Seelensturm
den Griff von Frank gerötet waren. Er atmete schwer.
»Jade«, er schluckte, »ich muss dich sprechen, bitte.«
Es dauerte eine ganze Weile, bis Onkel Finley nachgab und er ihm auch diesen Wunsch gewährte. Mit einer bestimmenden Kopfbewegung gab er seinen Männern, Mr. Chang, Alegra und Amy ein Zeichen, ins Wohnzimmer zu gehen und uns allein zulassen.
Endlich waren Tom und ich unter uns, erwartungsvoll sahen wir einander an. Er war nervös. Ich entdeckte die Kette, die er mir einmal geschenkt hatte. Sie erinnerte mich daran, was er sich von mir wünschte.
»Jade, ich … «, drängte er und kam einen Schritt auf mich zu, »ich bin so froh, dich zu sehen. Mir ist etwas klar geworden und ich wollte, dass du es weißt.«
Seine Stimme klang fast wie immer. Nur die Aufregung darin war für seine Verhältnisse ungewöhnlich. So aufgewühlt hatte ich ihn noch nie gesehen.
»Was willst du mir sagen, Tom?«
Die Sekunden, in denen er nach den richtigen Worten suchte, kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Seine Augen wanderten über mein Gesicht und fanden keinen Halt.
»Ich…, ich wollte dir sagen, dass es mir egal ist, was für Dinge du getan hast. Es ist mir auch egal, was du und dein Onkel …, was ihr für kriminelle Geschäfte macht. Ich weiß nur eines, ich will nicht länger von dir getrennt sein. Ich werde mit dir gehen, ganz egal wohin. Ich … liebe dich - das habe ich schon immer getan.«
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, wich sämtliche Aufregung und Nervosität von ihm. Völlig ruhig sah er mich an und erst Momente später registrierte ich, dass er auf eine Antwort wartete.
Ich war perplex, mir fehlten die Worte. Er wollte mit mir zusammen sein, ganz egal, was ich getan hatte oder auch noch tun würde? Wow! Er liebte mich wirklich.
Seine Finger zitterten, als er seine Kette abnahm und sie mir entgegenstreckte. Der Anhänger glitzerte im Licht. Langsam kam er näher und legte die Kette um meinen Hals. Ich war sprachlos und erschüttert über seine Gefühle für mich, die er so offen dargelegt hatte. Was sollte ich nur tun? Was sollte ich ihm sagen? Ich liebte ihn ja, aber reichte das?
»Tom, ich …« Genau in dem Augenblick, als ich krampfhaft versuchte, eine Antwort zu formulieren, ertönte die Alarmanlage. Sofort wurde die Tür des Wohnzimmers aufgerissen und Clive, Onkel Finley und Mr. Chang stürzten in die Eingangshalle, dicht gefolgt von den restlichen Männern, meiner Schwester und Alegra. Orientierungslos liefen zuerst alle durcheinander, bis Clive in die Zentrale lief und auf die Überwachungskamera starrte.
»Mr. Lewis, jemand Fremdes ist auf dem Grundstück!«, rief er. Sofort war mein Onkel bei ihm. Plötzlich fielen Schüsse und Onkel Finley geriet in Panik.
»Terry«, schrie er, »bring die Mädchen in Sicherheit, sofort!«
Weitere Schüsse hallten durch die Nacht. Gebrüll, das vom Park her kommen musste, drang zu uns. Ich war völlig verwirrt und Amy und Alegra starrten ängstlich zu Mr. Chang.
»Ich werde hinausgehen. Ich glaube, ich bin ihnen hier nicht sehr nützlich«, sagte er durch die laute Sirene hindurch und war auch schon auf dem Weg ins Wohnzimmer.
»Die automatische Verriegelung lässt niemanden hinein und auch nicht hinaus«, rief Onkel Finley ihm hinterher, »Das ganze Haus ist gesichert, alle Türen und Fenster sind zu.«
»Finley, was ist hier los?«, fragte Alegra in dem Durcheinander. Er gab ihr keine Antwort. Auch Tom sah stirnrunzelnd dem Treiben zu, jedoch hatte er schützend seinen Arm um mich gelegt. Amy kam ängstlich zu mir gelaufen.
»Ist es jetzt soweit? Werden sie mich jetzt töten?«, fragte sie und fing an zu weinen.
»Reiß dich zusammen, Amy. Niemand wird dir etwas tun«, sagte ich in strengem Ton. Ich hoffte, dass meine Worte nicht so leer klangen und ich ihnen selbst Glauben schenken konnte. Insgeheim fragte ich mich schon, ob dies nun der Angriff war? Mein Gott, Luca! War er als Mörder gekommen, oder als Luca? Würden unsere Gorillas ihn jetzt töten? Nein, das durfte ich nicht zulassen! Oder doch?
»Aber es muss doch einen Weg geben, hier raus zu kommen!«, rief Mr. Chang zu Onkel Finley. Das Getöse im Park wurde lauter. Deutlich konnte ich hören, wie Möbel auf der Terrasse zersplitterten.
In der Zwischenzeit hatten sich Clive, Frank und Terry bewaffnet. »Folgt mir«, wies Terry uns an. Er öffnete die Tür zum Keller und wartete, bis Tom, Amy, Alegra und ich die Treppen hinabgestiegen waren.
»Es gibt einen Hinterausgang durch
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