Seelenriss: Thriller
Wochen zunehmend ans Herz gewachsen war. Er war nicht nur ein guter Kollege, auf den sie zählen konnte, sondern bisweilen übernahm er in beruflich schwierigen Situationen fast schon die Rolle des Vaters, den sie nie gehabt hatte. Sie gratulierten Lucy, überreichten ihr mit den Kollegen der Mordkommission ein Set Lamy -Kugelschreiber – Lena hatte gehofft, sie hätten sich etwas Originelleres einfallen lassen – und aßen jede Menge Torte. Und trotz des Vorfalls mit Vogt erinnerte Lena sich nicht, wann sie sich zuletzt so gut amüsiert hatte.
»Wie geht es eigentlich Marietta?«, erkundigte sich Lena beiläufig bei Belling.
»Ich glaube, ich kann behaupten, dass es ihr ohne diesen Mikey deutlich besser geht.«
»Und was ist mit dem Baby?«, fragte Lena nach.
Belling spitzte die Lippen. »Ich muss zugeben, dass ich den Gedanken, Opa zu werden, noch etwas gewöhnungsbedürftig finde. Doch ganz gleich, ob Marietta sich für oder gegen das Kind entscheidet, ich werde zu ihr stehen. Das bin ich ihr schuldig«, erklärte er und lächelte. »Immerhin ist es angesichts dieser Probleme zur Aussprache zwischen mir und meiner Exfrau gekommen«, verkündete er sichtlich erfreut. »Helena nimmt mir die Beschattung zwar immer noch übel, andererseits hat ihr der ganze Aufwand, den ich für sie betrieben habe, wohl auch ein wenig imponiert.«
Lena grinste. »Das hört sich ganz nach einem Friedensangebot an.«
Er nickte.
»Das freut mich wirklich sehr für Sie«, sagte Lena und meinte es auch so. In diesem Moment tauchte Matthias auf, den Lena auf dem Weg zur Party spontan dazu bestellt hatte. Sie hatte sich entschieden, ihm eine zweite Chance zu geben.
»Ich wollte mir ohnehin gerade einen Drink holen«, murmelte Belling und ließ Lena mit ihrem Ex allein.
Lena lächelte Matthias an. »Schön, dass du es noch geschafft hast.«
Schmunzelnd hob er die Brauen. »Wenn du mir ausnahmsweise mal keine Abfuhr erteilst, sondern mich einlädst, muss ich die Chance natürlich nutzen.«
Sie lachten. Lena hatte sich fest vorgenommen, trotz ihrer niederschmetternden Tumor-Diagnose das Beste aus der Zeit zu machen, die ihr noch blieb. Sie wollte die kommenden Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre nicht länger in Einsamkeit verbringen.
»Auf uns«, sagte Lena und stieß mit Matthias an.
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