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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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ganze Nacht durch, vielleicht war er aber auch nach ein paar Stunden Schlaf mit einem Kater aufgewacht, der noch nicht voll durchgeschlagen hatte, weil Morgan immer noch betrunken war. Darin kannte sie sich aus. Er trug eine schlabbrige Jogginghose und einen Sweater mit Kapuze, und er stank nach Alkohol und Schweiß.
    «Großer Gott, Mann, ich dachte, Sie stehen auf das Leben in Reinheit und Anständigkeit.» Sie stieß die Tür weiter auf, und er stolperte ein Stück zurück, bevor er ihr nach oben folgte. Sie zog die Vorhänge auf und öffnete die Fenster auf beiden Seiten des Zimmers. Auf dem Boden lag eine leere Wodkaflasche, daneben ein Glas. Wortlos ging sie in die Küche und machte zwei Becher löslichen Kaffee.
    «Hat Freya den gekauft?» Sie hielt das Glas mit dem fair gehandelten löslichen Kaffee in die Höhe und schüttelte es in seine Richtung. «Sie selbst stehen doch auf den echten Stoff, nicht wahr? Sie und Danny Shaw haben doch immer ein ganz schönes Brimborium um Ihren Kaffee veranstaltet.»
    «Freya ist weg», sagte er.
    «Was ist passiert?» Innerlich jubelte sie, doch sie behielt einen mitfühlenden Ton bei. Man hätte sie geradezu für eine Sozialarbeiterin halten können.
    «Sie hat sich in einen anderen verliebt. In einen ihrer Kommilitonen aus dem Schauspielkurs. Soll ein begnadeter Schauspieler sein. Dem ist der Ruhm gewiss.» Mit jedem Satz wuchs seine Bitterkeit. Vera fragte sich, wie viel davon wohl Kummer darüber war, dass Freya ihn verlassen hatte, und wie viel der Schock, dass sie es gewagt hatte, jemand anderen ihm vorzuziehen. Wie Danny, als Hannah ihm den Laufpass gegeben hatte. Ihr Stolz, das war noch etwas, worin sich die beiden Männer glichen.
    «Nun, sie ist noch sehr jung», sagte Vera. «Vielleicht zu jung, um sich endgültig zu binden.»
    «Aber ich wollte mich binden!» Das kam fast wie ein Schrei heraus. «Ich wollte ein Zuhause und eine Familie. Ich wollte das, was alle anderen auch haben.»
    «Aber es geht nicht immer nur darum, was
Sie
wollen, nicht wahr, Herzchen?» Er kam ihr vor wie ein Kind, das sich im Supermarkt auf den Boden schmiss und um sich trat und schrie, weil seine Mutter ihm kein Eis kaufen wollte. «Davon abgesehen gibt es Wichtigeres als Ihr Liebesleben, über das wir sprechen müssen. Trinken Sie den Kaffee und kriegen Sie wieder einen klaren Kopf. Ich brauche ein paar Antworten und habe nicht den ganzen Tag Zeit.» Sie ließ sich auf dem Futon nieder und wartete, dass er ihr nachkam.
    Später, als das Gespräch vorüber war und sie sich wieder hochgehievt hatte, bereit zum Gehen, sagte er: «Freya hat mir wirklich viel bedeutet. Es ging nicht nur um mich.»
    Und du hast Mattie Jones viel bedeutet. Aber sie hat sich nicht eine Nacht lang mit billigem Wodka volllaufen lassen, sie hat ihren Sohn umgebracht. Vera blickte ihn an und schwieg. Vielleicht konnte sie ihm daran ja doch nicht die Schuld geben.
     
    Als Vera beim Gewerbegebiet ankam, war Charlie immer noch da. Sie setzte sich zu ihm auf den Beifahrersitz. Holly und Joe saßen bereits im Fond. Es war eine moderne, begrünte Anlage, eine Reihe Bäume und Büsche verbarg den Besucherparkplatz vor Blicken aus den Bürogebäuden.
    «Connies Wagen steht da drüben.» Charlie deutete auf eine Ecke am anderen Ende des Parkplatzes, die noch im Schatten lag. «Fast hätte ich ihn übersehen.» Er roch nicht ganz so schlimm wie Morgan, war aber auf dem besten Wege dorthin. Er sah aus, als hätte er sich seit Tagen nicht rasiert, und im Aschenbecher lag ein Haufen Zigarettenstummel.
    «Ist Eliot schon gekommen?»
    «Na ja, ich bin ihm ja nie begegnet, aber um halb neun ist ein großer Mann im Anzug und mit grauen Haaren in dem Wagen, den Sie mir beschrieben haben, angekommen, hat auf einem reservierten Platz neben dem Eingang geparkt und ist reingegangen.»
    «Das ist er sicher.» Vera sah auf ihre Uhr. Es war kurz nach neun. «Joe, Sie kommen mit mir. Holly, Sie bleiben hier und sorgen dafür, dass die von der Spurensicherung sich den Wagen gründlich und ohne Rücksicht auf Verluste vornehmen. Charlie, Sie fahren heim und gehen unter die Dusche.»
    Dagegen wollte er Einspruch erheben. «Sie sind hier der Held», sagte sie, «und das vergessen wir nicht. Duschen Sie, rasieren Sie sich, ruhen Sie sich ein Stündchen aus, dann können Sie wiederkommen. Sie werden nichts Aufregendes verpassen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.»
    «Was stellen
Fenham and Bright
eigentlich her?», fragte Ashworth. Vera

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