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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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anmutigen Nacken. »Braves Mädchen.«
    Richard sehnte sich nach einem Schwert, einem Messer, wenigstens einem Nagel. Irgendwas, in das er seinen Blitz leiten konnte. Dann würde er mit dem ersten Streich die Gitterstäbe sprengen und Voshak in derselben Sekunde sämtliche Finger abtrennen. Zu sehen, wie der Kerl sie anfasste, war, als würde er ihre Haut mit Dreck beschmieren.
    Voshak ließ ihren Nacken los. »Wenn du bloß fünfzehn Jahre jünger wärst. Dann wärst du das Doppelte wert.«
    »Das heißt, sie ist wie viel wert, zehn?«, fragte ein junger Mann weiter rechts.
    »Eher fünfzehn«, gab Voshak zurück. »Sie ist gut in Schuss, aber man muss genau hinsehen. Siehst du, kein Babyspeck mehr. Noch keine Falten, ihre Lippen sind auch noch voll, obwohl das Gesicht nicht mehr ganz frisch aussieht. Die Käufer mögen Frischfleisch. Die hier ist dreißig, wenn’s hochkommt. Sie wird noch einen ordentlichen Batzen Geld einbringen, aber in unserer Branche hat eine Frau über fünfundzwanzig ihre besten Jahre hinter sich. Und manche von den Schlampen sehen mit dreißig schon aus wie alte Schachteln. Hängt ganz davon ab, wie man mit ihnen umgeht.«
    Die Frau saß reglos da, den Blick in die Flammen gerichtet.
    Voshak ging auf Tuchfühlung und musterte ihr Gesicht.
    »Wie ich gesagt habe«, sagte Pavel. »Keiner zu Hause.«
    »Das ist kein Nachteil«, meinte Voshak.
    Richard biss die Zähne zusammen. Es hatte unglaublichen Mut erfordert, in dieses Lager zu marschieren und Leib und Leben den Sklavenhändlern auszuliefern. Sie musste doch wissen, was sie nun mit ihr machen würden. Er hatte gesehen, was schönen Frauen in solchen Lagern angetan wurde. Sie würden sie reihum vergewaltigen, und er würde sie nicht aufhalten können, sondern hilflos zuschauen müssen. Gut, er hatte Schlimmeres gesehen, aber noch nie aus einem Käfig heraus und mit gefesselten Händen.
    Am liebsten hätte er geschrien und sich gegen die Gitterstäbe geworfen, doch er konnte sich nicht mal bewegen.
    Sie musste irgendetwas vorhaben. Bitte, wer auch immer da oben über uns wacht, lass sie einen Plan haben. Vielleicht wollte sie ja warten, bis sie eingeschlafen waren, um Voshak dann den Hals durchzuschneiden. Allerdings konnte sie nicht hoffen, danach noch lange zu leben. War sie eine Selbstmordattentäterin?
    Voshak wandte sich ihm halb zu und fuhr mit der Hand über den Rücken der Frau. »Freundin von dir, Jäger?«
    Richard kochte vor Wut. Er stellte sich vor, wie er Voshak in Stücke riss. »Nein.«
    »Jede Wette, du hast gar keine Freunde, Jäger. Haben wir die alle umgebracht, oder bist du bloß ein Arschloch?«
    Magie traf Richard, ein subtiler, dünner Strom. Er zwang sich, vollkommen reglos zu sitzen. Wieder berührte ihn die Magie, zwickte ihn behutsam, entzog ihm Kraft. Er konzentrierte sich und spürte weitere Ströme, die die Sklavenhändler umschlangen. Er folgte ihnen und fand ihren Ursprung in der Frau. Ihre Blicke trafen sich.
    Ihr Gesicht wirkte friedfertig, ihre Augen jedoch brannten. Die Frau wandte den Blick ab. Der magische Strom gab ihn frei und suchte sich ein anderes Opfer.
    Seine Empfänglichkeit für Magie spottete jeder Beschreibung – einer der Vorteile, wenn man aus einer alten Edger-Familie kam –, trotzdem hatte er keine Ahnung, was sie plante. Aber was immer es auch sein mochte, eine Ablenkung konnte sie sicher gut gebrauchen, und dafür war er genau der Richtige.
    »Reden wir lieber über
deine
Freunde«, sagte Richard und lehnte sich so lässig zurück, wie es ihm seine Fesseln gestatteten. »Jeremy Legs. Chad Gully. Black Nil. Isabel Savage. Die Brüder Striker. Angelo Cross. Germaine Coutard. Carmen Sharp. Tempest Wolf. Julius Maganti.«
    Voshaks Züge entgleisten vor Wut.
    Die geheimnisvollen magischen Ströme glitten zwischen den Sklavenhändlern hindurch vor und zurück. Er las Furcht und Schrecken in ihren Gesichtern, nachteilige Wirkungen konnte er jedoch nicht erkennen. Der magische Strom hatte ihn, ohne den geringsten Schaden zu verursachen, nur ganz leicht berührt. Vielleicht benötigte sie mehr Zeit.
    Richard machte weiter, jeder Name traf wie ein Hammerschlag.
    »Ambrose Club. Orville Fang. Raoul Baudet. Und mein persönlicher Liebling, Jackal Tuline. Wo sind deine Freunde, Voshak? Oder sollte ich sagen, deine
Kumpane
, weil Abschaum wie du keine Freunde hat? Mein Fehler.«
    Die Frau starrte in die Flammen. Vielleicht richtete ihre Magie nichts aus.
    Richard fluchte innerlich. Er ging das

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