Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
musst nach links
und dann einfach nur geradeaus gehen, bis du zu einer Metalltür
kommst. Dahinter ist die Eingangshalle“, entgegnete der blonde
Dämon perplex. Er hatte seinen Satz noch nicht beendet, da war
Melica auch schon verschwunden.
Panisch stürmte sie
die Gänge entlang. Als sie den Schacht wenige Minuten später
erreicht hatte, blieb sie keuchend stehen. Hektisch blickte sie sich
um. Doch von Zane war keine Spur zu sehen. Fantastisch. Da tat sie
wirklich alles, um ihre Verspätung so gering wie möglich zu
halten und dann war der Kerl noch nicht einmal da! Das war doch
ungerecht!
„ Ist er noch nicht
da?“
Melica schnellte herum,
doch es war nur Tizian, der dort stand und sie interessiert musterte.
Im Gegensatz zu ihr schien ihn der kleine Sprint nicht im Geringsten
angestrengt zu haben.
„ Was machst du denn
hier?“, schnappte Melica, ohne auf seine Frage einzugehen.
„ Ich lasse dich mit
dem Kerl doch nicht alleine“, gab Tizian zurück. „Wer
weiß, was er sonst alles mit dir anstellen würde.“
Anstatt gerührt zu
sein, schnaubte Melica nur leise. „Du könntest ihn doch
ohnehin nicht aufhalten“, erklärte sie unfreundlich. Das
ihr inzwischen schon beinahe vertraute Pfeifen erfüllte
plötzlich die Luft und eine Frau kam ins Zimmer gestürzt.
„Ich habe Pförtnerdienst“, erklärte sie, bevor
Melica auch nur eine Frage stellen konnte und drückte auf den
Knopf in der Wand. Dann verschwand sie wieder.
Tizian seufzte leise.
Nachdem sich die weiße Wand zur Seite geschoben hatte, öffnete
er die Tür. Seine Miene verfinsterte sich schlagartig, als er
sah, wer dort wartete.
Zane schenkte ihm
keinerlei Beachtung. Schweigend trat er von der Plattform. Melica
fiel sofort auf, dass er andere Kleidung trug als am vergangenen Tag.
Zwar waren sie noch immer dunkel, doch die atemberaubende Eleganz war
verschwunden. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte sich
Melica, woher er die Stoffhose und das Shirt wohl hatte, schließlich
hatte er keine Tasche ins Antrum gebracht.
Dieser Gedanke war aber
schnell verschwunden, als Zane direkt vor ihr stehenblieb.
Melica schluckte nervös.
„ Du bist zu spät“,
raunte Zane sanft.
Melica musste den Kopf in
den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können. Er wirkte
völlig gelassen, doch Melica meinte, einen Hauch von Ärger
in seinen Augen glitzern zu sehen.
Ein Ruck ging durch
Melicas Körper, eine Sekunde später streckte sie ihr Kinn
angriffslustig hervor. „Woher wollen Sie das wissen? Vielleicht
warte ich hier ja schon seit Stunden auf Sie!“
Auch wenn ihr der
schwarzhaarige Dämon unvorstellbare Angst einjagte – sie
würde sich nicht herumschubsen lassen. Was fiel dem eigentlich
ein, ihr Vorwürfe zu machen? Er war doch selbst zu spät!
Zane hob eine Augenbraue,
gleichzeitig huschte der Anflug eines Lächelns über sein
bleiches Gesicht. „Versuchst du gerade, mich für dumm zu
verkaufen?“, fragte er freundlich.
Melica senkte den Kopf.
„Nein“, murmelte sie leise. „Aber-“
„ So kannst du nicht
trainieren“, unterbrach Zane sie unvermittelt.
Melicas Kopf ruckte in die
Höhe. „Wie bitte?“
„ Das Kleid“,
erklärte Zane und deutete mit einem Kopfnicken auf besagtes
Kleidungsstück. „In dieser Aufmachung wirst du wohl kaum
Fortschritte machen können.“
„ Aber bei Tizian
durfte ich auch im Kleid trainieren!“
„ Barkley hat vom
Kämpfen noch weniger Ahnung als Klara von der
Relativitätstheorie“, antwortete Zane abschätzig.
„ Hey!“, rief
Tizian beleidigt und Melicas überraschter Blick flog in seine
Richtung. Sie hatte seine Anwesenheit irgendwie völlig
vergessen.
Zane trat einen Schritt
zurück und drehte sich in einer Gemächlichkeit um, die bei
jedem anderen lächerlich ausgesehen hätte. Bei dem Sarcone
jedoch wirkte sie bedrohlich, ein Umstand, dem sich Zane ganz
offensichtlich mehr als bewusst war. „Hast du irgendein Problem
damit, Barkley?“, erkundigte er sich schnurrend.
Es war seltsam
schockierend anzusehen, wie Tizian jegliche Farbe aus dem Gesicht
wich. Er antwortete nicht.
Sichtlich zufrieden wandte
sich Zane zurück an Melica: „Du hast zwei Minuten Zeit, um
dich umzuziehen.“
Melica wusste selbst
nicht, woher sie den Mut nahm, doch sie warf ihm einen
herausfordernden Blick zu. „Und was ist, wenn ich das nicht
will?“
„ Bist du dir sicher,
dass du das herausfinden möchtest?“ Seine leisen Worte,
zusammen mit einem leichten Lächeln, sorgten dafür, dass
ihr ein
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