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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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ich verlor Unmengen an Blut. Ein entsetzlicher Schmerz im Unterleib deutete darauf hin, dass ich auch innere Blutungen hatte. Aber meinem Dad ging es noch viel schlechter. Seinganzer Brustkorb war aufgerissen. Das Blut schoss nur so aus ihm heraus. Es war hoffnungslos. Ich wusste, dass er sterben würde – und ich wahrscheinlich auch.“
    Naphré war zu aufgewühlt, um weiterzureden. Erst als Alastor ihr tröstend zärtlich die Wange streichelte, beruhigte sie sich wieder und konnte ihre Erzählung fortsetzen.
    „Ich habe geheult und geschrien und gebetet, dass uns jemand hilft. Ich habe laut geschworen, alles, wirklich alles dafür zu tun, wenn mein Dad dafür am Leben bleibt. Dabei wurde die Lage immer kritischer. Wir waren in dem Autowrack eingeklemmt, und es begann stark nach Benzin zu riechen. Dann sah ich ihn auf einem Mal vor mir. Der Dämon. ‚Rette dich selbst‘, sagte er. Irgendwie wusste ich, dass er das erste Blut meinte. Aber ich konnte das nicht. Ich wollte so nicht leben. Er starrte mich an und sagte dann: ‚Ich kann ihn retten und dich auch. Aber es kostet seinen Preis.‘ Ich antwortete, dass es mir egal sei, welcher Preis es ist, wenn er nur meinen Vater rettete. Nun, der Preis war ich selbst. Er wollte meine Seele, und er bekam sie. Und aus mir machte er einen verdammten Killer. Alles hatte ich daran gesetzt, um dem zu entkommen, was mich bei der Isisgarde erwartete, und genau dort bin ich wieder gelandet.“ Naphré lachte bitter. „Das ist alles. Ende der Geschichte.“
    „Und was wurde aus deinem Vater?“ Alastor schien die Antwort zu kennen. Sie sah es ihm an.
    „Er starb zwei Monate später an der Legionärskrankheit. Das ist eine durch das Bakterium Legionella pneumophila verursachte Lungeninfektion. Mein Vater hat sie sich auf einer Geschäftsreise in Belgien geholt. Noch fünf andere Menschen starben daran. Sie wohnten alle in demselben Hotel.“
    „Ah, ich verstehe. Die Viecher, die man mit bloßem Auge nicht sieht, sind die wirklich gefährlichen“, zitierte Alastor Naphré und dachte an die kleine Flasche Desinfektionsmittel, die sie immer dabei hatte.
    „Ja. Blöd, ich weiß. Dabei kann man sich mit der Legionärskrankheit nicht einmal durch Körperkontakt anstecken.
    Die Bakterien verbreiten sich hauptsächlich durch die Feuchtigkeit in der Luft, die man einatmet. Schuld sind oft alte Klimaanlagen.“
    „Glaubst du, dass der Dämon dich hereingelegt hat?“
    „Eigentlich nicht. Ich war damals nur zu naiv und habe das Kleingedruckte nicht gelesen. Der Dämon hat sich genau an das gehalten, was er angekündigt hatte. Er hat meinen Dad nach dem Unfall gerettet. Aber er hat nichts darüber gesagt, wie lange er danach am Leben bleiben würde.“
    „Sag mir den Namen deines Dämons“, forderte Alastor mit Nachdruck.
    Naphré fragte sich, warum das so wichtig für ihn war. Vielleicht gab es solche, die so viel Macht besaßen, dass auch Seelensammler sich vor ihnen in Acht nehmen mussten.
    „Ich weiß ihn nicht. Ich habe ihn nie erfahren.“
    „Wenn du seinen Namen nicht weißt, wie willst du ihn dann beschwören? Das geht doch nicht, ohne dass du seinen Namen anrufst.“
    „Das hatte ich bis dahin auch angenommen. Aber es scheint nicht zwingend notwendig zu sein. Das hat er jedenfalls behauptet. Ausprobiert habe ich es nie. Bis auf dieses eine vergebliche Mal habe ich ihn nie beschworen. Ich erwartete seine Aufträge, und zwischendurch habe ich versucht, ein normales Leben zu führen.“
    „Dann beschreibe ihn mir.“
    „Spuckhässlich war er. Untersetzt, großer Kopf mit Glatze und einem grauen Haarkranz. Kleine dunkle Augen. Furchtbar. Dieser Blick hat mich bis in den Schlaf verfolgt. Er war so kalt, so seelenlos.“
    Der Muskel unter Alastors Schläfe zuckte. Naphré hatte es bemerkt und hielt es für ein schlechtes Zeichen. „Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?“, fragte Alastor.
    „Vor zwei Monaten. Seit der Nacht, in der ich Butcher erschossen habe, habe ich ihn versucht zu beschwören, aber er hat nie geantwortet.“
    „Du wirst auch keine Antwort mehr von ihm bekommen.“ Naphré schauderte zusammen. Es klang unheimlich, wie Alastor das sagte. „Und wieso nicht?“
    „Dein Dämon heißt Gahiji. Oder vielmehr, er hieß so. Er wurde liquidiert.“
    „Liquidiert? Soll das heißen, er ist tot ? Er wurde getötet? Ich wusste gar nicht, dass das überhaupt möglich ist.“
    Sie erhielt keine Antwort auf ihre Fragen. So blieb ihr Zeit, die Neuigkeiten zu

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