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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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genau auf den Crannóg zu.
     
    Tok wimmerte so wenig es eben möglich war durch den mit heißem Pech getränkten Knebel. Seine Zunge war zu einem blutigen Klumpen geschmolzen und der ganze Rachen brannte wie loderndes Feuer. Der Einzige hatte seinen Schmerzbringern etwas zum Spielen gegeben, solange sie ihn nicht dabei töteten. Tja, gespielt hatten sie mit ihm.
    Zornig und außer sich vor Wut waren sie gewesen, als keines ihrer verfluchten Schiffe mehr zurückgekehrt war. Tok hatte sich den haarigen kleinen Arsch abgefreut. Zwei Schiffe, voll mit Schmerzbringern und anderem unheiligen Kruppzeugs, versenkt, Zack, hinab auf den dunklen Meeresgrund, wo sie hingehörten. Nur die armen Fische taten ihm leid, die nun solch ausgesprochenen Hässlichkeiten ausgesetzt sein würden.
    Doch dann war ihm das Lachen gehörig vergangen.
    Lange waren sich diese vor sich hin klackernden Mistviecher nicht einig gewesen, wie sie ihn verstümmeln sollten, ohne ihm dabei das Lebenslicht auszulöschen. Schließlich hatte ihm diese einfallslose Rotte mit einem Felsbrocken den rechten Fuß zerschmettert. Oh, wie glücklich sie alle darüber gewesen waren, als am Ende seines Beines nur noch eine blutige unerkennbare Masse zu sehen gewesen war.
    Tok hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass ihm sogar ein Zahn abgebrochen war, hatte den Schmerz dann laut schnaufend durch seine Adern gedrückt. Kein Schrei! Ah, wie hatten sie da geguckt mit ihren eckigen Pupillen und ihren toten Seelen! Die saublöde Überraschung auf ihren verzerrten Gesichtern im Schein der Fackeln war es ihm Wert gewesen. Hätte er das auch vor ein paar Stunden so gesehen? … Doch so war es nicht.
    Einer der Schmerzbringer kam näher und Tok sagte ihm deutlich, dass selbst ein kotverschmierter Ziegenarsch besser aussah als er und kicherte vergnügt. Der Schmerzbringer ging mit seinen langen Stelzenbeinen in die Hocke, die Knie nach hinten gebogen und zog ein recht ungepflegtes Messer heraus. Aufmunterndes Klackern kam von den anderen. Nur noch eine Handvoll von ihnen war übrig. Zwei Mal hatte man sie geschlagen und der Fian hatte mit ihnen den Boden aufgewischt. Sie machten ihm keine Angst mehr. Aber sie, sie hatten offenbar langsam gelernt, was das war: Angst. Die Angst aus der Welt zu verschwinden, ohne Wiederkehr. Tot, verrottet, auf ewig.
    Der Schmerzbringer kam noch näher und sein Atem roch wie irgendetwas Totes. Zweifelsohne wollte er Tok die ohnehin schon auf Halbmast geknickte Nase abschneiden oder seine hübschen fransigen Ohren, die nun wirklich einen enormen Verlust an anmutiger Schönheit in der Welt bedeutet hätten. Noch näher kam er, das Messer erhoben. Glitzernde Pupillen und ein Grinsen zwischen den spitzen fauligen Zähnen.
    »LIRAN!«, schrie Tok und der Schmerzbringer stürzte rückwärts, kam ins Straucheln und fiel ungelenk auf die Seite. »FIAN, FIAN, FIAN ...« brüllte Tok weiter und lachte, was das Zeug hielt. Oh, hätte der Krieger das nur sehen können. Der kleine Rätselfinder brauchte kein Schwert, keine Axt, um diese Brut zum Zittern zu bringen, er brauchte nur ein Wort. Auch wenn es der Krieger war, der für dieses Wort stand. Aber das war nur eine unwichtige, kaum zu erwähnende Nebensächlichkeit.
    Danach hatten sie ihn festgehalten und das noch kochende pecherne Ding in seinen Mund gestopft. Nun ja, er konnte sie immer noch in Gedanken anspucken.
    Tok hing, eingeschnürt an einem Haken, auf dem Achterdeck. Die Ruder unter ihm wühlten das Wasser auf, das er noch nie so still erlebt hatte. Es war auch ungewöhnlich warm und kein einziger Lufthauch war zu spüren. Das schwarze Segel hing schlaff und endlich zog man den nutzlosen Lappen auch ein. Nun hatte Tok freie Sicht nach vorn und er sah einen riesigen Felsen aus der Dunkelheit steigen, dessen eine schroffe Seite vom Mond in unheimliches Licht getaucht wurde. Rabenschwarz war das Ding. Sie fuhren an den Klippen von Moher vorbei, zu ihrer Linken. Wolkenhohe Felswände, senkrecht im Meer stehend, wie steinerne Schilde. Eine verdammte Festung war Irland hier. Uneinnehmbar. Tok erinnerte sich, dass dort oben einst die Schattenrisse von Bäumen zu sehen gewesen waren. Jetzt sah man nur noch eine scharfe Linie, die den ganzen Himmel entzwei schnitt.
    Plötzlich nahm Tok etwas wahr. Ein rundes gleichförmiges Loch, mitten in den Klippen. Zuckendes, sich bewegendes Licht strömte aus ihm heraus und dann sah er auch eine dunkle sich abzeichnende Gestalt darin stehen. Zum Glück hatten

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