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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Schritte. Das Zeichen auf dem Boden glühte, die Umrisse der drei anderen nahm er gar nicht mehr wahr. Er sah nur noch Nilah dort draußen stehen. Allein.
    Ein langgezogener Schrei, der nicht nur aus seiner Kehle kam, füllte seine Ohren, seine Arme und Beine. Er beugte sich vor, als würde er eine feindliche Schildreihe rammen wollen, erwartete jeden Moment dagegen zu krachen, wie gegen eine Wand.
    Dann war er mitten auf der Brücke. Sein Körper, der einen Widerstand erwartet hatte, kam aus dem Gleichgewicht. Von der eigenen Geschwindigkeit rutschte er seitlich weg, stolperte über die geflochtenen Wurzeln, über den Rand, hinab in die Tiefe. Bis ihn etwas auffing. Seine Schultermuskeln fühlten sich an, als würden sie gleich reißen. Er öffnete die Augen und sah aus seinem Unterarm einen von Akkoshs Ästen ragen, der sich in die Brücke geflochten hatte. Keuchend schwang Liran ein Bein über die Kante, zog sich hoch. Der magische Ast verschwand wieder in seiner Haut. Er stand auf und rannte weiter. Nicht zurück sehen! Keine Zeit.
    Nur der schmale braune Steg vor ihm. Links und rechts Abgrund, weit darunter Wasser. Er hob den Blick. Seine Haare peitschten ihm gegen die Wangen. Er hörte nur Rauschen, nichts anderes. Er sah Nilah, die bewegungslos in die Tiefe starrte. Festgefroren. Doch dann drehte sie den Kopf so langsam, als glaube sie, allein davonstürzen zu können, und er bemerkte, wie sich ihre Augen vor Schreck und Unglauben weiteten. Der Krieger breitete die Arme aus und aus seinen Rippen schossen Dutzende großer Zweige, wie ein Fächer. Nilah drehte sich zu ihm und öffnete ebenfalls ihre Arme. Ein Herzschlag, dann noch einer und er riss seinen Anam Ċ ara einfach mit sich, als wäre er ein Netz, das einen Fisch fängt. Etwas zerriss ihm am Rücken die Kleidung. Ein Schmerz pochte plötzlich in der Hüfte. Er schlang die Arme und Zweige um Nilah herum und lief weiter. Er spürte ihre Nähe, ihren Atem. Dann ein Schmerz am Hals. Er fühlte die Luft um sich herum vibrieren. Pulsierende Luftströme, die an ihm vorbeizischten.
    Das Wasserhorn wurde immer größer, dunkler. Mit einem letzten weiten Satz prallte er gegen den Crannóg. Alle Luft schien plötzlich fort zu sein. Seine Lunge brannte. Er blieb stehen, wo er war. Wenigstens stand er auf festem Boden, hoffentlich. Langsam zogen sich die Äste von Nilah zurück und sie sackte in die Knie.
     
    Tok hätte jodeln können vor Häme und Glück. Eines musste er dem Fian lassen. Der Typ war völlig verrückt.
    Die Schmerzbringer hatten geschossen, was ihre Armbrustsehnen hergaben, und selbst als sie trafen, lief der Typ noch weiter. Unglaubliche Magie. Aber Tok hatte auch gesehen, dass mindestens zwei Dam´ Daru den Krieger getroffen hatten. Nur fiel Liran nicht. Das konnte nicht sein. Das war andere Magie, Magie, mit der etwas ganz und gar nicht stimmte.
    Aus den Augenwinkeln nahm Tok ein rötliches Glühen wahr. Die Wasserblase mit dem Kraken darin schwebte die Treppe vom Achterdeck herunter. Seine Tentakel bewegten sich ruhelos und gespenstisch, während die Haut des Tieres rot pulsierte. Auch nur eine Kreatur, die sich der Macht unterworfen hatte und jetzt als billige Lavalampe herhalten musste. Doch dann sah er die blutigen Haare des Einzigen auf Deck steigen. Flüssigen Knoten gleich wallten sie um seinen zerschundenen Kopf.
    Dann hörte Tok, wie Wortwürmer durch die Luft stiegen und sich gleich darauf auf einen der Schmerzbringer legten. Doch sie krabbelten ihm nicht in die Ohren, sondern in den Mund, in die Augen und bedeckten immer mehr seiner ledrigen Haut. Der Schmerzbringer stieß seltsam hohe Töne aus, biss auf die Würmer, schlug nach ihnen, aber immer mehr verschwanden in seinem Körper. Dann erstarrte er und fiel wie ein gefällter Baum vornüber, wobei sich Toks Mitleid doch sehr in Grenzen hielt.
    Das hatte man davon, wenn man vor dem Einzigen auf Beute schoss. Zum Glück hatte niemand sonst bemerkt, das den Fian etwas Mächtiges schützte.
    Zwei Blutbäume erschienen hinter Sunabru, wie kantige dunkle Schatten. Seine Leibgarde! Sie hatten blutig rote Streifen auf den schroffen Wangen, wenn man denn diesen klobigen Kram überhaupt ein Gesicht nennen wollte. Warum war das Böse immer nur so pottenhässlich, fragte sich Tok.
    Die verbliebenen Schmerzbringer hockten sich an die Ruder und kurz darauf legten sie dicht an dem Felsen an. Eine Planke wurde hinausgeschoben und Sunabru schritt über sie wie ein König. Was hatte er vor? Nilah

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