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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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ein
weiteres Wort durch ein Loch aus der Halle schritt.
    Melica folgte ihm
schweigend. Ein leises Geräusch hinter ihr zeigte, dass sich der
Schacht wieder geschlossen hatte. Als sie sich umdrehte, konnte sie
ihn nicht mehr erkennen, so nahtlos verschwand er in der
weißgetünchten Wand. Melica schüttelte leicht den
Kopf. Dann rannte sie nach draußen.

    ~*~
     
    Melica war noch nie in
Schorfheide gewesen. Sie wusste noch nicht einmal, in welchem Teil
von Deutschland Schorfheide überhaupt lag. Warum sie sich also
sicher war, dass sie sich genau dort befand? Nun, es stand auf einem
großen Schild, direkt vor ihr.
    Allerdings wäre es
gelogen, wenn sie behaupten würde, dass sie das in irgendeiner
Art und Weise interessierte. Nein, das, was ihre Aufmerksamkeit in
dem Moment wirklich in Beschlag nahm, war etwas ganz anderes. Dort,
am Rande eines feinen Kieselwegs lag ein Stein. Ein gigantischer
Stein, knapp zwei Meter hoch und mindestens genauso breit. Und mitten
auf dem Felsen prangte ein Gesicht. Es weinte, bestand aus zwei
Augen, einer Nase und einem Mund und war mit weißer Farbe
direkt auf den Stein gemalt worden.
    „ Steht da vorne
wirklich ein trauriger Stein? Oder bin ich inzwischen vollkommen
verrückt geworden?“, fragte Melica stirnrunzelnd.
    „ Du bist eine
Schattenkriegerin – dass du verrückt bist, ist also ganz
offensichtlich“, erklärte Zane trocken. „Doch in
diesem Fall hast du Recht: dort am Weg steht tatsächlich ein
deprimierter Stein.“ Dann schwieg er, zögerte. Sekunden
später zog er mit einem leichten, fast unsichtbaren Lächeln
die Augenbrauen hoch. „Ich denke, dass wir ihm einen Namen
geben sollten. Angelina vielleicht. Oder Jim“, verkündete
er und weidete sich offenbar an ihrem deutlichen Entsetzen. „Ja,
ich denke, Jim wäre passend.“
    Melicas Mund war vor
Fassungslosigkeit ganz trocken. Sie schluckte hart. „Was wollen
Sie damit sagen?“, krächzte sie.
    Zane lächelte
höhnisch. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst“,
behauptete er, doch seine Stimme verriet deutlich, wie falsch diese
Worte doch waren.
    „ Natürlich
wissen Sie das!“, keifte Melica panisch. „Wie kommen Sie
gerade auf den Namen?“
    „ Zufall. Ich finde
einfach, dass der Name Jim hervorragend auf jemanden passt, der
einsam ist, der von seinen Freunden verlassen worden ist, jemanden,
der traurig und verzweifelt ist, weil ein jeder irgendwann von ihm
flüchtet, sei es die alkoholsüchtige Mutter, die beste
Freundin, die eigentlich immer so etwas wie die kleine Schwester für
ihn gewesen ist…“
    Melica war inzwischen ganz
blass geworden. Wut und Scham strömten zu gleichen Teilen durch
ihren Körper und ließen sie erbeben. „Hören Sie
auf damit! Sie haben doch keine Ahnung!“, schluchzte sie
verzweifelt auf und schlug die Augen nieder.
    Sie konnte den Stein nicht
mehr sehen, wollte ihn nicht mehr sehen. All die unterdrückten
Gefühle brachen auf einmal mit brachialer Gewalt aus ihr hervor,
sie begann zu zittern, zu wimmern und zu schluchzen. Sie hasste sich
selbst dafür, wollte nicht schwach sein, nicht verletzbar. Doch
sie konnte einfach nicht anders. Dafür war der Schmerz über
die zerbrochene Freundschaft zu Jim viel zu real.
    „ In Ordnung“,
erklärte Zane ruhig und Melica riss verstört die Augen auf.
Sie war sich sicher, dass er sie nur verspottete, aber als sie ihn
ansah, konnte sie keinen Hohn auf seinem Gesicht entdecken.
Stattdessen fand sie etwas, das aussah wie Erleichterung.
    Zane ging auf den Stein zu
und hob ihn scheinbar mühelos in die Höhe. Melicas Augen
wurden groß, ungläubig starrte sie ihn an. Der Stein
musste mehrere Tonnen schwer sein! Zane trug ihn jedoch mit einer
Gelassenheit, als wöge er nicht mehr als eine Feder.
    „ Jim ist Teil deiner
ersten Übung“, erklärte Zane und seine Stimme war
leise und ruhig und füllte jeden Winkel. „Deine Ausdauer
ist miserabel. Sie ist das erste, an dem du arbeiten wirst.“
    „ Wie kommen Sie
darauf, dass ich keine Ausdauer hätte?“
    Zane hob eine Augenbraue
und Melica hatte nicht wenig Lust, die Augen zu verdrehen. Dieses
ständige Augenbrauenhochziehen trieb sie zur Weißglut.
Konnte der Kerl nicht einmal etwas anderes machen? Lächeln zum
Beispiel. Oder einen Handstand. Oh, das war ein schönes Bild.
Zane, der auf seinen Händen, mit dem Kopf nach unten, lächelnd
durch die Gegend spazierte. Und einen Clownshut trug.
    „ Wie ich darauf
komme?", wiederholte Zane und Melica riss sich mühsam
zurück in die

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