Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
stieß ein
Glucksen aus. „Ein Zufall ist in Ordnung. Aber alle?“
„ Könnte doch
sein.“
„ Wenn es Ihnen
leichter fällt, an Zufälle zu glauben, dass will ich Ihnen
diese Vorstellung nicht nehmen“, warf Gregor gelassen ein.
„Aber wer behauptet, dass es nicht auch dieses Mal zu einem
Zufall kommen kann?“
Melica öffnete den
Mund – und wusste nichts dagegen zu sagen. Logische Argumente
waren ja sowas von ungerecht! Resignation bekämpfte ihren
Kampfgeist und eroberte ihren Körper. Melica seufzte. „Wie
können wir herausfinden, ob ich zu den Auserwählten gehöre
oder nicht?“
„ Wir müssen
Ruth fragen.“
„ Wer zur Hölle
ist das denn jetzt?“
Gregor schürzte
pikiert die Lippen. Ob aufgrund ihrer Wortwahl oder ihrer Frage
konnte Melica nicht sagen. Es interessierte sie aber auch nicht.
„ Ruth ist eine
Schattenkriegerin. Weil sie es jedoch für zu gefährlich
hält, mit uns in Verbindung gebracht zu werden, lebt sie nicht
bei uns im Antrum.“
„ Was bringt es denn,
Schattenkriegerin zu sein, wenn man nicht dazu steht?“, fragte
Melica überrascht.
„ Ruth verabscheut
Dämonen. Sie erträgt es nicht, mit uns zusammen zu sein“,
erklärte Jonathan mit leuchtenden Augen. „Weißt du
eigentlich, was für eine Ehre es ist, Ruth kennenlernen zu
dürf-“
„ Ich kann es mir
vorstellen“, unterbrach Melica ihn genervt und starrte Gregor
fragend an. „Ruth ist kein Dämon?“
„ Natürlich
nicht, mein Kind. Dämonen sind doch gar nicht in der Lage,
Prophezeiungen zu sprechen. Ruth ist selbstverständlich ein
Mensch“, erklärte Gregor, als sei das offensichtlich und
Melica das dümmste Wesen auf der Erde.
„ Prophezeiungen
werden von Menschen gemacht?“, fragte Melica ungläubig.
Gregor nickte. „Sagte
ich das nicht gerade?“
Melica gab ihm keine
Antwort und so fügte er, vermeintlich erklärend, hinzu:
„Menschen sind die einzigen Wesen, denen diese Fähigkeit
vergönnt ist.“
„ Irgendeinen Vorteil
muss es ja auch haben, ein Mensch zu sein“, murmelte Jonathan
vor sich hin.
Melica warf ihm einen
ärgerlichen Blick zu. „Hör auf, so abwertend über
sie zu sprechen! Menschen sind mindestens genauso gut wie ihr
Dämonen!“
„ Du bist selbst ein
Dämon“, erinnerte Jonathan sie schnippisch. „Und
außerdem: nenn mir mal einen Vorteil, den Menschen haben! Wir
Dämonen sind schnell, haben außergewöhnlich gute
Augen und Reflexe und erreichen generell alles, was wir auch
erreichen wollen. Und Menschen? Was können die denn bitte?“
„ Menschen sind-“
Verdammt! Warum zum Teufel fiel ihr denn gerade jetzt nichts ein?
Während sie spürte, dass ihre Wangen zu glühen
begannen, verschränkte sie trotzig die Arme vor der Brust.
„Menschen sind auf jeden Fall nicht so eingebildet wie du!“,
verkündete sie grob. Schon während sie diese Worte sprach,
war ihr bewusst, wie falsch sie doch waren. Melica kannte eine Menge
Menschen, die sich selbst für die Könige der Welt hielten.
Die Freundinnen ihrer Mutter zum Beispiel. Oder Vanessa, Jims
eifersüchtige und hirnlose Freundin.
Jonathan schien ihre
Gedanken diesbezüglich zu teilen, denn er schenkte ihr ein
höhnisches Lächeln.
Frostig erwiderte Melica
es. Dann wandte sie sich zurück an Gregor: „Wenn Menschen
Prophezeiungen sprechen können – warum wissen sie dann
nichts davon?“
Ein nahezu trauriger Zug
legte sich um Gregors Lippen. „Wir Dämonen haben uns
darauf geeinigt, dass wir den Menschen Zeit geben, damit sie selbst
herausfinden, was für Fähigkeiten sie haben und wie sie sie
benutzen können. Leider haben sie noch immer nicht begriffen,
dass viele ihre Träume mehr sind als einfache Träume. Nur
ein Bruchteil der Menschen erkennt, was für eine Macht ihnen
durch ihre Träume geschenkt wird.“
„ Von was für
einer Macht sprechen Sie?“
„ Haben Sie schon
einmal etwas von Déjà-vus gehört? Menschen sehen
etwas und haben mit einem Mal das Gefühl, sie hätten es
schon einmal wahrgenommen, am gleichen Ort und auf die gleiche Art
und Weise. Sie wissen nicht, dass ihr Gefühl völlig
nachvollziehbar ist, denn sie standen tatsächlich schon einmal
an demselben Ort – wenn auch nur in ihren Träumen.“
Gregor strich sich nachdenklich über das Kinn: „Ich bin
mir fast sicher, dass ein jeder Mensch schon einmal eine Prophezeiung
gesprochen hat, die sich irgendwann einmal bestätigt hat. Doch
aus irgendeinem mir noch unerklärlichen Grund können sich
nur eine Handvoll Menschen daran
Weitere Kostenlose Bücher