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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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Gesicht mit dem nächstbesten Baumstamm bekannt zu machen. Mit den Gedanken war sie einfach ganz woanders, genauer gesagt bei dem Amulett, das sie bei jedem ihrer Schritte beinahe schmerzhaft auf ihrer warmen Haut spüren konnte. Sie hatte es einfach nicht zurücklassen können, aus welchen Gründen auch immer. Und so hing es nun gut versteckt unter ihrem Sweatshirt und erinnerte sie qualvoll daran, dass sie zu einer Mörderin geworden war.
    Vielleicht war es Zufall, dass sie genau in diesem Augenblick das Gleichgewicht verlor. Vielleicht war es aber auch das Schicksal, das dafür sorgte, dass sie genau dann auf den Boden purzelte, als sie ihre Mutter auffordern wollte, ein wenig schneller zu gehen. Obwohl – was hatte das Schicksal davon, wenn sie am Boden lag?
    „Geht es dir gut? Hast du dir wehgetan?“, fragte ihre Mutter sofort besorgt und als wäre dies nicht schon außergewöhnlich genug gewesen, hielt sie ihr auch noch hilfsbereit die Hand entgegen.
    Melica starrte sie vollkommen entgeistert an. „Ich kann alleine aufstehen, danke“, schnaubte sie gereizt. Zugegeben, durch ihr unfreundliches Auftreten versuchte sie wirklich, davon abzulenken, dass sie würdelos im Dreck lag. „Außerdem kannst du dir dein Mitgefühl sparen. Papa kann dich nicht hören – es ist also niemand da, den du täuschen musst.“ Sie rappelte sich auf und klopfte sich genervt die vertrockneten Blätter von ihrer Hose.
    Als ihre Mutter nicht antwortete, hob Melica den Kopf, schlecht gelaunt und verwirrt zugleich. Doch so wie es aussah, würde sie auch keine Antwort bekommen.
    Janes Augen wirkten seltsam glasig, während sie langsam nickte und ohne ein weiteres Wort weiterging.
    Verständnislos schüttelte Melica den Kopf. Mit einem Mal wollte sie einfach nur noch ankommen…
     
     
    Sie sollte vorsichtig sein mit ihren Wünschen. Wenige Augenblicke später standen sie vor der Hütte, die sie vor vielen Jahren das letzte Mal gesehen hatte. Nur dass diese Hütte nun mehr an eine Art moderne Festung erinnerte als an die kleine Holzhütte von früher. Die mächtigen Wände bestanden aus groben Baumstämmen, die aus irgendeinem Grund rot schimmerten.
    Das Gebäude war lang und breit und sicherlich an die vier Meter hoch. Wirklich beeindruckend war die gigantische Glasfront, die gleich eine ganze Seite des Hauses einnahm. Natürlich waren die Fenster getönt – bei dem Verfolgungswahn ihres Großvaters wäre es auch ein Wunder gewesen, wenn nicht und doch…eine derartig eindrucksvolle Behausung passte so gar nicht zu dem Mann, für den sie Sean all die Jahre gehalten hatte.
    „Hier hat sich aber ganz schön etwas verändert“, flüsterte Jane beeindruckt. „Seans Rente scheint ordentlich etwas abzuwerfen.“
    „Das freut dich, nicht wahr? So erbst du wenigstens eine Menge, wenn er stirbt.“ Melica wusste nicht, wann sie aufgehört hatte, ihrer Mutter etwas vorzuspielen. Aber seit sie sich traute, ihr endlich die Wahrheit zu sagen, fühlte sie sich wahnsinnig gut. Und was sollte ihr Jane auch schon groß antun?
    Ihre Mutter lachte leise. „Dafür brauche ich euren Großvater doch nicht. Wir haben auch so genügend Geld.“
    Melica fing Paulas genervten Blick auf und verdrehte ebenfalls die Augen. Wem versuchte Jane eigentlich etwas vorzumachen? Sie wussten doch alle, dass sie in Wahrheit eine gemeine, gierige, egoistische Kuh war.
    „Habgier ist eine Todsünde“, fuhr Jane fort. „Und ich sehe nicht vor, wegen so etwas wie Geld mein Leben zu verlieren.“
    Das Grinsen auf Melicas Gesicht würde Jane mit Sicherheit nicht gefallen und so wandte sie sich belustigt ab. Neugierig ließ sie ihren Blick durch den Wald wandern. Sean hatte sich wirklich eine schöne Stelle ausgesucht. Das Haus befand sich direkt auf einer kleinen Anhöhe und es schien, als wäre es mitten in den Hügel gebaut worden. Für den Herbst war es erstaunlich warm und, geschützt durch die vielen, mächtigen Bäume, beinahe windstill. Aus der Ferne hörte Melica ein leises Plätschern – vielleicht gab es hier ja einen Wasserfall? Oder es war nur ein Bach, der sich still und einsam seinen Weg durch den bunten Wald bohrte.
    „Deine Tochter ist unaufmerksam, Frank.“
    Überrascht wirbelte Melica herum, die Augen aufgerissen, die Hände verkrampft.
    Da stand er also, direkt vor ihrem Vater. Sean. Melica hatte ihren Großvater anders in Erinnerung gehabt.
    Erstaunt musterte sie den stämmigen Mann, dessen graue Locken für sein Alter bemerkenswert voll waren

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