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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Frau.
    Die beiden Sklavenhändler sahen ihn an. Keiner von ihnen rührte sich.
    »Nein«, sagte der Hundeführer.
    »Keine gute Idee«, fügte der Strolch mit der Knarre hinzu.
    »Was seid ihr doch für erbärmliche Hunde.« Die Frau schüttelte den Kopf. »Seht ihn euch an, er ist fünfzehn Jahre älter als ihr und hält sich kaum noch auf den Beinen. Bis ich da unten bin, ist er wahrscheinlich verblutet.«
    Richard wankte mutwillig. Was ihm in seinem derzeitigen Zustand nicht sonderlich schwerfiel. Da die Bäume sich erneut aufzulösen drohten, musste er alle drei so nah heranlocken, dass er problemlos zuschlagen konnte.
    »Ich gehe jetzt runter«, sagte die Frau. »Und damit ihr’s wisst, falls ich einen Bonus kassiere, gebe ich
euch
nichts davon ab.«
    Sie kam den Hang herab. Der Strolch mit der Waffe spuckte aus und folgte ihr. Der Hundeführer blickte Richard lange an und machte sich dann ebenfalls an den Abstieg.
    Die Frau zog ein langes, schlankes Schwert aus der Scheide. Der Hundeführer schwang eine kurzstielige Axt. Der dritte Sklavenhändler zückte einen Schlagstock.
    Richard kämpfte darum, auf den Beinen zu bleiben. Ein Blutstropfen fiel aus seinem gefütterten Wams auf die Kiefernnadeln. Dann noch einer …
    Die Frau griff an. Sie war groß und schnell, besaß Standfestigkeit und große Reichweite. Richard entfesselte seine Magie in dem Sekundenbruchteil zwischen der Erkenntnis ihrer Absicht und deren Ausführung. Sie fuhr in einer dünnen, tödlichen Linie die Klinge entlang und hüllte sie ein. Er trat vor, wich ihrem Ansturm aus und führte einen wüsten Hieb gegen ihren Arm. Das in Magie gehüllte Schwert durchschnitt menschliche Sehnen und Knochen wie eine scharfe Schere eine Papierserviette. Der abgetrennte Arm fiel zu Boden.
    Noch ehe die Frau einen Schrei ausstoßen konnte, grub Richard die Klinge schon in die Brust des Hundeführers, durchbohrte das Herz, riss das Schwert wieder heraus, drehte sich, holte rückwärts aus, führte die Klinge an seiner Flanke entlang in den Schritt des dritten Sklaventreibers.
    Endlich schrie die Frau. Er enthauptete sie mit einem scharfen Streich, wirbelte herum und erledigte den mageren Sklavenhändler mit einem einzigen Schnitt durch die Kehle.
    Drei Leichen stürzten zu Boden.
    Richard schwirrte der Kopf. Seine Beine gaben nach. Er sank auf ein Knie, stieß das Schwert in die Erde und stützte sich darauf wie auf eine Krücke. Was mit drei Streichen hätte abgetan sein müssen, hatte deren fünf erfordert. »Blamabel«, flüsterte er. Rote Tropfen klatschten auf grüne Blätter. Sein Blut. Das Unterholz war damit besudelt – mit seinem Blut und dem der Sklavenhändler.
    Neben ihm winselte der Hund. Richard konzentrierte sich und sah zwei braune Augen, die ihn hündisch flehend anblickten.
    »Tut mir leid, mein Junge, ich kann dir nicht helfen.«
    Richard rappelte sich hoch und stolperte weiter Richtung Grenze.
    Die Magie hüllte ihn ein, niederschmetternd, erdrückend, als wäre die Luft selbst schwer und zähflüssig geworden. Sein Körper protestierte, als er fühlte, wie ihm seine Magie entzogen wurde. Das Edge war sein Limit. Einmal hatte er ins Broken zu gelangen versucht und war dabei fast draufgegangen. Dieselbe Magie, die ihn zu einem guten Schwertkämpfer machte, hielt ihn zurück. Auch jetzt fühlte er sich dem Tod nah, doch er würde es überstehen. Er musste einfach weitergehen. Immer schön einen Fuß vor den anderen setzen.
    Ein Schritt.
    Noch einer.
    Die Magie leckte mit Sägeblattzungen über seine Haut, dann war der Druck verschwunden. Er hatte es geschafft.
    Der Wald schwankte, die Bäume neigten sich. Richard strauchelte weiter. Kälte glitt über seine Haut. Seine Beinmuskeln zitterten, mühten sich mit seinem Gewicht. Watte schien seine Ohren zu verstopfen, dann folgte tiefe, überwältigende Übelkeit. Halb blind stürzte er durchs Gestrüpp.
    Vor ihm erstreckte sich die Sumpflichtung. Sie Sklavenhändler waren tot, von seiner Klinge dem Jenseits überantwortet. Er stürmte von Loch zu Loch, aus trüben Augen sahen ihn tote Kinder an.
    »Sophie! Sophie!«
    »Hier!« Die Stimme seiner Nichte. So schwach.
    »Wo bist du?« Löcher mit toten, ins Brackwasser geworfenen Kindern. Eine Leiche, noch eine. Sie war hier. Irgendwo hier. Er musste sie finden
.
    Alles wurde schwarz. Sein Wille trieb ihn durch die Finsternis, da sah er den Rand eines durch den Wald führenden Feldwegs, kaum mehr als zwei Reifenspuren mit einem Grasstreifen

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