Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
glaube euch kein Wort.“
„ Das ist doch
totaler Bullshit!“, widersprach Tizian laut. „Verdammt –
Melica! Wir sagen die Wahrheit.“
Melica nickte gönnerhaft.
„Natürlich tut ihr das“, versicherte sie, doch jeder
Taube würde sehen, dass sie es nicht ernst meinte.
„ Hör auf mit
dem Unsinn!“, schnappte Jonathan genervt. „Du musst doch
merken, dass wir keine Lügen erzählen! Das hier ist kein
Test!“
„ Das habe ich schon
verstanden“, erwiderte Melica und nickte.
„ Wie dumm kann man
eigentlich sein?“, stöhnte Jonathan.
Melica lehnte sich mit
einem gefährlichen Lächeln vor, so nah, dass sie die
winzigen Bartstoppeln auf Jonathans Wangen sehen konnte. „Hast
du mich gerade dumm genannt?“, hauchte sie sanft.
Jonathan öffnete den
Mund, doch bevor auch nur ein Ton seine Lippen verlassen konnte,
verkündete eine ungläubige Stimme: „Ich hatte ja
gehofft, dass ihr zusammen kommt, aber dass das so schnell geht,
hätte ich nicht gedacht.“
Melica zuckte zurück
und riss ihren Kopf in die Höhe. Yvonne stand vor ihrem Tisch
und sah so aus, als könne sie sich nicht recht entscheiden, ob
sie entrüstet oder begeistert sein sollte.
„ Wovon sprichst
du?“, fragte Jonathan alarmiert.
„ Ihr flirtet. In
aller Öffentlichkeit.“
Melica straffte sich und
starrte Yvonne fest in die Augen. Nun…zumindest hatte sie dies
versucht. Ihr Blick erinnerte wohl eher an den eines panischen
Kaninchens als an den einer ernstzunehmenden Persönlichkeit.
„Wir flirten nicht. Mit Sicherheit nicht. Schon allein die
Vorstellung ist widerlich“, teilte sie Yvonne überzeugt
mit und interessierte sich recht wenig dafür, dass Jonathan
beleidigt das Gesicht verzog.
Er schien ihre Meinung
jedoch zu teilen, denn nach einem Augenblick des Schweigens,
behauptete er: „Wir streiten uns nur.“
Eigentlich hatte Melica
gedacht, dass Yvonne erleichtert reagieren würde. Das tat sie
jedoch nicht. Ganz im Gegenteil. Sie starrte sie ungläubig an,
die braunen Augen waren vor Fassungslosigkeit geweitet. „Ihr
streitet? Im Antrum? Habt ihr den Verstand verloren? Gregor könnte
euch hören!“ Kopfschüttelnd ließ sie sich neben
Melica auf die Bank fallen.
Während Melica
verständnislos die Stirn runzelte, schlossen die beiden Brüder
resigniert die Augen. Vollkommen synchron! Ein schönes Bild.
„ Es geht Gregor
nicht das Geringste an, wann, wie, wo und mit wem ich streite!“,
stellte Melica klar und bedauerte aufrichtig, dass ihr auf die
Schnelle nicht noch mehr Wörter eingefallen waren, die mit
diesem Buchstaben begannen.
„ Das denkst du!“,
sagte Yvonne und schüttelte erneut den Kopf. „Streit im
Antrum ist verboten. Gregor sagt, dass ein böses Wort zu viel
Schaden anrichten kann, gerade jetzt, so kurz vor dem Krieg.“
Sie verstummte, dann blickte sie fragend in die Runde: „Worum
ging es denn?“
„ Melica will uns
nicht glauben, dass es-“
„ Halt!“,
unterbrach Melica Jonathan schnell. Sie starrte Yvonne misstrauisch
an. „Was weißt du über Hildegard Volbrink?“
„ Volbrink?“,
echote Yvonne perplex und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
„Öhm…keine Ahnung? Sollte mir das irgendetwas
sagen?“
„ Ha!“, stieß
Melica triumphierend hervor. „Ihr glaubt echt, dass ich euch
alles abkau-“
„ Obwohl warte“,
fiel Yvonne ihr nachdenklich ins Wort. „Volbrink. Hieß so
nicht diese Hexe, die damals die 13 Geister beschworen hat?“
Melica klappte ihren Mund
wieder zu. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Sie
schluckte, biss sich auf die Unterlippe. Dann murmelte sie
anerkennend: „Ihr habt sogar Yvonne in eurer Spiel
mithineingezogen. Ihr seid wirklich gut.“ Ihr Blick fiel
zufällig auf die Uhr an Yvonnes Handgelenk. Schlagartig richtete
sie sich auf. „Wie spät ist es?“, quiekte sie und
zuckte leicht zusammen, als sie ihre eigene Stimme hörte. Gott,
sie klang ja fast genauso schrecklich wie diese Klara!
Yvonne starrte sie mit
einem Ausdruck auf dem Gesicht an, der Melica deutlich machte, dass
Yvonne sie für völlig verrückt hielt. Zu Melicas
Erleichterung verlor sie kein Wort darüber, sondern blickte
verdutzt auf Armbanduhr. „Kurz nach 8 Uhr. Warum?“
„ Verfluchte Scheiße,
verdammt!“ Melica sprang auf, Verzweiflung schwang in ihrer
Stimme mit. „Scheiße!“, wiederholte sie noch
einmal, nur um die Ernsthaftigkeit der Situation zu untermauern. Dann
starrte sie Jonathan entsetzt an. „Wie zur Hölle komme ich
zum Schacht?“
„ Du
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