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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Wasserhorn , in dessen Schatten sie alle standen. Die Wand aus Grau und flackerndem Weiß gab einen nachterfüllten kreisrunden Blick auf das Meer und den Felsen frei, den sie schon von oben gesehen hatte. Nur jetzt stand er ihnen gegenüber wie ein lebendiges, wartendes Wesen.
    »Das Wasserhorn ist der Crannóg. Nicht in meinen Träumen …« hauchte Atticus.
    »Grundgütiger«, stieß Daan aus und trat neben Nilah.
    »Das ist er also ...«, flüsterte Morrin.
    »Es ist dein ... Weg!« Liran sagte die Worte und Nilah fühlte sich – einsam.
     

 
    Der letzte Schritt
     

    Da stand er. Unbeweglich, roh und zerklüftet. Ein dunkler, fast siebzig Meter hoher Riss vor dem Nachthimmel. Selbst vor dem Wasser, das glatt wie schwarze Haut dalag. Kein Windhauch regte sich, die Sterne darüber schienen gespannt zuzusehen, der ganze Ort um diesen Fels hatte zu atmen aufgehört. Ein einziger Gedanke schoss Nilah bei dem Anblick durch den Kopf: ›Wenn das wirklich der Crannóg ist, wie soll ich ihn dann betreten?‹
    Sie konnte den Blick auf nichts anderes wenden. Der Abstand von der Kammer, in der sie standen, bis hinüber zu dem Horn war weit. Mochte es auch ihr Weg sein, so gab es aber keinen Pfad, um ihn zu gehen.
    Fast hätte sie gelacht über die Nüchternheit, mit der sie dies hier betrachtete. Sie stand in einer Höhle, die noch aus der Steinzeit stammte, deren Wände mit magischen Spiralen verziert waren, einer kreisrunden Öffnung, die man jetzt von außen würde sehen können. Ein mannshohes Loch mitten in den Klippen von Moher, während sie auf einen Felsen blickte, der eine heilige Stätte zu sein schien, und sie dachte darüber nach, wie sie dort hingelangen sollte? Doch wollte etwas von ihr dort hinüber.
    Nilah schüttelte den Kopf über sich selbst und machte vorsichtig einen Schritt an die Kante der Öffnung. Das alt bekannte Kribbeln schoss ihr in die Waden, ihre Knie und ihr Rückgrat, als sie in die Tiefe blickte. Das waren gute sechzig Meter. Zwölf Fünf-Meter Sprungtürme übereinander gestapelt. Das war immer noch genug, um zu Tode zu stürzen, immer noch genug für reichlich Angst.
    Sie hielt sich an der Wand fest und beugte sich etwas vor, als unterhalb ihrer Füße etwas aus dem Felsen kroch. Mit einem Schrei wich sie zurück. Schlangen! Doch als sie genauer hinschaute, sah sie Wurzeln aus dem Stein unter ihr wachsen. Dutzende sich windende Wurzeln, die begannen, sich ineinander zu flechten. Immer weiter wuchsen sie. Sie bildeten eine schmale Brücke.
    »Das ist ... das ist ja unglaublich«, flüsterte Atticus. Wann wurden Wissenschaftler eigentlich mal sprachlos?
    Keine Säulen, keine Halteseile, nichts, aber die Wurzeln schlangen sich weiter auf den Felsen zu, eine braune geflochtene Brücke aus Holz, die sich lautlos formte, weiter und weiter, bis Nilah das Ende nicht mehr sehen konnte, es aber schien, als habe sie den gegenüberliegenden Felsen längst erreicht. Einige Augenblick später stoppten die Bewegungen der Wurzeln. Nilah schluckte, aber sie hatte keine Spucke mehr.
    Eine zwei Schritt breite Hängebrücke spannte sich nun über den schwarzen Atlantik, mitten durch die mondhelle Nacht, bis zum Crannóg. Ohne ein Geländer, ohne irgendetwas, an dem man sich hätte festhalten können. Sechzig Meter über dem spiegelglatten Meer.
    Sie drehte sich um. Sie wollte in den Gesichtern lesen, dass doch wohl niemand von ihr verlangen würde, dort hinüber zu gehen. Dass es einen anderen Weg gebe, oder noch besser: ›Dass jemand sagte, »ok, das war´s, wir fahren wieder nach Hause.‹ Aber alle, einschließlich Liran, in dessen Gesicht nur stille Ehrfurcht geschrieben stand, waren zu überwältigt, um einen solchen Vorschlag zu machen.
    Dein Weg ...
    Scheiße.
    Sie drehte sich wieder der Brücke zu. Kein Sturm, kein Gewitter, kein Regen. Vielleicht, wenn sie auf allen Vieren kroch und nur geradeaus schaute.
    »Du willst doch da nicht wirklich rübergehen, Nili?« Ihr Vater sah sie verzweifelt an. Schmerz und Angst in den Augen. ›Danke Papa! Ok, ich gehe nicht.‹
    »Sie muss, Daan.« Liran blickte sie eindringlich an. Sie wusste, was er ihr sagen wollte. Nicht nach dem was sie erlebt, überlebt hatten. ›Ich muss gehen.‹
    »Dann gehen wir mit ihr!« Sie sah, wie er Liran anfunkelte, doch der erwiderte den Blick mit grausamer Gelassenheit.
    »Das sehe ich genauso«, schaltete sich nun Atticus ein und ging einfach drauf los. Doch er kam nicht weit. Als er die Spirale, die auf dem Boden vor der

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