Haustür auf. Laura warf sich in seine Arme.
»Hey«, sagte er, »ist ja gut! Ist schon gut , Laura, alles kommt wieder in Ordnung!«
Doyle stand mit Frühstücksgeschirr in der Hand am Ende der Diele. Die beiden Männer wechselten einen besorgten Blick. Laura klammerte sich immer noch an ihn. »Dad, sie ist nicht da. Mam ist nicht da. Wir wissen nicht, wo sie ist.«
»Wir wollten dich anrufen, aber dein Telefon war aus!« Jess schrie ihm die Worte fast entgegen, während sie aus dem Wohnzimmer auf ihn zustürmte.
»Ich weiß, Liebling. Es tut mir leid.« Quinn beugte sich hinunter, um sie hochzuheben. Nun hingen sie beide wie die Kletten an ihm. Quinn sah wieder Doyle an, als er fortfuhr: »Ich habe das verdammte Ding ausgeschaltet und dann vergessen, es wieder anzuschalten. Gut, dass ihr zwei Onkel Joe erwischt habt, nicht wahr?«
Im Wohnzimmer ließ er sich auf der Couch nieder, eine Tochter auf jedem Knie. »Mam war also nicht in ihrem Zimmer, als ihr aufgewacht seid?«, fragte er. »Habe ich das richtig verstanden?«
Jess nickte. »Es war schrecklich still, Dad. Ich bin als Erste aufgewacht und zu Laura ins Zimmer gegangen. Es war so still, dass ich dachte, es wäre Samstag oder so.«
»Tja, es ist aber nicht Samstag«, antwortete er mit einem beruhigenden Lächeln, »sondern Montag. Ich schätze, eure Mam musste nur mal kurz weg. Sie kommt bestimmt bald zurück. Das Beste wird sein, ihr beide sucht eure Sachen zusammen und ich fahre euch in die Schule.«
»In die Schule?« Laura wirkte fast ein wenig schockiert.
»Mit eurer Mam ist bestimmt alles in Ordnung, Liebes. Ihr müsst zur Schule.«
Die beiden Mädchen gingen nach oben, um ihre Sachen zu holen.
Doyle berührte Quinn leicht am Arm. »Es ist Tee da, wenn du eine Tasse möchtest.«
Quinn schüttelte den Kopf. Die Hände in die Hüften gestützt, betrachtete er das Foto von sich und Danny beim Fischen an der Tolka. Eva hatte das Foto gemacht. Wenige Wochen bevor der Junge ums Leben gekommen war.
Sofort plagten ihn
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