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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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wenn es sie wieder nach unten zog und sie nur noch von eisigen Fluten und vollkommener Dunkelheit umgeben war.
    Genauso schrecklich wie die Dunkelheit war die Tatsache, dass sie durch das Wasser in ihren Ohren alles nur noch gedämpft hörte und nicht mehr unterscheiden konnte, ob das Rauschen, das sie vernahm, das Rauschen des Wassers oder das ihres Blutes war, das ihr Herz in wilden Schlägen durch die Adern pumpte.
    Wieder unter Wasser, wehrte sie sich gegen den fast übermächtigen Impuls einzuatmen, obwohl ihre Lungen förmlich danach schrien. Sie war nahe daran, die Besinnung zu verlieren. Mit aller Kraft, die sie noch hatte, wollte sie sich zur Wasseroberfläche kämpfen, hatte aber für den Moment alle Orientierung verloren und fürchtete, noch tiefer in das nasse Grab zu tauchen.
    Endlich war sie wieder oben, japste und hustete und setzte alles daran, den Kopf oben zu behalten. Ihre Glieder spürte sieschon nicht mehr. Sie waren zusammen mit ihren Kleidern und den schweren, nassen Stiefeln nur noch Gewicht, das sie nach unten zog. Naphré merkte, wie ihre Kräfte rapide nachließen. Aber eine noch größere Gefahr als die Erschöpfung war die Panik, die sie in diesen Augenblicken beherrschte und lähmte.
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es nicht nur unter Wasser, sondern überall stockfinster war. Der rote Himmel und die trockene, rote Erde am Ufer waren verschwunden. Wieder trieb sie in einem pechschwarzen Nichts umher.
    Im nächsten Moment wurde sie durch die Luft geschleudert. Sie fiel. Wasser spritzte um sie her. Das Brausen des Stroms war ohrenbetäubend. Sie fiel anscheinend ins Bodenlose. Dann war auch kein Wasser mehr da. Es gab nur noch den stockdunklen, leeren Raum, durch den sie segelte. Sie sah nichts, hörte nichts mehr, bis sie sehr unsanft auf dem Rücken landete und mit dem Hinterkopf hart aufschlug.
    Naphré schwanden die Sinne.

19. KAPITEL
    D u wirst mir hier nicht sterben, verdammte Scheiße! Du stirbst jetzt nicht, oder ich bringe dich um.“ Alastor kniete neben Naphré und schüttelte sie. Aber sie gab kein Lebenszeichen von sich. Die Augen waren geschlossen, die Haut war bleich und kalt. Er presste ihr den Mund auf die Lippen und hoffte, dass er vielleicht auf diese Weise seine Kraft auf sie übertragen konnte.
    Es war vollkommen irre gewesen. Nichts ahnend hatte er dagestanden, und plötzlich wurde ihm Naphré vor die Füße geworfen, die jetzt dalag wie eine zerbrochene Puppe. Sonst war alles beim Alten geblieben. Nichts hatte sich in seiner Umgebung verändert. Nur dass jetzt plötzlich Naphré vor ihm lag. Woher oder wer sie dort hinbefördert hatte – keine Ahnung. Alastor hatte das bestimmte Gefühl, dass jemand mit ihnen spielte. Solche Spielchen kannte er von Sutekh zur Genüge.
    Aber das war jetzt zweitrangig. Alles, was zählte, war allein Naphré. Er durfte sie nicht verlieren. Er hatte in seinem Dasein schon eine Menge verloren. Letztlich hatte er all diese Verluste verkraftet. Doch diesen würde er nicht überstehen.
    Alastor konzentrierte sich. Er versuchte seine Kräfte zu sammeln, um das Portal zu öffnen. Es schien ihm das Vernünftigste zu sein, Naphré in Sicherheit zu bringen. Dazu musste er für einen kurzen Augenblick die Energieströme der Ober- und der Unterwelt zusammenbringen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Das genügte schon. Er konzentrierte sich. Fast hätte er die Energien erreicht, er hatte sie gewissermaßen schon gestreift. Aber seine Kräfte reichten nicht aus. Das war die Schattenseite seiner halb göttlichen, halb menschlichen Natur und ihres besonderen Stoffwechsels. Er bedurfte einer regelmäßigen Zufuhr von Glukose. Ohne die lief nichts. Und diese Zufuhr war seit … – wie lange konnte er nicht sagen – unterbrochen.
    Beim Durchsuchen seiner Hosentaschen fand Alastor nochein paar von den Bonbons, die er bei ihrem Aufbruch in Naphrés Wohnung mitgenommen hatte. Er wickelte einen davon aus und steckte ihn sich in den Mund. Fast augenblicklich spürte er den Schub, den der Zucker seinen Zellen gab. Sein Körper hieß die Nahrung willkommen wie ein Süchtiger die Droge. Noch einmal versuchte er das Portal zu öffnen und die Energieströme zu vereinigen. Das sollte jetzt eigentlich kein Problem mehr sein. Er hatte jetzt wieder Energie und beherrschte den Kunstgriff nach jahrelanger Übung im Schlaf. Dennoch bekam er die Energieströme nicht in den Griff. Irgendwie lagen sie außerhalb seiner Reichweite.
    Da war eine Blockade. Etwas, das

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