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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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„Ich
weiß, es scheint viel länger her zu sein, aber du sagtest
mir erst heute Morgen, dass meine Tarnung niemals auffliegen darf. Du
hattest Recht. Es wäre ein riesiges Unglück, wenn ich
enttarnt werden würde. Deshalb bleibt uns keine andere Wahl. Wir
müssen Zane erlauben, dich auszubilden. Auch wenn ich einfach
nicht verstehen kann, warum Zane das so verflucht wichtig ist –
er würde Damian ohne zu Zögern alles verraten, wenn er es
nicht schafft, seinen Willen durchzusetzen.“
    Tapfer versuchte Melica,
sein Lächeln zu erwidern. Sie schaffte es nicht. Stattdessen
starrte sie ihn an wie eine auf Drogen gesetzte Bulldogge. „Ich
hatte nicht vor, dir irgendwelche Vorwürfe zu machen. Viel
schlimmer als das Training von Tizian wird es schon nicht werden.“
Melica konnte ja auch nicht ahnen, wie falsch sie mit diesen Worten
doch liegen würde.
    „ Kann mir bitte
jemand zeigen, wie ich zurück zu meinem Zimmer komme?“,
bat sie nach einigen Augenblicken leise. „Ich kenne mich hier
noch nicht so richtig aus.“
    Tizian hatte seinen Mund
schon geöffnet, doch Jonathan kam ihm zuvor. „Ich werde
dir den Weg zeigen“, sagte er und bedeutete ihr mit einem
leichten Nicken, ihm zu folgen.
    Melica lächelte
dankbar. „Gute Nacht“, murmelte sie in die Runde, bevor
sie hinter Jonathan in den düsteren Gängen verschwand.

    ~*~
     
    „ Bist du sehr wütend
auf mich?“, fragte Jonathan plötzlich, nachdem sie schon
viele Meter durch das Antrum gegangen waren.
    Melica warf ihm einen
überraschten Blick zu. „Warum sollte ich wütend
sein?“
    „ Isak hat mir
gesagt, dass du herausgefunden hast, dass ich dein Mentor bin“,
sagte Jonathan und zuckte etwas linkisch mit den Schultern. „Ich
dachte mir, du seist vielleicht ein wenig sauer, weil ich dich nicht
gefragt habe.“
    Melica überlegte
kurz. Dann schüttelte sie den Kopf. „Du hast richtig
gehandelt. Hättest du mich damals gefragt, wäre ich dagegen
gewesen. Schon allein aus Prinzip, weil ich nichts mit euch Dämonen
zu tun haben wollte. Im Nachhinein hätte ich es jedoch bereut,
denke ich. So seltsam dies auch klingt: es beruhigt mich, dass du auf
mich aufpasst. Jetzt, wo ich weiß, dass da jemand ist, der sich
um mich sorgt, fühle ich mich irgendwie sicher. Und deshalb bin
ich auch nicht wütend auf dich. Ich bin dir viel eher dankbar.“
    Die Verblüffung war
Jonathan nur zu deutlich anzusehen. Er schwieg. Erst nach einigen
Momenten schien er seine Sprache wiederzufinden. „Ich muss
zugeben, dass ich mich in dir getäuscht habe. Für deine 17
Jahre kannst du erstaunlich vernünftig sein.“
    „ Das hat mir dein
Bruder heute Morgen auch schon gesagt“, erwiderte Melica
verwundert. „Ihr scheint beide ein völlig falsches Bild
von der heutigen Jugend zu haben. Wenn wir es wollen, können wir
durchaus auch ernst sein.“
    Jonathan ließ ein
leises Lachen hören. „Du hast vergessen, dass ich
Professor bin. Ich weiß, wie sich die Menschen in deinem Alter
benehmen. Unter normalen Umständen treffen sie keine besonders
durchdachten Entscheidungen. Allerdings muss ich sagen, dass du das
vor vier Monaten wahrscheinlich auch noch nicht getan hättest.“
    Eisige Kälte strömte
mit einem Mal durch Melicas Körper und erreichte ihren Verstand.
Sie brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, dass es Angst war,
die sie dort spürte. Angst, die sie verwirrte, Angst, die jede
Zelle ihres Körpers zu absoluter Regungslosigkeit verdammte.
    „ Ich…ich habe
mich verändert?“, krächzte sie schließlich
hervor.
    Jonathan bedachte sie mit
einem verständnislosen Blick. „Natürlich hast du
das.“
    Absolute Resignation ließ
Melica die Augen schließen. „Oh.“ Mehr sagte sie
nicht. Sie konnte es nicht. Denn dafür war ihr Entsetzen über
Jonathans Worte viel zu groß. Verdammt noch mal – er
hatte ja Recht. Sie hatte sich tatsächlich verändert.
Nicht, dass sie ihrem früheren Ich großartig
hinterhertrauerte, ganz im Gegenteil! Sie wusste, dass sie
schrecklich launisch hatte sein können, kindisch, lächerlich,
kaum zu ertragen! Natürlich war sie dies auch jetzt noch, aber
eigentlich stimmte es, insgesamt war sie wirklich ernster geworden.
Das, was sie jedoch störte, war das Wissen, was zu ihrer
Veränderung geführt hatte. Sie hatte sich nicht freiwillig
verändert, hatte es tun müssen, weil irgendein gestörter
Dämon auf die Idee gekommen war, ausgerechnet sie zu verwandeln.
Sie war dazu gezwungen gewesen. Melica seufzte schwer. Also hatte

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