Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
dass uns jemand
folgt, Sarcone?“
„ Menschen reagieren
nicht so schnell. Ich bezweifele, dass uns überhaupt
irgendjemand bewusst wahrgenommen hat. Solange dieser Junge nichts
ausplaudert, wird nie jemand erfahren, was passiert ist.“
„ Jim wird nicht
reden. Er ist Melicas bester Freund.“
„ Allein diese
Tatsache hält mich davon ab, umzudrehen und ihm einfach den Hals
umzudrehen! Verdammt, Barkley! Ist euch Schwachköpfen eigentlich
bewusst, was für ein Risiko es war, Melica mit ihm reden zu
lassen?“
„ Was hätte ich
denn sonst machen sollen? Sie wollte ja unbedingt mit!“
„ Melicas Sicherheit
steht über alles anderem! Ihre Wünsche könnt ihr
getrost ignorieren!“
„ Warum interessierst
du dich für ihre Sicherheit?“
„ Barkley! Nur, weil
uns zufällig dieselbe Person am Herzen liegt, bedeutet das noch
lange nicht, dass du mir solche Fragen stellen darfst!“
Schweigen folgte auf Zanes
Worte. Dann, nach einigen Minuten, die Melica wie eine Ewigkeit
erschienen: „Melica liegt dir also am Herzen, ye?“
Beide schienen Melicas
Anwesenheit völlig vergessen zu haben.
„ Warum seid ihr
hierhergekommen?“, fragte Zane, ohne auf Tizians Worte
einzugehen.
„ Wir mussten
sichergehen, dass Jim ein Mensch ist.“
„ Hätte Melica
euch dies nicht sagen können?“
„ Das hat sie sogar.
Wir waren uns aber nicht sicher.“
„ Warum?“
„ Wir wissen nicht,
wer Melica verwandelt hat. Jim ist ihr Seelenverwandter. Wir dachten,
dass er es gewesen sein könnte.“
„ Aber er ist ein
Mensch.“
„ Und deshalb muss es
ihr anderer Seelenverwandter gewesen sein.“
„ Und ihr wisst, wer
er ist?“
Zum ersten Mal schien
Tizian Zweifel zu bekommen, ob er weiterreden durfte. Er zögerte.
Und eben dieses Zögern sorgte dafür, dass der Wagen mit
einem harten Ruck zum Stehen kam.
„ Zane! Bist du
völlig verrückt geworden?“ Tizians entgeisterte
Stimme schallte vom Rücksitz und drang an Melicas Ohren. Wenn es
nach ihr ginge, hätte er aber auch stumm bleiben können.
Ihr Kopf fühlte sich an, als wäre er mit pinkfarbenen
Wattebäuschen gefüllt – sie verstand kein Wort, das
die beiden Männer von sich gaben. Ein Zittern hatte von ihrem
Körper Besitz ergriffen und machte sie vollkommen fertig.
„ Ihr kennt seinen
Namen?“, zischte Zane, die Stimme schärfer als die Klinge
seines Dolches.
„ Ich kann es dir
nicht sagen!“
„ Mein Dolch hat
gewisse Schwierigkeiten, deine Antwort zu akzeptieren.“
„ Mich umzubringen,
würde dir auch nichts bringen.“
„ Du meinst außer
unbändige Freude?“
„ Wirklich Zane. Ich
kann dir den Namen nicht sagen.“
„ Das ist wirklich
bedauerlich – dann werde ich Damian die Adresse eurer Höhle
wohl verraten müssen.“
Ein lautes Hupen erklang
und ließ Zane genervt aufstöhnen. Er startete folgsam den
Wagen, fuhr los.
„ Du verrätst
uns, Sarcone? Melicas Sicherheit scheint dir doch nicht so wirklich
am Herzen zu liegen.“
„ Damian wird sie
verschonen, wenn ich ihn darum bitte. Für all die anderen
Schattenkrieger sieht es nicht ganz so gut aus.“
Ein schweres,
verzweifeltes Seufzen war zu hören, dann: „Er heißt
Alaric.“
„ Arithmomantie?“
„ Ja.“
Für den Rest der
Fahrt schwiegen sie. Zumindest kam Melica das so vor. Vielleicht
redeten die beiden Dämonen auch weiter und ihr Verstand hatte
sich einfach endlich dazu entschieden, komplett auszuschalten.
Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
Als sie, viele, viele
Minuten später, von Tizian gestützt ins Antrum stolperte,
hatte sie sich wieder einigermaßen gefangen. Sie konnte wieder
fühlen, denken und doch wünschte sie sich, der Zustand des
Schwebens, des Verdrängens hätte länger angehalten.
Denn so erlebte sie die Stunde der Explosion immer und immer wieder.
Sie hörte den ohrenbetäubenden Knall, das Klirren der
Scheiben, die Schreie, sah, wie das Gebäude in Einzelteile
zersprang, spürte die versengende Hitze auf ihrer Haut. Sie war
sich sicher, dass sie getötet hatte. Das Haus musste bewohnt
gewesen sein. Sie hatte bereits ein Menschenleben auf dem Gewissen
gehabt, weil sie die Kontrolle über ihre Kräfte verloren
hatte, doch in dieser Nacht war ihre weiße Weste vollkommen
schwarz geworden. Sie war eine Mörderin, nicht besser als die
Sarcones.
Isak rannte in die
Eingangshalle, das Gesicht vor Trauer verzerrt. Seine hellen Augen
verloren den letzten Glanz, als sein Blick auf das zitternde,
tränenüberströmte Etwas fiel, das vor
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