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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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wird wohl kaum zu mir heraufkommen.“
    Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, eine winzige, schnelle Bewegung nur, die ihm aber nicht entging und seine Gedanken sofort wieder in gefährliche Bahnen lenkte.
    „Das geht nicht. Es ist viel zu eng hier. Lassen Sie mich wenigstens vorher raus.“
    Zu seiner Überraschung beantwortete Naphré sein Kopfschütteln mit einem Lächeln. Reizende Grübchen zeigten sich in ihren Wangen. Dieses Lächeln war ein Killer. Damit konnte sie mit Leichtigkeit einen Mann um den Finger wickeln. Alastor begriff, dass sie genau das bezweckte. Aber auch wenn es die reine Berechnung war, bot sie einen erfreulich schönen Anblick, und erfreuliche und schöne Dinge waren in der Welt, in der Alastor jetzt lebte, selten geworden.
    „Los, helfen Sie mir heraus!“ Sie streckte ihm die rechte Hand entgegen.
    „Ich fürchte, den Gefallen kann ich dir nicht tun, mein Kätzchen. Du wirst mir natürlich hundert heilige Eide schwören, ein braves Mädchen zu sein und nicht wegzulaufen. Ich bin nun einmal von Natur aus eher argwöhnisch. Erst recht, wenn ich mit Isistöchtern zu tun habe. Ihr seid mir eine zu gerissene Bande.“
    Einen Moment lang sah sie ihn entgeistert an. Instinktiv griff sie sich an die linke Schulter, auf der sie das Ankh-Mal trug. Erstaunlich schnell hatte sie sich aber wieder gefasst. „Was wissen Sie von den Isistöchtern?“, fragte sie.
    „Nicht viel, aber genug, um zu wissen, dass sie zu den Feinden meines Vaters gehören.“ Er wartete auf ihre Reaktion, aber es kam nur wenig von ihr. Naphré riss für einen Moment erstaunt die Augen auf, als sie erfuhr, dass er nicht nur irgendein Reaper, sondern einer der Prinzen der Unterwelt war, hatte sich aber wieder rasch im Griff. „Und dann ist da noch die junge Dame, die mein Bruder vögelt“, fuhr Alastor fort. Naphré verzogdas Gesicht. Seine Ausdrucksweise gefiel ihr also nicht. „Sie gehört auch zu eurem Klub. Sie heißt Roxy Tam. Kennst du sie?“
    „Nein.“
    Die Antwort kam ein wenig zu rasch. Alastor glaubte ihr nicht. „Vielleicht schon von ihr gehört?“
    Sie schwieg, und er wusste, dass er mit seiner Vermutung richtiglag.
    In nächsten Moment horchte Alastor gespannt auf. Aus der Entfernung hörte er knackende Geräusche. Offenbar war ihr heimlicher Beobachter dabei, seinen Standort zu verlassen. Auch Naphré verharrte regungslos. Alastor fragte sich, ob sie tatsächlich ein so feines Gehör hatte, oder ob es ihr Instinkt war, der sie warnte. Wäre interessant zu erfahren, was die Otherkin so drauf hatten.
    Aus dem Augenwinkel sah Alastor aus der Richtung, in der er ihren ungebetenen Zaungast vermutete, etwas Metallisches aufblitzen. Die Reflexion des Mondlichts auf dem Gewehrlauf, dem Fernrohr, dem Messer oder Reißverschluss, oder was immer es war, währte nicht länger als den Bruchteil einer Sekunde, aber lange genug, um den Unbekannten genau zu orten.
    „Ich habe Sie vorhin schon gefragt, wer noch alles weiß, dass Sie hier sind. Aber Sie waren nicht besonders auskunftsfreudig. Jedenfalls scheint man da hinten die Geduld zu verlieren. Es wird also Zeit, dass wir hier zu Potte kommen.“
    So leid es ihm auch um seine guten Schuhe tat, sprang er zu Naphré hinunter und landete dicht neben ihr. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, von hinten den Arm um sie zu legen.
    Er hatte mit heftiger Gegenwehr gerechnet, aber es kam erst einmal gar nichts. Naphré war Profi genug, um nicht gleich wild um sich zu schlagen. Wie er schien sie angestrengt zu lauschen. Aber von draußen kam kein Laut.
    Naphrés Angriff kam plötzlich und unerwartet. Mit einem Ruck schnellte ihr Kopf nach hinten, und nur seiner übermenschlichenReaktionsfähigkeit verdankte es Alastor, dass er ohne blutige Nase davonkam. Die Kopfnuss war aber nur ein Ablenkungsmanöver. Mit einem kräftigen Hüftschwung verschaffte sie sich Platz nach hinten und stieß ihn von sich weg, sodass er mit seinem schicken Maßanzug an der lehmigen Wand des Erdlochs landete. Gleichzeitig traf ihr Hacken mit voller Wucht seinen Spann. Es war, als ob ihn ein Pferd getreten hätte.
    „Erledige, was immer du zu tun hast, und dann mach, dass du hier rauskommst“, zischte sie.
    „Willst du mir Befehle erteilen, mein Kätzchen?“
    „Du gehst mir auf die Nerven. Wenn du gekommen bist, um mich zu töten, dann tu es. Ansonsten verpiss dich.“
    „Tss, tss. Was für ein loses Mundwerk. Aber gut. Hock dich da hin.“ Er hatte ihre Handgelenke gepackt

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