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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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eiskalter Schauer über den Rücken lief.
    Mit einem Mal hatte sie
den Wunsch, ganz schnell, ganz weit weglaufen und sich umziehen zu
müssen. Und das tat sie dann auch.
     
     
    Melica hatte keine Uhr.
Für sie gab es keinerlei Möglichkeit herauszufinden, wie
viel Zeit vergangen war, bis sie zurück in die Eingangshalle
trat. Und doch war sie sich sicher, dass sie weit mehr als die zwei
Minuten Zeit benötigt hatte, die Zane ihr zugestanden hatte. Es
konnte gar nicht anders sein, dafür war der Weg von der
Eingangshalle bis zu ihrem Zimmer viel zu weit. Dass sie sich auch
noch verlaufen und minutenlang durch das Antrum irren musste, machte
die Sache auch nicht besser.
    Melica war fest davon
überzeugt, dass Zane sie für ihr Verspäten bestrafen
würde.
    Er tat es nicht, verlor
kein Wort darüber. Stattdessen richtete er sich nur etwas auf,
musterte ihre Armeeshorts und das Top kurz, nickte und deutete
schweigend auf die Plattform.
    Während Melica auf
den Schacht zutrat, warf sie Tizian einen verwirrten Blick zu. Dieser
konnte ihn jedoch nicht sehen. Er hatte sein Gesicht abgewandt,
blickte zu Boden.
    Melica seufzte leise,
Sekunden später zuckte sie erschrocken zusammen. Wann hatte sich
Zane denn neben sie gestellt? Gerade eben war er noch bei Tizian
gewesen, da war sich Melica ganz sicher!
    Zane musste ihre
Verblüffung ja geradezu krankhaft glücklich machen, wenn
man dem seltsamen Funkeln in seinen Augen Glauben schenken wollte.
Und genau dieser Ausdruck war es, der Melicas Beine mit einem Mal
ganz schwach und wackelig werden ließ. Die Wand stach plötzlich
unangenehm in ihren Rücken. Ihr Verstand erklärte ihr, dass
sie wohl umgekippt sein musste. Leider hörte Melica viel zu
selten auf ihren Verstand.
    Verständnislos hob
sie den Kopf, begegnete Zanes belustigtem Blick. Melica spürte,
dass ihr eine brennende Röte in die Wangen stieg, kurz darauf
hörte sie ein leises Lachen.
    Es klang warm, aufrichtig
und wollte so gar nicht zu dem Dämon passen, der es ausstieß.
    Bevor Melica jedoch die
Möglichkeit hatte, auch nur den winzigsten, höchstwahrscheinlich
unglaublichen intelligenten, Laut der Überraschung von sich zu
geben, schoben sich die weißen Wände zurück. Nun
waren sie allein. Melica und Zane. Mitten in einem kleinen,
quadratischen Raum, der starke Ähnlichkeiten zu einem Fahrstuhl
hatte und doch kein Fahrstuhl war. Es war dunkel, fürchterlich
dunkel. Melica konnte nicht einmal ihre eigene Hand sehen. Trotz
ihrer guten Augen. Dann begann der Boden zu beben und Melica musste
sich an der glatten Metallwand festhalten, um nicht umzufallen.
    Sekunden später glitt
die Tür wieder auf. Melica kniff die Augen zusammen, als ihr
helles Sonnenlicht direkt aufs Gesicht fiel. Was sie sah, als sie sie
wieder öffnete, ließ ihre Augenbraue in die Höhe
schießen.
    „ Tizian ist ja gar
nicht mitgekommen“, hauchte sie schließlich verstört.
    „ Deine
Beobachtungsgabe ist zutiefst beeindruckend“, kommentierte
Zane. „Der Angeber hat viel zu viel Angst vor mir, um uns zu
begleiten.“
    Melica rollte mit den
Augen. Natürlich stand sie mit dem Rücken zum Dämon –
andernfalls hätte sie zu dieser Geste wohl niemals den Mut
gehabt. Denn dafür hatte sie das Bild von Zane, der dem
kalkweißen Tizian eine Klinge an den Hals drückte, noch
viel zu gut vor Augen. Und obwohl sie momentan mehr als nur
unzufrieden mit ihrem Leben war, hatte sie keine Lust, in die gleiche
Situation zu geraten wie Tizian am vorherigen Tag.
    Also tat sie das Beste,
das ihr in dieser Situation einfiel: sie ignorierte Zane und ließ
stattdessen ihren Blick noch einmal genauer durch die Halle
schweifen.
    Es schien ein altes
Lagerhaus zu sein. Die Wände bestanden aus dicken, abgenutzten
Holzbrettern. Der Lack hatte sich beinahe vollständig von den
Brettern gelöst und an einigen Stellen klafften Löcher in
der Wand. Die Halle war bis auf einen kleinen, grünen Traktor in
der Ecke völlig leergeräumt, Staub glitzerte in der Luft.
Obwohl der Raum keinerlei Fenster hatte, schien ihr gleißendes
Sonnenlicht direkt aufs Gesicht. Was eventuell daran liegen konnte,
dass direkt über Melica ein gigantisches Loch in der Decke
prangte. Typisch, dass sie gerade an dieser Stelle aus dem Boden
wachsen musste.
    „ Wir sind in einer
alten Lagerhalle“, verkündete sie nach einigen
Augenblicken verwundert.
    „ Und erst dein
Auffassungsvermögen – unglaublich!“, höhnte
Zane, bevor er ihr einen auffordernden Blick zuwarf und ohne

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