Seelensturm
beruflich, Angela?" "Wie wäre es denn mit "DU", fragte ich und schon waren wir per du.
Ich erzählte ihr ein bisschen von mir, von meinem Büro - Job und das mir die Kreativität meines Lehrberufes so sehr fehlte, ursprünglich hatte ich nämlich Floristin gelernt. Der Verdienst hatte mich aber dann gezwungen, den Beruf zu wechseln. "Bist du alleine auf der Insel oder bist du mit deinem Mann da?“, fragte Betty. „Nein, ich bin nicht verheiratet“, sagte ich. "Bin alleine hier."
Ich weiß nicht, ich hatte in den letzten Jahren festgestellt, dass der Ton meiner Stimme und mein Blick sich seltsam veränderten, wenn ich das Wort "verheiratet" aussprach. Ich konnte das nicht verhindern und sehr sensible Menschen konnten wohl das ganze Leid und Elend spüren, das ich in diesen Ton und Blick unbewusst legte. Mein gegenüber war einer von diesen Menschen. Betty sah mich mit einem sehr verständnisvollen tiefen Blick an, als sie sagte:
"Eine geschundene Seele muss lange Zeit einsam sein, um wieder zu lernen, wie wertvoll die Zweisamkeit ist. Erst dann ist der Moment gekommen, sich zu öffnen. Wenn eine zweite Seele kommt, die das Leid verstehen kann, welches man selbst ertragen musste."
Während sie diesen Satz sagte, hatte ich das Gefühl, als ob die Zeit stillstand. Ich saß da wie in einem Vakuum und hörte nur den Widerhall ihrer Stimme und sah in ihre tief braunen Augen. Ich konnte das nicht erklären, aber von Betty ging so eine Wärme und Sicherheit aus. Ich konnte nicht fassen, wie beruhigend diese Frau auf mich wirkte. Als der „magische“ Moment vorbei war, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Jetzt erkannte ich an wen sie mich erinnerte, die dunklen Augen, das Lachen, die angenehme Stimme, die einen fast einlullt.......Nicolas!!!!!!!!!!!!!!!
"Den Spruch habe ich einmal auf einer ägyptischen Grabtafel gesehen und er stimmt. Die europäische Version heißt wohl: DIE ZEIT HEILT ALLE WUNDEN ." Sie zwinkerte mir zu, in derselben Art wie Nicolas, und lachte mich an.
"Da hast du wohl recht“, sagte ich und lachte auch. Ich konnte nicht widerstehen und erzählte ein bisschen mehr von mir, meinen Eltern und meinem Bruder, nur als Einleitung um sie nach Geschwistern zu fragen.
Sie sagte: "Ja, ich habe einen Bruder. Der ist sogar hier auf Korfu zurzeit. Er beteiligt sich an den Ausgrabungen, bei denen ich auch mithelfe. Ich verstehe mich auch sehr gut mit meinem Bruder, so wie du mit deinem. Er heißt Nicolas, ich nenne ihn aber einfach nur Nic."
Jetzt war es raus, ihr Bruder war das also. Sie erzählte mir, dass er 38 Jahre alt war und Tag und Nacht am Ausgrabungsort verbrachte.
Wir saßen noch eine Weile und dann sagte sie, dass sie jetzt los muss, übermorgen aber gerne mit mir über die Insel fahren möchte.
"Es war schön mal wieder eine bayerische Stimme zu hören, es ist selten, dass ich mich auf Anhieb so gut mit jemandem unterhalte. Ich finde es wirklich toll." Ich sagte: "Mir geht es genau so“, und ich meinte es ehrlich.
Betty fragte mich, ob ich gerne mit dem Rad über die Insel fahren würde, ich sagte, dass ich sehr gerne Rad fahre.
"Ich leihe mir dann für übermorgen dann ein Rad vom Hotel aus."
Betty meinte: “Nö, ich nehme` das von Spiros, bevor es ganz einrostet" und zwinkerte ihrem Mann zu, der gerade an uns vorbei ging „und du kannst meines nehmen. Wie wäre es um 10.00 Uhr." "Super“, sagte ich. Ich bezahlte noch mein Essen bei Spiros und ging dann mit Betty vor die Taverne. Sie fragte mich noch, ob sie mich zum Hotel fahren soll, ich lehnte dankend ab. "Muss mir noch das Souvlaki ein bisschen "ablaufen". Servus, bis morgen Betty!"
Ich ging heute mal an der Straße entlang zurück, es dämmerte schon ein bisschen.
Im Zimmer angekommen, duschte ich mich, machte die Klimaanlage an und legte mich nackt aufs Bett zum "Auskühlen". Für die Radtour musste ich unbedingt viel zu trinken mitnehmen, beim Radfahren schwitze ich immer wie ein Tier, und wenn ich nicht genug Flüssigkeit zu mir nahm, machte mein Kreislauf immer schlapp. Hier war es doch heißer als ich gedacht habe. Während ich so "ausdampfte" dachte ich noch mal über Betty und Nic nach. Dass mir die Ähnlichkeit nicht gleich aufgefallen war?! Über dem Gegrübel schlief ich ein.
Gegen 21.00 Uhr wurde ich von einem Geräusch geweckt. Es war schon dunkel. Leise stand ich auf und zog meinen Bademantel über, ging auf Zehenspitzen zur Tür, wo das Geräusch herkam. Jemand stand vor meiner Tür und
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