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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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wieder ernst, fast maskenhaft. „Und genau die will ich haben. Samt seinem Herzen.“
    Naphré gruselte es. Sie streifte das offene Grab mit einem schnellen Blick und sagte: „Ich habe ihn erschossen.“ Nun – das wusste er schon, da er ja zugesehen hatte. „Erst durch den Kopf, dann durchs Herz. Das heißt, dass sein Herz vermutlich nicht mehr in bestem Zustand ist.“
    „Ach nein?“
    „Nein. Es sei denn, Ihnen steht der Sinn nach Hackfleisch.“ Dann schüttelte sie unwillig den Kopf. „Überhaupt: Warum zum Teufel lassen Sie mich ihn erst begraben und haben nicht gleich Bescheid gesagt? Dann hätte ich mir die Mühe sparen können.“
    Er musterte sie eingehend von Kopf bis Fuß, dann schaute er ihr offen ins Gesicht. Sie hatte das Gefühl, sich in dem unvergleichlichen Blau seiner Augen zu verlieren. Naphré bekam Herzklopfen. Sie konnte sich so sehr einreden, dass ihr Herz so heftig schlug, weil sie der Bedrohung durch einen Reaper gegenüberstand, trotzdem wusste sie, dass noch etwas anderes dahintersteckte. Sie fand diesen Mann äußerst attraktiv. Es war vollkommen absurd. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen – zu einem Reaper.
    „Ich habe nichts gesagt, weil ich Freude daran habe, dir zuzuschauen, wenn du dich bewegst“, klärte er sie auf.
    Naphré starrte ihn fuchsteufelswild an. „Was …?“
    Er warf ihr den Spaten vor die Füße. „Los, machen Sie schon!Graben Sie ihn aus. Und beten Sie dafür, dass seine Schwarze Seele unversehrt und von seinem Herzen genug übrig geblieben ist, Naphré Kurata.“ Er wartete eine Sekunde lang die Wirkung ab, die es auf sie machte zu erfahren, dass er ihren Namen kannte. Dann fügte er hinzu: „Sonst haften Sie mit Ihrer Seele und mit Ihrem Herzen.“

5. KAPITEL
    W ie angekündigt schaute Alastor seelenruhig zu, während Naphré sich die Jacke auszog und sie sorgfältig zusammengelegt ins Gras legte. Ihr langes, glattes schwarzbraunes Haar schimmerte im Mondschein und fiel ihr über die Schultern nach vorn, als sie sich vorbeugte. Er konnte sehen, wie sich die Wirbel auf ihrem Rücken abzeichneten, und hatte das merkwürdige Verlangen, mit den Fingerspitzen an dieser Linie entlangzufahren.
    Sie war wahrhaftig eine Schönheit. Das war ihm zuerst gar nicht so aufgefallen. Er hatte auf ihren herrlich runden Po gestiert, als sie sich am vorigen Abend in der Tür des Nachtklubs begegnet waren. Und diesen Anblick hatte er auch vorhin auf diesem Friedhof genossen, als er sie heimlich beobachtet hatte, während sie das etwas verstümmelte Gebet aus dem Ägyptischen Totenbuch gesprochen hatte. Alastor schob die Hände in die Hosentaschen. Er konnte der Verlockung widerstehen, leugnen konnte er sie nicht. Der Reiz, den sie auf ihn ausübte, war beharrlicher als eine aufgesprungene Lippe, über die man, ob man wollte oder nicht, immer wieder mit der Zungenspitze hinwegfuhr. Alastor ärgerte sich über den blöden Vergleich, aber er war ihm sicherlich nicht zufällig eingefallen.
    Sie sah ihn an, als wartete sie auf etwas. Ihre Augen schimmerten geheimnisvoll und dunkel. „Wollen Sie mir gar nicht die Waffen abnehmen?“, fragte sie dann.
    „Wozu? Sie würden sich damit nur selbst schaden.“ Er machte eine Pause. „Selbst wenn es Ihnen gelänge, eine davon zu ziehen, bevor ich Sie entwaffnet habe, könnten Sie mich doch nicht töten.“
    „Hätte ich mir denken können“, meinte Naphré resigniert.
    „Warum fragen Sie dann erst?“
    Der eng anliegende Sportdress, den Naphré trug, brachte ihre Formen gut zur Geltung. Alastor betrachtete mit Genugtuung ihre runden, festen Brüste – nicht zu groß, nicht zuklein, eine hübsche Handvoll. Wenn sie sich ein wenig streckte, zeichneten sich unter dem dünnen Stoff die Spitzen ab. Alastor konnte sich vorstellen, wie sie sich anfühlten, aber er zügelte seine Fantasie.
    Naphré schnippte mit den Fingern. „Hey, hören Sie auf, mich anzustarren!“
    Er hob den Kopf. „Treiben Sie viel Sport?“, fragte er unverfänglich und deutete auf das Logo eines bekannten Sportartikelherstellers auf ihrem Shirt.
    „Interessiert Sie das wirklich?“
    Ihm war die Stelle an ihrer linken Schulter nicht entgangen, wo der Stoff infolge ihres Kampfes mit Butcher zerrissen war. Ein Stück Haut zeigte sich darunter – und darauf entdeckte er ein vernarbtes Muster, das von keiner willkürlichen Verletzung stammte. Dank seiner Bekanntschaft mit Roxy Tam, der Freundin seines Bruders Dagan, genügte ihm ein Blick, um zu wissen, worum es

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