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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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die Einzige, die so spät noch auf seiner Büronummer anrief. Er nahm das Gespräch an, und obwohl Esther sich Mühe gab, ihre Enttäuschung darüber zu verbergen, wieder einmal ohne ihn zu Bett gehen zu müssen, merkte er es ihr an.
    »Morgen haben wir es geschafft, Liebes«, vertröstete er sie und hoffte, sein Wort diesmal halten zu können. Bevor er das Telefonat beendete, bat er Esther noch, ihm seine »kleine Prinzessin« ans Telefon zu holen, um ihr gute Nacht zu sagen. Seine zweijährige Tochter war sein Ein und Alles. Ein letzter Gutenachtkuss, dann legte er auf.
    Keine Minute später kam Yoani Lee zur Tür herein. Ihre langen schwarzen Haare waren ganz nass vom Regen. Wie sooft war die hochgewachsene Koreanerin mit den etwas zu knappen Röcken noch einmal zurückgekommen, weil sie irgendetwas im Büro hatte liegenlassen. Eisfeld schätzte seine Assistentin, die einen überdurchschnittlich hohen Intelligenzquotienten besaß und sechs Sprachen fließend in Wort und Schrift beherrschte, wenngleich sie in seinen Augen der vergesslichste Mensch der Welt war. Dieses Mal war es offenbar ihr Wohnungsschlüssel gewesen. Bei dieser Gelegenheit sprachen sie nochmals kurz über die bevorstehende Verhandlung, und als Yoani Lee wieder gehen wollte, bat Eisfeld sie, noch etwas zu bleiben. Mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen trat er hinter seinem Schreibtisch hervor, griff in die Innentasche seines Jacketts und brachte eine mit Samt überzogene Schatulle zum Vorschein. Die Asiatin zog ihre gezupften Brauen hoch, und ihre Augen weiteten sich, als er die Schatulle aufklappte und ihr einen funkelnden Ring unter die Nase hielt.
    »Und, was sagst du?«, fragte er gespannt.
    »O mein Gott, Mark!« Yoani schlug sich mit der flachen Hand aufs Herz und lächelte ihn gerührt an. »Er ist wunderschön.«
    »Bist du sicher?«
    Eifrig nickte Yoani. »Ganz sicher – er wird Esther gefallen.« Sie grinste ihn an. »Ich würde dich schon allein wegen dieses Klunkers heiraten«, scherzte sie.
    Erleichtert, die richtige Wahl getroffen zu haben, ließ Eisfeld die Schatulle zuschnappen und steckte sie wieder ein.
    »Also dann, bis morgen«, verabschiedete sich Yoani.
    »Bis morgen, gute Nacht.« Zufrieden mit sich, setzte er sich wieder hinter seinen Schreibtisch und hatte es bereits bildlich vor Augen, wie er seiner langjährigen Lebensgefährtin nach der morgigen Gerichtsverhandlung den ersehnten Heiratsantrag machen würde.

21
    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, die er bereits hinter dem Steuer seines schwarzen Lieferwagens saß und auf das verglaste Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite starrte. Schweiß rann ihm den Nacken hinunter, als er mit zittrigen Fingern seine Zigarette zum Mund führte. Mit der anderen Hand umfasste er das Messer in der Bauchtasche seines Kapuzenpullovers, während er den Wachmann, der in seinem Kabuff im Erdgeschoss saß und unablässig auf die Monitore der Überwachungskameras starrte, keine Sekunde aus den Augen ließ. Der Regen trommelte aufs Dach, und sein Herz raste wie wild in seiner Brust, während er im Geiste die nächsten Schritte durchging.
    Er hatte alles bis ins kleinste Detail geplant. Nun galt es lediglich, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Er blickte auf seine Uhr und wusste, der alte Mann würde in Kürze seinen vierten Rundgang antreten, sobald die Reinigungskräfte in genau sieben Minuten eingetroffen wären. Seine Chance, unbemerkt ins Gebäude zu gelangen! Nervös starrte er auf die Uhr. Das Reinigungspersonal tauchte erwartungsgemäß pünktlich auf, und der Wachmann machte sich mit seiner Taschenlampe auf zu seinem Rundgang. Blitzschnell setzte der Mann im Lieferwagen die Kapuze auf, nahm seinen Handwerkerkoffer vom Beifahrersitz und stieg aus dem Wagen.
    Mit einem flüchtigen Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass ihm niemand folgte, als er die Straße überquerte und durch den prasselnden Regen auf das Eingangsportal zusteuerte. Hätte der Wachmann sich noch einmal nach den Monitoren umgeschaut, hätte er vielleicht gesehen, wie die Gestalt mit dem Handwerkerkoffer hinter der Putzkolonne ins Gebäude schlich. Während die Reinigungskräfte ihre Putzwagen in die Aufzüge schoben, verschwand der Mann im Kapuzenpullover unauffällig in der Tür zum Treppenhaus. Er hatte den Ablauf genauestens studiert, und alles lief nach Plan. Er ließ die schwere Metalltür hinter sich zufallen, verschnaufte kurz und warf einen Blick auf die Uhr. Er wusste, er

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