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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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fugenlos aus riesigen Blöcken besteht, die man so kunstvoll aufeinander gesetzt hat, dass kein Stein davon bearbeitet werden musste. Ich bin überaus beeindruckt. Wir sind jetzt bei der 513. Stufe.« Ein leises Klacken erklang, als der Professor die Pausentaste drückte.
    Nilah spürte eine ferne Nähe. Dann endete die Treppe unvermittelt in einem Gang. Atticus murmelte die letzte Zahl und unterdrückte nur mühsam seine Erschrockenheit darüber, dass Pater Skelling jetzt mehr als nur entsetzt gewesen wäre.
    Der Strahl der Taschenlampe verlor sich in einem etwa vier Schritt breiten Gang, der so niedrig war, dass nur Nilah darin aufrecht stehen konnte. Jeder, der nach ihr in den Gang trat musste sich ducken. Der Professor und Liran beugten ihre Oberkörper, wirkten wie Bucklige. Morrin atmete laut und ihr Vater sah sich um und machte ein Gesicht, welches eindeutig sagte, dass er ein ganzes Königreich für eine Kamera und gute Beleuchtung gegeben hätte.
    Der Gang war dunkel und grau. Große unregelmäßig geformte Quader bildeten die Wände, während die Decke ausschließlich aus Holz bestand. Fast schwarze Balken reihten sich so dicht aneinander, dass sie wie eine Fläche wirkten.
    »Mit Feuer behandelt und so haltbar gemacht für die Ewigkeit«, flüsterte Atticus, nachdem er mit den Fingern darüber gestrichen und an der gerußten Hand geschnüffelt hatte. Liran stand hinter ihm, so dunkel und geheimnisvoll wie der Bau selbst. In seiner Hand leuchtete die Klinge des Dolches. Er deutete ein Nicken an und Nilah verstand. Langsam und vorsichtig ging sie mitten in die Finsternis.
    Kaum ein Geräusch war zu hören. Die Wände waren nackt, keine Verzierungen, keine seltsamen Schriftzeichen – nichts. Glatter grauer Stein. Leblos. Alt. Schweigend.
    Es mussten bald ebenso viele Schritte gewesen sein, die sie ins Land gegangen waren und jetzt anscheinend wieder zurück zur Küste gingen, als der Tunnel in einen weiten runden Raum mündete, der Nilah erschreckend an den unter Eddas Haus erinnerte, nur dass hier keine Statue stand und die Wände ganz offensichtlich verziert waren. Ihre Lampe strich über Hunderte von Spiralen, welche in die Steine gemeißelt worden waren. Und alle glitzerten weißlich wie Sterne am Nachthimmel.
    »Wie in New Grange ist hier weißer Quarzit verwendet worden, um einen Effekt von besonderer Eindringlichkeit zu schaffen. An den Felswänden sind unzählige schimmernde, ineinander laufende Spiralen abgebildet. Sie alle sind identisch in Größe und Form, was mehr als außergewöhnlich ist«, brummelte Atticus möglichst leise in das Mikrofon, als wollte er niemanden stören, schon gar nicht diesen Raum.
    Morrin sah sich ehrlich staunend um. Nilahs Vater folgte ihrem Blick und Liran behielt den dunklen Gang im Auge, als würde jeden Moment etwas noch Dunkleres daraus hervorspringen.
    Nilah fühlte seltsamerweise kaum etwas anderes als eine vage Anspannung und endlich Gewissheit. Etwas, das sie noch nie gefühlt hatte, das aber nicht unvertraut war. Sie drehte sich mit der Taschenlampe in der Hand im Raum herum, so wie sie es damals mit der Laterne getan hatte, und sah wie sich die Spiralen bewegten, ineinander griffen, sich überlagerten, sich trennten, verschmolzen, umherwirbelten und erneut zueinander fanden. Und dann entdeckte sie es! In all dem Gewirr war eine Spirale, die stillstand. Eine wunderschöne, gewundene, in sich selbst ruhende Gravur. Als sie blinzelte, verschwand sie sofort wieder. Aber wenn man den Blick lange genug darauf richtete, so dass die Augen wie starr und verschwommen darauf blickten, lebte sie wieder auf. Es war wie damals in den Büchern, die sie immer angeschaut und noch nicht hatte lesen können. Wenn man nur lange genug auf die Zeilen schaute, dann entdeckte man Linien zwischen all den Buchstaben, die wie eckige Flüsse aussahen, sich verzweigten und manchmal sogar eigene Leben hatten.
    Das Innere des Inneren erkennen. Nilah konnte kaum Luft holen.
    Die Spirale bestand aus drei Teilen. Eine große, die wie eine uralte Mitte aussah, eine, die von ihr fort zu wandern schien, kleiner und wie wachend. Und eine dritte, die wie außenstehend wirkte, kleiner noch als die beiden, verletzlich geradezu.  Zwischen den Abständen der Linien waren hauchdünne Zeichen. Plötzlich bewegte sich die Spirale. Knirschende Geräusche erfüllten den runden Raum. Fels schrammte über Fels und eine Öffnung bildete sich. Als der Block in der Wand verschwunden war, blickte Nilah auf das

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