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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Männern im Publikum nahmen die Bühnenarbeiter keine Notiz.
    «Sie haben also nichts von ihr gehört?» Ashworth bekam nicht heraus, was der Mann neben ihm denken mochte. Er sah besorgt aus, aber Ashworth fragte sich, ob sich seine Gedanken nicht mehr um die Produktion drehten als um seine Exfrau und Tochter. Seine Aufmerksamkeit jedenfalls war unverwandt auf die Bühne gerichtet.
    «Nicht, seit ich sie angerufen habe, um ihr das mit Jenny Lister zu sagen. Alice sollte dieses Wochenende bei mir und Mel verbringen.»
    «Und Sie haben keine Ahnung, wo sie sein könnte?» Ashworth dachte, wenn seine Frau und die Kinder verschwunden wären, wäre er wohl etwas besorgter, als Frank zu sein schien.
    «Sie ist doch erst ein paar Stunden weg, oder? Sie könnte überall sein. Einkaufen. Kaffeetrinken mit einer Freundin.»
    Ashworth wurde klar, dass er derjenige war, der sich seltsam verhielt. Letztendlich hatte Frank ja recht. «Würden Sie mir Connies Handynummer geben? Sie hat sie uns nicht mitgeteilt.»
    Jetzt wandte Frank ihm doch den Kopf zu und sah ihn an. Ashworth fühlte sich unter diesem Blick unbehaglich, fast als wäre er dabei erwischt worden, wie er Connie nachstellte. Vielleicht sollte er erklären, dass sein Interesse an Connie rein beruflicher Natur war, aber das würde die Situation nur noch peinlicher machen. Frank kritzelte eine Nummer auf ein Stück Papier, das er aus seinem Notizbuch gerissen hatte. «Die Presse hat ihr das Leben zur Hölle gemacht», sagte er. «Und jetzt fängt der Medienzirkus von vorn an. Sie können ihr kaum vorwerfen, wenn sie dem Ganzen für eine Weile entkommen will.»
    «Wenn Sie mir auch die Namen und Telefonnummern von den Personen geben könnten, die Connie vielleicht bei sich aufnehmen?», sagte Ashworth. «Sie muss einen Verdächtigen identifizieren. Wenn sie Verbindung mit Ihnen aufnimmt, sagen Sie ihr bitte, dass wir das diskret behandeln werden.»
    «Ja, na klar.» Ganz offensichtlich setzte Frank wenig Vertrauen in die Diskretion der Polizei. «So wie beim letzten Mal, als Sie sie den Wölfen zum Fraß vorgeworfen und dann nichts mehr zu ihrem Schutz unternommen haben.»
     
    Den Rest des Tages versuchte Joe Connie in jeder freien Minute anzurufen. Auf ihrem Festnetzanschluss im Cottage und auf dem Handy. Nach den ersten Versuchen wusste er, dass es Zeitverschwendung war, dennoch machte er weiter, bis es fast schon abergläubisch wurde. Das Handy war entweder ausgeschaltet, oder der Akku war leer. Die ersten Male hinterließ er noch eine Nachricht. Danach ließ er es bleiben. Er wollte nicht, dass sie sich von ihm in die Enge getrieben fühlte. Der Festnetzanschluss hatte keinen Anrufbeantworter. Joe ließ es jedes Mal zehn Sekunden lang läuten und legte dann auf.
    Nach dem Gespräch mit Frank fuhr er aus Newcastle heraus und ins Landesinnere. Er dachte, er sollte besser in der Nähe von Barnard Bridge bleiben, während Vera durch die ganze Grafschaft jagte und ihren Instinkten und ihrem Bewegungsdrang folgte. Sein Instinkt sagte ihm, dass die Antwort auf die beiden Morde hier zu finden war, auf den saftigen, grünen Wiesen des Tyne Valley.
     
    Man hatte Karen Shaw erlaubt, in ihr Haus zurückzukehren. Dort traf Joe sie zusammen mit ihrem Mann an. Sie hießen ihn mit einer Wärme willkommen, die er nicht erwartet hatte. Es war, als sähen sie eine Art Medium in ihm oder einen Zauberer, der ihnen helfen könnte, mit dem ermordeten Sohn in Verbindung zu treten. Vielleicht war es aber auch viel simpler. Der junge Polizeibeamte stellte eine Ablenkung dar. Sie hatten sich selbst und dem jeweils anderen die Schuld dafür gegeben, dass sie ihren Sohn verloren hatten, und jetzt war da ein Dritter, mit dem sie reden konnten. Die Überlebenden verspürten immer eine solche Schuld. Er hörte sich ihre Bekenntnisse an und wusste doch, dass er nichts tun konnte, damit sie sich besser fühlten.
    «Vor ein paar Tagen wollte er zurück nach Bristol fahren», sagte Karen, und die Worte strömten aus ihr heraus wie Tränen. «Seine Freundin war schon früher zurück an der Uni. Sie studiert Schauspielerei, und sie wollten einen Film drehen. Sie hat ihn gebeten, darin mitzumachen, nur eine kleine Rolle. Ihre Familie hat Geld, und sie hat es nicht nötig, in den Ferien zu jobben. Über Ostern sind sie zum Skifahren in Colorado gewesen; er war auch eingeladen, und wenn er das Geld für die Reise aufgetrieben hätte, wäre er mitgefahren. Noch vor ein paar Jahren hätten wir ihm das Geld

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