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Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Titel: Seelensplitter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Blutspiel, das ich mit dem Weißen Drachen spiele.
    Mit den Flecken auf meinem gelben Kleidchen. Es ist das schönste, das ich habe.
    »Sieh nur, der Fleck sieht aus wie ein Schäfchen«, sagt der Weiße Drache, und dann finde ich eine Sonne und einen Regentropfen. Und sie alle entstehen aus kleinen Blutflecken.
    »Und das ist die Tür zu einem Bauernhof, und wenn man die Tür öffnet, dann muhen die Kühe und blöken die Schafe«, sagt der Weiße Drache. »Und da! Könnte das nicht ein Schaf sein? Ein Schaf auf einer gelben Wiese?«
    Doch wenn die Rote kommt, müssen wir das Kleid verstecken. Sie mag das nicht. Sie sagt: »Blut ist unrein.« Blut muss man verstecken. Und der Weiße Drache rollt das Kleid zusammen und schiebt es hinter die Heizung. Darauf kommt sie nie. Die Rote. Sie hat immer Durst, aber sie mag kein Blut. »Das ist unrein«, sagt sie.
    »Unreinheit, so etwas gibt es«, sagt der Weiße Drache. Und dass es da draußen noch viel, viel mehr gibt. Und dass ich das schon sehen werde. Eines Tages. Und er wird kommen, dieser Eines Tages. Das hat er mir versprochen.
    Er malt mit seinem Zeigefinger auf meinen Bauch.
    »Das sind Buchstaben«, sagt er, »rate mal, was das ist.«
    Er schreibt EINES TAGES auf meinen Bauch. Ich weiß es genau. Aber es ist ein Geheimnis. Nur ich und der Weiße Drache dürfen es wissen.
    10
    V on Linas Wohnung aus ist es ganz nah zum Kanal. Ohne diesen Kanal mit den Bänken und Bäumen am Ufer in der Nähe zu wissen, könnte sie hier nicht wohnen.
    Es muss fließen, denkt Lina, die auf einer der Bänke Platz genommen hat und den Deckel des Schuhkartons öffnet, in dem sie die Fotos von Hooge und ein paar Notizen gesammelt hat.
    Drei Entenpaare ziehen vor ihr auf dem Wasser vorüber. Vor ihrer Bank steht ein Angler, der sich zu ihr umdreht und ihr einen misstrauischen Blick zuwirft. Dann starrt er wieder aufs Wasser, hebt seine Rute an und kontrolliert den Köder.
    Auf der anderen Seite dümpelt ein Kindertheaterschiff im Wasser. Eine aufgemalte Pippi Langstrumpf blinzelt herüber, rote Haare, durch die sich die Rostplacken fressen.
    Über den Gehweg schieben zwei Mütter ihre Kinderwagen auf ein Café zu, vor dem bereits eine beträchtliche Anzahl von Kinderwagen geparkt ist. Im Geäst eines Baumes turnt eine Meise herum und beäugt Lina neugierig.
    Vor ihr das fließende Wasser des Kanals, hinter ihr die fließenden Straßen der Stadt und dazwischen das Leben. Ihr Leben, das von einer Vergangenheit erdrückt wird, die sie nicht versteht. Aus der nur verschwommene Bilder aufsteigen. Wie Luftblasen, die an die Oberfläche eines Moores dringen und zerplatzen.
    Sie öffnet den Karton. Seltsamerweise muss sie an Sven denken. Liegt ihm daran, ihr Carolins Tod in die Schuhe zu schieben? Aber warum? Aus Rache? Weil sie ihn so deutlich zurückweist?
    Für Sven hatte sie sich aus der Deckung gewagt und war prompt abgestürzt.
    Sie ist drauf und dran, den Karton zurück in ihre Wohnung zu tragen, als ein kleiner Junge auf einem Edelstahlroller auf sie zuhält, scharf abbremst und sagt: »Kannst du mal Acht geben?«
    Acht geben!
    Er stellt sich neben den Angler, zieht einen Schokoriegel aus der Tiefe seiner Hosentasche, wickelt ihn aus und beginnt zu essen, während er die auf dem Wasser hüpfende Pose beobachtet. Offenbar erwartet er keine Sensationen.
    Nachdem er seinen Riegel aufgegessen hat, geht er zurück zu Lina, sagt »Danke« und rollt davon, indem er mit dem rechten Fuß ordentlich Schwung gibt.
    In dem Alter sind Bekanntschaften noch einfach, denkt Lina und weiß im selben Moment, dass das Unsinn ist. Sie hat keine Ahnung, wie es bei ihr in dem Alter war. Ihr eigenes Leben beginnt erst im Garten ihrer Pflegefamilie. Es beginnt nicht gut. Genau genommen beginnt es sogar ziemlich schlecht.
    Dunkle Flecken und Löcher aus der Vergangenheit nehmen Konturen an, zeigen Ränder. Lina erlebte das, nachdem sie sich in die Affäre mit Sven gestürzt hatte. Trotz ihrer Versuche abzubremsen wurde es zu viel. Von allem zu viel. Zu viel Liebe. Zu viel Nähe. Zu viel Vertrautheit. Zu viel Gewalt.
    »Ziehst du mit mir in eine Wohnung?«, hatte Sven sie gefragt, während er ihr Cordon bleu aß. »Wenn ich es meiner Frau sage, brauchen wir einen Plan. Eine Wohnung.«
    All das nach drei Wochen. Nach vier Wochen schlug er sie zum ersten Mal, weil sie ihm sagte, dass sie für eine gemeinsame Zukunft nicht bereit sei. Sie hatten viel getrunken, beide. Versöhnung, Sex, der ihr den Atem raubte und

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