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Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Titel: Seelensplitter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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rausreißen.«
    Lina verzieht keine Miene zu diesem Scherz und verabschiedet sich mit einem Nicken.
    Als sich die Tür hinter ihr schließt, jubelt sie innerlich und ballt die Hände zu Fäusten. Sie holt tief Luft, bemüht sich zu ordnen, was sie soeben erfahren hat. Sie nimmt den Aufzug in den zweiten Stock.
    Carolin wurde wahrscheinlich umgebracht. Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Jemand hat das Laken über ihre Leiche gelegt. Ihr gepflegtes Äußeres steht im Gegensatz zum Auftreten vor Linas Wohnung. Die Polizei weiß nichts über Carolins Besuch bei Lina. Sie nehmen das Foto mit den an Lina gerichteten Abschiedsworten auf der Rückseite anscheinend nicht besonders ernst. Aufgeschnittene Pulsadern, ein explodierender Vibrator und dann diese seltsame Nachricht auf der Rückseite des Fotos … Wie passt das zusammen?
    Lina verlässt den Aufzug und steht vor einer Panzertür. Die Schleuse, denkt sie. Hinter dieser Tür beginnt das exterritoriale Gebiet der Bullen-Polizei. Falsch. Sie steht wieder vor einer Tür, wird von zwei Kameras beäugt, und nichts passiert. Sie wartet ab, weil sie nicht weiß, was sie tun soll. Kein Knopf. Auch der Zugang lässt sich nicht öffnen. Schließlich ertönt ein Summen, und die Tür lässt sich aufdrücken.
    In dem sich anschließenden Empfangsraum wartet bereits ein Kollege, der sie skeptisch mustert und dann in sein Büro bittet. Grauer Anzug, geschmackvolle dezente Krawatte und äußerst feingliedrige gepflegte Finger. Nur sein Ausdruck ist gleichgültig. Mit einer flüchtigen Geste dirigiert er sie auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch und stellt sich ihr als Jan Richter vor.
    Na, denkt Lina, das kann ja heiter werden.
    »Sie wissen, dass Untersuchungen bei Schusswaffengebrauch vorgeschrieben sind?«
    Lina nickt.
    »Sie haben sich auf eine Notwehrsituation berufen, ist das richtig?«
    »Ich wurde von hinten mit einem Aschenbecher beworfen und …«
    »Von vorn kam es ebenfalls zu einer Angriffshaltung. Richtig?«
    »Nicht ganz, ich habe das als Angriffshaltung gedeutet und …«
    »Ist es richtig, dass Sie einen Warnschuss abgegeben haben?«
    »Also genau genommen …«
    »So wurde es von zwei Zeugen geschildert. Haben Sie dem etwas hinzuzufügen? War es kein Warnschuss?«
    Warum es komplizierter machen als unbedingt nötig? Er will den Fall abschließen, und sie haut niemanden in die Pfanne, weil er die Wahrheit ein wenig frei interpretiert hat. Warnschuss! Klar, warum nicht?
    »Nein, nichts hinzuzufügen«, sagt Lina und wartet ab, was jetzt passiert.
    »Wir werden das prüfen und bewerten. Bis zum Abschluss der Untersuchung bleiben Sie beurlaubt. Vielen Dank.«
    Richter sieht von dem vor ihm liegenden Stück Papier auf und deutet mit einem Blick zur Tür. Kein Handschlag zum Abschied.
    Lina kann kaum fassen, dass es so schnell vorbei ist. Sie dachte, sie müsste ihre Geschichte mehrfach wiederholen, und hatte mit Fangfragen gerechnet, aber nicht damit, dass sie kaum Gelegenheit bekommt, sich zu äußern. Sie nimmt den Fahrstuhl hinunter und fragt sich, welcher zweite Augenzeuge gesagt hat, es sei ein Warnschuss gewesen.
    Sie steht noch vor der Drehtür nach draußen und fingert in ihrer Handtasche schon nach der Zigarettenpackung, als ihr Name gerufen wird. Sven!
    »Lina«, wiederholt er und wedelt mit einem Stück Papier. »Vorläufiger Bericht der Spurensicherung.«
    »Und?«
    »Die Nachricht an dich auf der Rückseite des Fotos. Carolin Scharnhövt hat den Abschiedsbrief an dich nicht geschrieben. Verstehst du? Eindeutig nicht ihre Handschrift.«
    Er zeigt Lina eine Kopie der vermeintlich letzten Worte Carolins.
    »›Auf Wiedersehen, Lina. Glaub ihnen nicht.‹ Und? Kennst du die Schrift?«
    »Meine ist es nicht, das solltest du eigentlich wissen«, sagt Lina und sieht noch einmal auf das Stück Papier.
    Himmel, jetzt nur nichts anmerken lassen, verärgert tun, das Ganze als Angriff werten, gegen den sie sich verteidigen muss. Es ist noch nicht der richtige Augenblick, Sven die Wahrheit zu sagen.
    Ja, jetzt hat sie die Schrift erkannt. An dem extravaganten Schnörkel. Genauso sieht das »G« in »Geheim« aus, das Astrid zu ihrer Adresse und Telefonnummer auf den Briefumschlag geschrieben hat, »Geheim – bitte nicht weitergeben«.
    Als sie endlich im Freien steht und sich eine Zigarette anzündet, rasen die Gedanken nur so durch ihren Kopf. Welchen Sinn ergibt das alles? Warum schreibt Astrid eine Nachricht auf die Rückseite des Fotos? Wie ist sie

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