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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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wieder Schuldgefühle – ein dumpfer Druck im Bauch. Nun war es schon ein Jahr und einen Tag her, und trotzdem gab es keine Spur, keinen einzigen Hinweis. Dabei verfügte er als Dectective Inspector über ein ebenso gutes Netzwerk aus Informanten wie jeder seiner Kollegen.
    »Weißt du irgendetwas Genaueres?«, fragte Doyle.
    Quinn schürzte die Lippen. »Ich bin bloß froh, dass die beiden dich erreicht haben.«
    »Ich war gestern bei Maureen, deswegen habe ich es nicht mehr nach Harold’s Cross geschafft. Heute Morgen bin ich gleich zum Hafen gefahren, weil ich dachte, ich könnte mit unserem Kandidaten ein Wörtchen über die Ukrainer reden, die er für sich arbeiten lässt. Dort saß ich gerade auf meinem Beobachtungsposten, als Laura anrief.«
    »Ich war gestern Abend noch im Büro. Hab einfach vergessen, mein Handy wieder anzuschalten.«
    »Hast du die Akten für die Truppe in Naas fertig gemacht?«
    »Ja. Das Lieblingsprojekt des Justizministers«, bestätigte Quinn mit einem Nicken.
    Doyle schob die Hände in die Taschen. »Und wie denkst du hierüber? Dass unsere kleine Eva einfach verduftet, ohne irgendjemandem was zu sagen?«
    »Warst du schon oben?«, fragte Quinn.
    Doyle nickte. »Die Mädchen haben recht: Es sieht nicht so aus, als hätte sie in ihrem Bett geschlafen.«
    Quinn spürte Doyles Unbehagen. Außerdem stand es ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Lass uns die beiden zur Schule bringen«, sagte er. »Ich weiß, was dir durch den Kopf geht, aber da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Eva ist nicht die Sorte Frau, die etwas Dummes tut. Das weißt du.«
    Jahrelang war Quinn dem älteren Mann unterstellt gewesen. Als er als junger Polizist angefangen hatte, war Doyle bereits Sergeant gewesen. Dann wurde Quinn ebenfalls Detective, und sie hatten eine Weile als Sergeants zusammengearbeitet, bis Quinn schließlich zum Inspector befördert wurde. Doyle hatte nie die Absicht gehabt, etwas Höheres als ein Sergeant zu werden, und seine Methoden basierten auf denen des Brano Five Teams , das in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern immer dann gerufen worden war, wenn es irgendwo größere Probleme gab. Geleitet wurde dieses Team damals von Jim »Lugs« Brannigan, einem legendären Dubliner Polizisten, der für Irland boxte, sich im Umgang mit den Schurken der Stadt aber nicht an die offiziellen Regeln hielt. Den sogenannten harten Jungs ließ er immer die Wahl, ob sie gegen ihn im Ring antreten oder lieber vor Gericht erscheinen wollten. Die meisten entschieden sich für Letzteres. Berühmt war er geworden, weil er es eines Abends in Dolphin’s Barn allein mit einer ganzen Gang aufgenommen hatte, und deswegen war er auch derjenige, den man rief, als ein Betrunkener aus der Meath Street als Zahlungsmittel ein Beil benutzte, um im Pub an sein Bier zu kommen.
    Gemeinsam verfrachteten Quinn und Doyle die Mädchen in den Wagen, und Doyle fuhr die kurze Strecke zur Schule. Quinn gab ihnen einen Abschiedskuss und sagte, sie sollten sich keine Sorgen machen. Er sah ihnen nach, wie sie quer über den Pausenhof auf den Eingang zusteuerten.
    »Möchtest du nicht vielleicht den Direktor über die Situation informieren?«, schlug Doyle vor.
    Quinn schüttelte den Kopf. »Ich möchte vorerst mit niemandem darüber sprechen. Eva ist im Moment nicht sie selbst, das wissen wir beide. Lass uns einfach herausfinden, wo sie ist, und sie nach Hause bringen.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Verdammt«, sagte er, »ich soll heute ja eigentlich nach Naas fahren.«
    Er holte sein Handy heraus, trat ein paar Schritte beiseite und rief Murphy an. »Hör zu, Murph, mir ist etwas dazwischengekommen«, erklärte er. »Kannst du die Akten nach Naas bringen und das Team ohne mich einweisen?«
    »Natürlich. Was ist denn passiert?«
    »Es geht um meine Frau«, antwortete er heiser. »Sie ist weggefahren und hat die Mädchen allein gelassen. Behalte das bitte für dich, ja? Ich und Doyle werden sie schon finden, und dann komme ich nach Naas.«
    Doyle hatte die Hände in die Taschen geschoben und seinen Kragen bis unter die Ohren hochgeklappt. Er wirkte abwesend, doch nachdem Quinn sein Telefonat beendet hatte, wandte er den Kopf.
    »Du weißt, was ich befürchte«, sagte Doyle. »Es sieht ihr zwar nicht ähnlich, aber letztendlich sieht es niemandem ähnlich, oder? Du hast sie gestern doch erlebt, Mossie – wie sie es gerade noch so schaffte, mehr aber nicht. Ich sage das jetzt nur, weil es gesagt werden

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