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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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vor ihnen, so irritierend schön, dass Nilah sich auf einer Bühne glaubte.
    Alles, der Boden, die schräg nach oben zulaufenden Wände und die kleine runde Dachkonstruktion waren wie aus schwarzem Glas und etwa sieben Meter hoch. Dutzende Lichtspeere durchzogen die Kammer. Es wirkte, als stehe man unter einem pechschwarzen Spitzhut, dem man weit oben die Spitze abgeschnitten hatte und der voller Löcher war. Sie mussten äußerst geschickt angelegt haben, denn selbst in diesem windumtosten Land war nicht eine Spur von Feuchtigkeit zu sehen. Kein Tropfen Regen hatte diesen Boden je berührt, nichts war ausgehöhlt, verwaschen, sondern wirkte wie gestern erst errichtet. Ob es astronomische Bohrungen waren, die das fahle Mondlicht hineinließen, konnte Nilah nicht sagen.
    Schweigen und Ruhe strahlte die hohe Kammer aus. Keiner ihrer Schritte hallte, als sie weiter zur Mitte gingen.
    »Hörst du das?« flüsterte Nilah und deutete auf den vollkommen glatten schwarzen Boden. »Da summt doch was, oder?«
    Liran trat neben sie, klemmte das lange Haar hinter die Ohren und zog die Stirn kraus.
    »Es klingt wie eines dieser Musikinstrumente, die Enya manchmal benutzt hat. Es sah aus wie ein krummes langes Horn. Aus Holz und mit Silberplättchen überzogen. Der Ton ging mir immer durch Mark und Bein, wenn sie damit meditierte.«
    »Ja, es klingt wie ein sehr tiefes Didgeridoo. Die Ureinwohner Australiens benutzen es. Und so etwas hattet ihr auch?«
    Der Krieger zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen, dass es ihm völlig egal sei, wer das Ding benutzte, solange er es nur nicht mit anhören musste. Nilah horchte weiter auf dieses vibrierende Brummen, das aus der Kehle der Welt selbst zu steigen schien. Bis in ihre Sohlen hinein kribbelte es, als würden Ameisen in ihren Socken herumflitzen.
    Die Höhle war nicht verziert, so wie es die Kammer auf der anderen Seite der Brücke gewesen war. Es war wirklich wie in einer dunklen Flasche aus Glas. Nur dass diese größer, viel größer war. Es gab auch keine Altare, Steinkreise oder sonst irgendetwas heilig Aussehendes, das einen Hinweis darauf hätte liefern können, was sie jetzt zu tun hatten. Nilah wurde unsicher.
    »Ich weiß nicht, Liran, ich ... aua.« Ihr Fuß knickte um, aber bevor sie fallen konnte, war Liran schon bei ihr und half ihr wieder hoch.
    Ein Loch am Boden, ebenso schwarz wie der Rest, aber mit einer deutlich erkennbaren Tiefenzeichnung war auf ebener Erde zu erkennen. Nilah trat einen Schritt zurück. Es war ein Brunnen! Eineinhalb Meter im Durchmesser, ohne jede Umrandung. Aber dann erkannte sie hauchdünne Rillen, die den kreisrunden Schacht umgaben. Es war die Spirale, die sie schon auf der anderen Seite gesehen hatte. Der Brunnen bildete den Mittelpunkt der großen Spirale, davon zweigte sich wieder die kleinere, wie wachende ab und ein wenig im Schatten verborgen, die zierliche Spirale, die ganz dicht an der großen war, aber auch hier seltsam verloren wirkte. Das komplette Bildnis war wesentlich größer, weil  allein der Brunnen den meisten Platz einnahm. Trotzdem passten die Proportionen perfekt zusammen. Nilah bückte sich und tunkte vorsichtig einen Finger in den Brunnen. Wasser. Recht warm sogar. Und - sie hielt den Finger an die Lippen - süß.
    Sie blickte durch den Raum. War dort hinten am Rand noch etwas, das sich ebenfalls dunkel vom Boden abhob?
    »Nilah?« Sie sah zu Liran herüber, der neben der kleinen Spirale stand und auf sie herunterblickte, als gefiele ihm etwas ganz und gar nicht. Nilah stand auf. Das Mondlicht verfing sich in den Rillen. ›Warum war ihr das nicht schon beim Hereinkommen aufgefallen?‹ Sie trat neben Liran und schluckte.
    In der Mitte der Spirale lag ein Stein, auf dem genau das Abbild der Zeichnung gemeißelt war, auf dem er lag. Sie spürte wie sie sich verkrampfte. Liran hob den Stein auf. Er war glatt geschliffen und wie ein dicker Laib Brot geformt, nur dass die Unterseite ebenfalls gewölbt war. Wie die eingeschmolzene Version, die vor dem Hügelgang von New Grange lag. Atticus hatte ihr Bilder gezeigt, als sie das erste Mal bei ihm gewesen war. Zwei Gedanken fügten sich in ihrem Kopf zusammen, die sie gleich wieder auseinander reißen wollte.
     
    »Wie tief das wohl ist?«, fragte Liran über den Schacht gebeugt, während Nilah im Rucksack ihres Vaters nach dem Phosphorstab kramte. Ihr Papa . Da fuhr er nach Irland und nahm Phosphorfackeln für einen Tauchgang mit. Es wäre zum Lachen gewesen, wenn es

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