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Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Titel: Seelensplitter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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noch auf jemanden.
    Fünf Minuten später kommt Alex. Auf seiner Stirn perlt der Schweiß. Statt der Uniform trägt er eine schwarze Lederjacke, wie sie in den 1980er Jahren mal modern war.
    »Keine Sorge, Alex«, sagt Lina, die sofort seine nervösen Blicke bemerkt. »Niemand erfährt ein Sterbenswörtchen.«
    »Wenn ich meine Pension verliere, dann …«
    »… ziehst du bei mir ein, Alex.«
    »Erzähl das mal meiner Frau. Herrje, Lina, muss das denn unbedingt sein?«
    »Du spielst doch immer Odysseus, den Listenreichen, und jetzt hast du Angst um deine Pension?«
    Alex sieht sich um, entdeckt den Kühlschrank und holt sich eine Flasche Bier.
    »Wie wär’s, ich lad dich zu einer Tom-Yam-Suppe ein. Die wird dich beruhigen.«
    »Ne, lass mal«, sagt er und nippt an seinem Bier.
    »Und?«, fragt Lina.
    »Du hast keine Ahnung. So was liegt nicht einfach auf dem Schreibtisch rum, ich hab …«
    »Ich will’s gar nicht wissen«, sagt Lina. »Hast du’s?«
    »Was heißt, du willst das gar nicht wissen? Wenn das rauskommt …«
    »Nun krieg dich mal wieder ein.«
    Alex blickt durch die große Scheibe nach draußen.
    »Die Luft ist rein«, sagt Lina, die sich auf einmal vorkommt wie in einer Szene aus einem Mafiafilm.
    Ohne den Bürgersteig vor dem Imbiss aus den Augen zu lassen, fährt Alex mit der rechten Hand in die Innentasche seiner Lederjacke und steckt ihr unter dem Tisch einen Umschlag zu, den Lina in ihrer Jeansjacke verstaut.
    Währenddessen trommelt Alex nervös auf die Tischplatte.
    »Hey, so ein Dienstsiegel ist keine besondere Sache. Oder hast du schon mal jemanden erlebt, der die Dinger nachzählt?«
    »Nein, aber …«
    »Wir haben uns hier auf ein Bier getroffen. Ich hab dir mein Leid geklagt, weil mir die Decke auf den Kopf fällt. So einfach ist das.«
    Alex leert die Flasche und macht Anstalten zu gehen.
    »Wirklich nichts essen?«, fragt Lina.
    »Ich geh jetzt in den Supermarkt, kauf mir ’ne Flasche Ouzo und träum davon, wie ich auf Rhodos die leeren Flaschen der Touristen einsammle«, sagt Alex.
    Vor dem Ausgang dreht er sich noch einmal um. »Lina, sei vorsichtig! Emmert ist in der Wache aufgetaucht und hat gefragt, ob uns in letzter Zeit was Besonderes an dir aufgefallen ist. Dann ist er das Wachbuch von dem Abend durchgegangen, an dem wir Carolin Scharnhövt gefunden haben. Hat noch mal nachgefragt, wann der Anruf von den Nachbarn einging und wer genau uns zu der Wohnung beordert hat. Jeden Namen wollte er wissen. Und auch, ob die Uhrzeiten absolut korrekt sind.«
    Lina nickt. »Ist sein Job. Und …«
    »Ja?«
    »Danke, Alex.«
    Eine Stunde später steht Lina vor Carolins Wohnungstür und schlitzt mit ihrem Wohnungsschlüssel das Siegel auf. Aus der Wohnung schlägt ihr muffiger Geruch entgegen.
    Im Flur hängt Carolins Jacke. An dem Haken daneben eine Tüte, in die die Spurensicherer die Plastiküberschuhe geworfen haben. Lina wirft einen Blick in das Schlafzimmer, in dem nur noch das Bettgestell steht. Matratze und Bettwäsche müssen die Forensiker ins Labor geschafft haben. Auf dem Boden sind schwarze Flecken von getrocknetem Blut.
    Lina hat das Zimmer viel kleiner in Erinnerung. An den Wänden hängen Fotos von schmalen Häusergassen irgendwo in Südeuropa. Sie bemerkt sie erst jetzt. Einsam muss Carolin gewesen sein, denkt Lina, einsam und voller Angst.
    Auf dem Nachttisch steht ein Foto, das Carolin mit Patrick Kelmes zeigt, daneben das Telefon. Lina kann sich plötzlich gut vorstellen, wie Carolin im Bett liegt und auf einen Anruf wartet, um im Fall des Falles den Hörer doch nicht abzunehmen.
    Seltsam aber sind die beiden Puppen auf der Fensterbank. Pausbäckige Mädchengesichter, frisch gebügelte weiße Kleidchen, die Haare ordentlich gekämmt, beide tragen eine Spange. Daneben stehen eine verwelkte Rose und ein Teller, auf dem in geschwungener Schrift »Carolin« steht.
    Dieses Ensemble auf dem Fensterbrett wirkt auf Lina fast wie ein Altar, ein Abschiedsarrangement: Weiß für die Unschuld, die verwelkte Rose, und auf dem Teller könnte ein Abschiedsbrief gelegen haben.
    Lina streicht mit dem Finger über den Teller. Dann geht sie ins Wohnzimmer. Sie setzt sich auf die Couch und scannt das Zimmer noch einmal Quadratzentimeter um Quadratzentimeter ab. Tisch, Schrank, Regal, Sessel und Schreibtisch dürften von dem eigentlichen Mieter ausgesucht worden sein. Bilder, Dekorationen und die Tischdecke muss Carolin hinzugefügt haben.
    Ist sie hier den Monstern begegnet?
    Im Regal

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