Seelenraub
dass Peter verletzt oder ins Exil nach Illinois geschickt wurde.
Als ihr Freund ohne besondere Eile zum Auto zurückgeschlendert kam, verriet seine Miene Zufriedenheit, was bedeutete, dass er etwas herausgefunden hatte.
Kaum saß Peter im Wagen, platzte Riley heraus: »Du bist echt wahnsinnig! Du hättest da nicht allein reingehen dürfen. Wer weiß, was sie mit dir hätten anstellen können!«
»Wahnsinnig? Und das von jemandem, der Dämonen fängt, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen?«
»Es geht hier nicht um mich!«, gab sie zurück. »Also gib’s auf. Was hast du herausgefunden?«
»Ich habe dem Pförtner erzählt, ich müsste eine Schularbeit schreiben. Ich habe dafür gesorgt, dass ich wie ein Streber aussehe, damit er mich nicht für gefährlich hält.«
Den Streber zu machen fiel Peter nicht besonders schwer. »Und?«
»Dieser Betrieb ist die einzige offizielle Recyclingstelle der Stadt, zumindest für die Weihwasserflaschen. Sie sammeln sie ein, reißen die Etiketten und Steuerstempel ab und waschen sie aus. Anschließend werden sie auf einen LKW verladen und zur Celestial Supplies Fabrik gebracht, um wiederbefüllt zu werden. Dort bekommen sie auch ein neues Etikett und werden abgestempelt, ehe sie zum Großhändler kommen.«
»Dann werden sie also von hier gestohlen?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Das weiß ich noch nicht. Der Pförtner sagte, sie würden jede Flasche zählen, die reinkommt und rausgeht. Aber wenn jemand einen Weg gefunden hat, ein paar davon rauszuschmuggeln, ehe sie gereinigt und die Etiketten und Steuermarken entfernt werden, muss er nur noch ein neues Etikett draufmachen und sie mit Leitungswasser füllen.«
»Und solange der neue Aufkleber die ursprüngliche Chargennummer hat, die zur Steuernummer passt, sieht alles koscher aus.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Aber sie müssten die Unterlagen fälschen, um die fehlenden Flaschen zu vertuschen.«
»Das ist das Problem an der Theorie«, gab er zu. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die Flaschen tagsüber klauen, also werden wir nachts auf Beobachtungsposten gehen müssen.«
»Würdest du das mit mir machen?«
»Klar.« Peter verschränkte seine Finger und ließ die Gelenke knacken. »Es lebe die Technik. Mir wird schon was einfallen.«
Langsam entwickelte ihr Freund ein Selbstbewusstsein ungeahnten Ausmaßes. »Du bist echt unglaublich, weißt du das eigentlich?«
»Ich bin vielleicht unglaublich, aber vor allem bin ich hungrig.«
»Ich lad dich zum Lunch ein, wie wär’s?« Sie sah, wie er den Mund aufmachte, um zu protestieren, aber sie kam ihm zuvor. »Ich habe Geld.« Dann erklärte sie, wie sie es bekommen hatte und wie viel es war.
»Beck hat dir einen Tausender gegeben?«, sagte Peter erstaunt. »Und du glaubst, er sei ein Arsch, weil …?« Er bedeutete ihr, den Satz zu vervollständigen.
»Fang nicht damit an.«
Ihr Partner überprüfte etwas auf seinem Handy. »Vier Komma drei Kilometer nördlich von hier gibt es ein vietnamesisches Restaurant. Ich will
Pho
.«
»Genau, Nudeln sind jetzt genau das Richtige.«
21. Kapitel
Obwohl man sie »eingeladen« hatte, sich mit den Jägern im Westin zu treffen, saßen Beck und Stewart jetzt im Gang fest und wurden ignoriert. Je länger Beck wartete, desto wütender wurde er. Als es so aussah, als würden sie in absehbarer Zeit nicht zu den Jägern geführt, bezirzte Stewart ein Zimmermädchen, ihnen zwei Stühle zu bringen, gab ihr ein Trinkgeld für den Gefallen und ließ sich auf einem der Sitze nieder.
»Sir …«, begann Beck.
Der Schotte winkte ihn zu seinem Stuhl. »Lass dich nicht von ihnen fertigmachen, Junge. Das ist alles Absicht. Wir geben ihnen noch fünf Minuten, dann sind wir draußen. Anschließend werde ich mit dem Erzbischof reden.«
Sie hatten sich gerade erhoben, um zu gehen, als einer der Jäger im Flur auftauchte und sie hereinwinkte. Auf Beck wirkte das Hotelzimmer riesig, wie drei Räume in einem. Rechts gab es eine winzige Küchennische, links ein kleines Badezimmer und direkt vor ihnen einen großen, offenen Bereich. Dort standen ein Konferenztisch sowie sechs Sessel.
Der Duft von frischem Kaffee stieg ihm in die Nase und erinnerte ihn daran, dass er heute mit ein paar Tassen im Rückstand war. Neben der Kaffeemaschine stand ein Teller mit Donuts. Anscheinend mochten die Jäger die glasierten mit den kleinen Streuseln drauf besonders gerne.
Auf den Polstersesseln am Tisch saßen drei Männer – Hauptmann Elias
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