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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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Reich der Toten?“
    „Wenn es nur ein Besuch ist, ja.“
    „Ich werde garantiert nicht ohne dich zurückkehren“, bekräftigte Alastor. Er wurde den Verdacht nicht los, dass Izanami dennoch vorhatte, sie dazubehalten.

16. KAPITEL
    W ieder öffnete Alastor mit seiner kreisenden Handbewegung das finstere Portal vor sich. Naphré wich vor dem pechschwarzen Loch zurück, aus dem ihr die Kälte entgegenschlug.
    „Wie hast du dir denn vorgestellt, dass wir dorthin kommen? Mit der Straßenbahn?“, fragte Alastor, als er ihren Widerwillen bemerkte.
    „Keine Ahnung. Aber auf keinen Fall so.“
    Er lachte. Es war dasselbe dunkel grollende Lachen, das sie zum ersten Mal auf dem Friedhof gehört hatte. Es nahm sie gefangen und machte sie für alles empfänglich, für sein Lächeln mit dem reizenden Grübchen in der Wange, für das Geheimnisumwitterte, das darin lag, selbst für seine Anzüglichkeiten.
    Ohne Vorwarnung nahm er ihre Hand und zog sie mit sich in das eisig kalte, von Rauchschwaden erfüllte Dunkel. Es war ein Gefühl, als würde einem die Haut abgezogen, so schmerzhaft empfand sie die Kälte. Eiskristalle bildeten sich auf ihren Wimpern und den Lippen. Jeder Atemzug wurde zur Qual. Dazu kam ein Übelkeit erregender Schwindel, der daher rührte, dass sie plötzlich jegliche räumliche Orientierung verlor.
    Naphrés Erfahrungen mit Alastors Portal waren nicht besser als das erste Mal, als sie beim Setnakht-Tempel zwischen die Fronten geraten waren und Alastor diesen Fluchtweg gewählt hatte. Das Gefühl, sich in einem Nichts, einem Vakuum zu befinden, war mehr als bedrohlich. Naphré spürte nichts als den festen Druck von Alastors Hand, die das Einzige war, das ihr Halt gab. So fest sie konnte, klammerte sie sich daran.
    Als das Portal sie wieder ausspie und sie an ihrem Bestimmungsort angekommen waren, wäre Naphré beinahe gestürzt, hätte Alastors starker Arm sie nicht gehalten. Sie hörte ein Knistern und öffnete vorsichtig die Augen, die sie während des Horrortrips zusammengekniffen hatte.
    Alastor stand vor ihr und bot ihr einen seiner unvermeidlichenToffees an. „Hier, nimm. Das wird dir helfen.“ Ohne abzuwarten, schob er ihr das weiche Karamell in den Mund.
    „Wo sind wir?“, fragte sie, als sie einigermaßen wieder zur Besinnung gekommen war.
    „Japan.“
    „Hätte ich mir denken können. Dein Transportsystem kann es wirklich mit jeder Luftfahrtgesellschaft aufnehmen.“
    Wie schaffte er das bloß, dass ein einziger Blick aus seinen blauen Augen sie entwaffnen konnte?
    Lächelnd fragte er: „Bist du schon weit gereist, mein Kätzchen?“
    „Ein wenig. Ägypten, Japan, ein Urlaub in der Dominikanischen Republik. Aber am meisten bin ich in Nordamerika herumgekommen. Beruflich.“
    „Beruflich“, wiederholte er. „Sprichst du von deinem Beruf als Auftragskiller?“
    „Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeißen. Schon mal gehört?“
    Er sah sie eine Weile an, dann meinte er: „Wir beide sind schon ein seltsames Paar, findest du nicht?“
    „Doch, finde ich.“ Wieder entstand eine Pause.
    Dann wandte er sich ab, ging ein paar Schritte und fragte wie beiläufig über die Schulter hinweg: „Du sagtest Nordamerika. Nicht in Südamerika?“
    „Nein. Ist nicht mein Ressort. Die haben da ihre eigenen Teams, die sie einsetzen. Das Topteam sind die Ramirez-Brüder. Butcher war sehr darauf bedacht, ihnen nicht auf die Füße zu treten. Das bringt keinen Segen, meinte er.“
    „Wie bei uns in der Unterwelt. Jeder hält sich an sein Revier.“
    „Genau.“
    „Keinen Segen“, sagte er nachdenklich und machte ein sorgenvolles Gesicht.
    „Was ist?“
    „Was wir hier vorhaben, bringt auch keinen Segen, mein Kätzchen. Es wäre gut, wenn du mir nicht von der Seite weichstund auf jeden Fall genau das tust, was ich sage.“
    „Das hättest du wohl gern.“
    „So ist es.“
    Sie biss sich auf die Unterlippe und ignorierte das leichte Flattern in ihrem Bauch, als sie merkte, wie er sie dabei ansah. „Na schön. Du übernimmst die Führung. Das kann ich akzeptieren. Schließlich kennst du dich besser aus.“
    Die Art, wie er die Brauen hochzog, machte sie unsicher. „Wenn du ganz allgemein die Unterwelt meinst, stimmt das sicherlich. Aber für Izanamis Reich gilt das leider nicht. Da muss ich dich enttäuschen.“
    Verständlich. So wenig wie sie sich auf dem ganzen Globus auskannte, konnte er auch nicht jede Ecke der Unterwelt kennen. „Du hast also wirklich keine Vorstellung,

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