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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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blieben,
schwebten in ihr Ohr, verweilten und machten ihr eine Heidenangst.
Verzweiflung floss durch ihren Körper. Melica kniff die Augen
fest zu, rollte sich zu einer Kugel zusammen, schwankte, schaukelte
vor Panik auf und ab. All ihre Gedanken traten mit einem Mal in den
Hintergrund, nichts war mehr wichtig. Nichts außer dem
sehnlichen Wunsch, dass diese Geräusche endlich verschwinden
würden.

~*~
     
    „ Ich will etwas von
dem Käse dort. Und eine Scheibe Brot.“ Melica lächelte
frostig, als ihr der Mensch das Essenstablett in die Hand drückte.
    Der arme Mann wirkte
leicht nervös. Melica konnte es ihm nicht verdenken.
Wahrscheinlich würde sie sogar selbst Angst vor sich haben, wenn
sie sich nicht kennen würde. Der Gedanke verwirrte sie und so
beschloss sie, einfach nicht weiter darüber nachzudenken. Sie
würde ohnehin zu keinem Ergebnis kommen.
    Ihre Augen fielen
sekündlich zu und als sie die Bank etwas zurückzog und sich
setzte, schoss ein Quietschen durch die Luft, das sie fast in Tränen
ausbrechen ließ.
    „ Melica! Da bist du
ja!“
    Melica fuhr zusammen, als
Tizians Stimme durch die Halle schwebte. Sie reagierte jedoch nicht
weiter, sondern begann, sich mit einer beinahe krankhaften Perfektion
Käse auf das Brot zu legen. Auch als sich Tizian neben ihr auf
die Bank warf, blieb sie äußerlich völlig ungerührt.
    „ Warum hast du denn
nicht auf mich gewartet?“, fragte Tizian und Melica
registrierte erfreut, dass sich ein Hauch von Besorgnis in seine
Stimme verirrt hatte. „Ich hatte gedacht, dass wir zusammen zum
Essen gehen würden.“
    „ So. Das hast du
gedacht. Hast du mir denn irgendwann davon erzählt?“,
fragte Melica ruhig und biss gelassen in ihr Brot.
    „ Nö. Ich
dachte, das wäre klar gewesen“, erwiderte Tizian verdutzt.
„Hat dich irgendjemand anderes hierhergebracht?“
    „ Nein“,
antwortete Melica knapp. Sollte sich Tizian doch seinen Teil dazu
denken. Sie würde ihm bestimmt nicht erzählen, dass sie
eine ganze Ewigkeit durch die Gänge gewandelt war, weil sie
keine Ahnung hatte, in welcher Richtung der Speisesaal lag. Dass sie
ihn nach einer schier endlosen Zeit schließlich gefunden hatte,
war nicht mehr als purer Zufall gewesen und hatte sie in letzter
Sekunde vor einem Nervenzusammenbruch bewahrt.
    „ Du scheinst mir
irgendwie nicht gerade gut gelaunt zu sein“, bemerkte Tizian
einige Augenblicke später besorgt.
    Zum ersten Mal hob Melica
den Kopf. Sie warf Tizian einen genervten Blick zu. „So?“,
fragte sie, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Teller
richtete. Erst jetzt bemerkte sie, dass er schon leer war. Resigniert
zog sie die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme vor
der Brust.
    Tizian musterte sie mit
gerunzelter Stirn. „Verrätst du mir auch, warum du so
schlecht drauf bist?“
    „ Schlecht drauf?“,
wiederholte Melica ungläubig. „Schlecht drauf? Ich bin
nicht schlecht drauf, Tizian! Ich bin wütend! Wütend, weil
es offenbar niemand für nötig gehalten hat, mir zu sagen,
dass jemand vorhat, mitten in der Nacht, direkt vor meiner Tür,
stundenlang vor sich hinzusterben!“
    „ Sie müssen
bemerkt haben, dass du neu bist.“
    „ Das ist ja schön
für sie“, schnaubte Melica. „Wen auch immer du mit
„sie“ meinst – du kannst ihnen ausrichten, dass ich
sie verbrenne, wenn sie mich noch einmal vom Schlafen abhalten!“
    „ Du kannst sie nicht
anzünden“, sagte Tizian vorsichtig. „Sie sind
bereits tot.“
    „ Das bist du auch.
Soll ich dir einmal beweisen, dass ich dich doch brennen lassen
kann?“
    Tizian schüttelte den
Kopf. „Das meinte ich nicht damit. Sie sind wirklich tot. Nicht
wie du und ich…die Wesen, die du gehört hast…sie
haben keine Körper mehr.“
    Melica seufzte leise.
„Weißt du, Tizian: du kannst wirklich zugeben, dass ihr
mir gestern Nacht irgendeinen Streich spielen wolltet. Ich werde auch
nicht länger wütend sein, versprochen. Es ist unnötig,
sich irgendwelche schlechten Geistergeschichten auszudenken.“
    „ Erinnerst du dich
noch an den Tag, an dem ich meinte, dass du anstrengend werden
könntest?“
    „ Nein. Wieso?“
    „ Ich hatte Recht
gehabt. Himmel nochmal – Melica! Das ist keine
Geistergeschichte!“
    „ Doch, natürlich
ist sie das. Allerdings hat sie einen Logikfehler. Wenn diese
Gestalten körperlos wären, könnten sie keine Geräusche
von sich geben. Das haben sie aber getan. Ganz, ganz sicher!“
    „ Ich erzähle
dir hier gerade, dass im Antrum Geister

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