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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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im Griff zweier anderer Männer krümmte.
    »Das war ein Ohr«, verkündete der Sklavenhändler. »Als Nächstes kommen ihre Finger an die Reihe.«
    »Wir müssen los.« Charlotte sah Malcolm Rooney an, der sie um zwanzig Zentimeter überragte.
    Das Haus der Rooneys befand sich in heller Aufregung, die kleine, mollige Helen Rooney tippte eine Telefonnummer nach der anderen in ihr Handy, arbeitete die Liste sämtlicher Kontakte ab, während ihre beiden minderjährigen Söhne auf der Veranda Waffen stapelten. Der älteste Sohn und die älteste Tochter hatten die Nachricht sofort nach Charlottes Ankunft ihren Nachbarn überbracht, und nun wimmelte es im ganzen Haus von Bewaffneten.
    »Sie hören mir jetzt mal gut zu …« Der große Mann beugte sich zu ihr herunter. »… hinter den Wehren sind sie sicher, und Éléonore ist eine zähe alte Lady. Sie kommt gut alleine klar. Sechzehn Männer verfügen über jede Menge Feuerkraft. Wir werden ganz sicher nicht unvorbereitet das rausreiten, sonst könnten wir uns ebenso gut selbst die Hälse abschneiden und fertig.«
    »Aber sie sind allein im Haus!« Sie sah ein Dutzend startbereiter Männer. 
    »Alles wird gut«, sagte Malcolm.
    Sie blickte ihm in die Augen und erkannte, dass es keinen Sinn hatte, sich mit ihm herumzustreiten. Er würde es auf seine Weise angehen oder überhaupt nicht.
    »Wir können in einer Stunde aufbrechen.«
    »Eine Stunde?« Er musste den Verstand verloren haben. Sie würde in einer halben Stunde die ganze Stadt in Marsch setzen können.
    »Alles wird gut«, meinte nun auch Helen Rooney, die weiter das Telefon ans Ohr gedrückt hielt. »Es dauert nur eine Zeit lang, bis wir alle zusammengetrommelt haben. Alles wird ein gutes Ende nehmen.«
    Das Übelkeit erregende Gefühl in Charlottes Magengrube signalisierte ihr etwas anderes.
    Malcolm nahm eine Schrotflinte von der Wand. »Das schöne East Laporte ist heute ein anderer Ort als noch vor sechs Jahren. Damals hätten Sie keine Hilfe gefunden, aber heute halten die Leute zusammen.«
    Er kehrte ihr seinen breiten Rücken zu. Nun wurde ihr klar, was hier vor sich ging: Die Edger schoben den Aufbruch absichtlich hinaus. Niemand hier wollte sich mit sechzehn bewaffneten Männern anlegen, also zogen sie die Entscheidung in die Länge, in der Hoffnung, dass sich das Problem von alleine löste.
    Charlotte atmete tief durch und gab ihre Rolle als bescheidene Heilerin im Edge auf. Sie hob den Kopf und legte einen eisigen, unmissverständlichen Befehlston in ihre Stimme. »Mr Rooney!«
    Rooney drehte sich um, die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er hatte die Charlotte vom anderen Ende der Straße erwartet. Stattdessen bekam er es nun mit Baronesse Charlotte de Ney zu tun, der Heilerin von Garner. Sie stand vor ihm, in ihren Augen funkelte die Kraft ihrer Magie, sie strahlte Macht aus. Schweigen senkte sich über das Haus.
    »Ihre Frau hat Osteoporose, Ihre Prostata ist vergrößert, und Ihr Jüngster leidet nicht, wie Ihre Frau behauptet hat, an ADHS , sondern an einer Schilddrüsenüberfunktion. Wenn Sie wollen, dass diese Leiden zukünftig noch behandelt werden, hören Sie jetzt auf, mir auf die Schulter zu klopfen und mir weiszumachen, dass ich mir nicht meinen hübschen Kopf zerbrechen soll. Sie werden jetzt diese Meute auf die Beine stellen und mit mir da rausgehen, oder ich mache Ihnen, so wahr mir Gott helfe, das Leben zur Hölle. Wenn Sie meinen, dass Sie mit Ihren jetzigen Wehwehchen und Malaisen übel dran sind, werden Sie wirklich ein gebrochener Mann sein, wenn ich mit Ihnen fertig bin. Los jetzt, Bewegung!«
    Tulip versteifte sich in ihren Armen. »Nicht hinsehen«, zischte Éléonore.
    Daisy schlug mit ihrem ganzen Gewicht um sich. »Nein! Nein, nein, nein …«
    Die Sklavenhändler zerrten sie zu Boden und drückten ihre Hand auf den Rand des Gehwegs.
    Ein Messer blitzte. Daisy schrie, ein wortloser, spitzer Schmerzensschrei.
    »Den linken kleinen Finger«, verkündete der Sklavenhändler. »Hast du vor zu heiraten? Weil ich mir nämlich als Nächstes den Ringfinger vornehme.«
    Tulip fuhr zusammen und wollte sich aus Éléonores Armen befreien.
    »Stopp!« Éléonore versuchte sie festzuhalten, doch das Mädchen bockte wie ein wildes Tier und war mit einem Mal nicht mehr zu bändigen. Tulips panische Tritte warfen sie gegen das Fenster.
    Da krachte ein Schuss. Glas splitterte, etwas traf Éléonores Schulter, drang bis auf den Knochen. Ihre plötzlich schwachen Finger ließen

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