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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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den anderen hoffnungsvoll ansah, er möge doch diese Stille endlich durchbrechen. Es war die Stille eines Wartezimmers. Jeder beäugte den anderen verstohlen und fragte sich, was der gegenüber Sitzende wohl hier zu suchen hatte.
    Sie warteten auf Atticus Finch.
    Selma De La Rosa und ihr Mann saßen nebeneinander, als wären sie bei einem Empfang zugegen. Das Bild ihres Königs Juan Carlos hing an der Wand über dem Kamin, in dem ein Torffeuer brannte, das wohlige Wärme in den Raum trug. Es war ein schöner Raum. Dunkle Deckenbalken, die Möbel waren exklusiv, safrangelb und sahen sehr teuer aus. Dramatische Ölgemälde zierten die Wände. Sie sahen aus, als hätte jemand mit der Farbe Rot einen Wutanfall gehabt. Dezent platzierte Vasen und Dekorstücke, sicherlich aus allerlei fremdartigen Länder zusammen getragen, versprühten Kunstverständnis. Ein weißer, mit braunen Mustern versehener Teppich lag auf dunklen terrakottafarbenen Fliesen. Alles war am rechten Platz und sehr sauber.
    Man sah Selma De La Rosa an, dass sie mit sich rang. Seit sie den vollen Namen ihrer Gäste vernommen hatte, wirkte sie, als hätte sie ein unheimlicher Traum eingeholt. Sie schien pausenlos über etwas sehr Wichtiges nachzudenken und sah immer wieder zu Nilah hinüber, die ihrerseits Liran anschaute, der als einziger stand und aus dem Fenster des Wintergartens blickte.
    Miguel De La Rosa griff erneut zu seinem Sherryglas, hob es an, nippte und stellte es wieder ab. Er fühlte sich gar nicht wohl. Seine Miene drückte deutlich aus, dass er mit all dem nichts zu tun haben wollte. Das hier war sein Ruhestandsdomizil. Er wollte keine bewusstlosen Männer am Strand finden und auch keine Gäste, die ihm unheimlich waren. Er wollte Rosen züchten, sich an dem Regen erfreuen, der in seiner Heimat so rar geworden war, und dicke alte Bücher lesen. Er wollte nicht hier sitzen und fremde Menschen mit fremden Problemen um sich haben.
    Seit er dieses Segelboot bestellt hatte, lastete anscheinend ein Fluch auf ihm, da war er sich fast sicher. Er hatte die Pläne selbst entworfen und er hatte den Innenausbau selber machen wollen. Oh, wie sehr sehnte er sich danach, seinem allerersten Lehrberuf wieder etwas Leben einzuhauchen. Tischler war er gewesen. Mit fünfzehn. Danach hatte sich das Leben verändert und er sich auch.
    Selma De La Rosa starrte die ganze Zeit nur zwei Personen an und fragte sich zum hundertsten Mal, wie so etwas passieren konnte und ob es dadurch eine Bedeutung erfuhr, die so wichtig war, dass der Allmächtige diesen Weg vorgezeichnet hatte. Sie sah den Vater von Nilah an, erkannte noch immer sein jüngeres Ebenbild vor sich, wie er an der Glasscheibe klebte und seine Tochter bewunderte. Da saß sie! Nilah. Jenes kleine Mädchen, das Selma vor etwas über siebzehn Jahren zur Welt gebracht hatte.
    Sie haderte, sie überlegte, warum ausgerechnet ihr dies widerfuhr. Warum? Sie spannte die Schultern, öffnete den Mund. Sie musste es einfach sagen.
    »Wissen Sie eigentlich, dass ich Sie beide kenne?« Ihre Worte durchschnitten die Stille und sie spürte, wie die Hand ihres Mannes auf ihrer Schulter sich verkrampfte. Sogar der seltsame junge Mann, der unentwegt aus dem Fenster blickte, drehte sich um. Sie schaute in zwei ahnungslose, fragende Mienen.
    »Sie sind Nilah van Arten, geboren in Barcelona, im Hospital de Santa Creu i de Sant Pau , um»»:»» in der Nacht, während meiner Schicht. Ich persönlich habe geholfen, Sie zur Welt zu bringen, junge Dame.« Sie lächelte erleichtert. Es tat gut, das zu erzählen.»Und Sie sind Daan van Arten, der Mann, der mir mehrere Königreiche angeboten hat, nur um seine Tochter sehen zu dürfen. Aber es waren Ihre verzweifelten Augen, die mich umgarnten, Sie in den Saal mit den Neugeborenen zu lassen.«
    Die Stille, die nun folgte, war schwer wie ein Berg.
    Daan van Arten wirkte, als müsse er einen Schleier beiseite schieben, und dann erschien ein Erkennen in seinen weiten Augen.
    »Grundgütiger«, murmelte er.»Sie sind ... ja, jetzt erinnere ich mich. Sie sind ... Sie waren damals ... Sie hatten dunklere Haare.«
    »Danke, dass Sie es so höflich formulieren. Ja, ich war damals noch nicht so grau, wie ich es heute bin.« Sie lächelte, aber niemand lächelte zurück. Nilah starrte sie an, als habe sie eine schwarze Katze auf dem Schoß sitzen. Der junge Mann schien zu wissen, wovon sie redete und die Frau, die neben Daan saß und nun seine Hand in die ihre nahm, ebenfalls. Einzig ihr Mann

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