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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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sie ihm nicht das gute Augenlicht genommen. Jetzt bemerkte auch er einen hauchdünnen Streifen, der sich von der Öffnung quer über das Meer spannte. Sein Herz schlug schneller, als er die Linie mit den Augen nachzog und keine hundert Meter vor dem Felsen jemanden darauf gehen sah, langsam, wie eine Schnecke - Nilah.
    Tok erkannte ihr langes Haar, das vom Mond beschienen wie eine blasse Fackel hoch über ihnen schwebte. Verdammt. Der Crannóg! Wie lange hatten sie danach gesucht in all den Jahrhunderten. Hatten jeden See, jeden Teich und Tümpel abgeklappert, die ganze Insel, aber sie hatten nichts gefunden, wie auch? Das Ding stand mitten im Meer. Welch ausgezeichnete und überaus hinterhältige Idee.
     Es entstand Gewusel auf dem Hauptdeck. Eine große Luke wurde aufgeklappt und zwei Schmerzbringer kurbelten mit ihren langen Armen an quietschenden Winden, bis ein hölzernes Ungetüm aus der Luke aufstieg. Es sah aus wie die Armbrust eines Riesen. Tok zappelte in den Fesseln. Sie wollten die Kleine von da oben herunterschießen, diese Verdammten. Oh, hätte er jetzt nur schreien können.
    Eine weitere Winde aus knarrenden Seilen wurde betätigt und somit der wuchtige waagerechte Bogen gespannt. Andere Schmerzbringer schnappten sich ihre normalen Armbrüste, rannten zum Bug und nahmen dort Aufstellung. Diese Feiglinge! Wo war der dämliche Fian? Wo war Liran?
    Das Wasser war so ruhig, dass sie die Kleine da oben mit aller Ruhe anvisieren konnten. Verfluchtes Meer. Tok hatte noch keinen Tag erlebt, an dem es wie Tod dalag.
     Sie durfte nicht sterben, nein, das war so nicht abgemacht. Er hatte ihr doch gesagt, was sie tun sollte. Eine mannslange eiserne Lanze wurde in den breiten Schaft gelegt und Tok wand und wand sich. Aus der Spitze ragte eine Krone aus fünf langen, fiesen und schartigen Stacheln, die nun mit schwarzem Gift getränkt wurden.
    NILAH! Doch sie hörte ihn nicht, wie auch.
    Jetzt wurde die große Armbrust austariert. Langsam richtete sich die grausame Spitze auf die Höhe der schmalen Linie, dann auf das junge Mädchen. Nein, das durfte nicht passieren! Es durfte nicht alles verloren sein! Tok dachte an Nuxa, die in seinen Armen gelegen, an all das, was er durchgemacht hatte. An die Feuersbrunst, die alle Rätselfinder für immer von der Erde getilgt hatte.
    So durfte es nicht enden, bei den Ärschen der Götter.
    Mit einem lauten Knall, wie ein Peitschenhieb, schnellte die Lanze durch die Nacht und Tok versuchte sie durch seine tränenverhangenen Augen zu verfolgen. Sekunden verrannen zu einem ganzen Leben. Er sah, wie der schwarze schmale Schatten auf Nilah zuschoss und schloss die Augen. Er konnte nicht hinsehen.
    Schreie ertönten. Jubel?
    Blinzelnd öffnete er vorsichtig ein Auge. Und da stand sie! Sie war stehengeblieben und starrte auf das Schiff hinunter. Er konnte selbst von hier das blanke Entsetzen in ihrem Gesicht sehen. Fahl und voller Angst. Lauf Mädchen, lauf!
    Knarrend wurde die Armbrust erneut gespannt. Dieses Mal wurde ein Fangnetz eingelegt. Sie wollte leben! Ihre Seele musste noch pochen. Ein Schmerzbringer trat vor ihn und lachte klackernd. 
    Tok schwang nach vorn, trat zu. Sein dicker Zeh donnerte unter das Kinn dieses halbtoten Holzhaufens. In dem überraschten Gesicht - wie herrlich - klappte das Maul mit einem lauten Knall zusammen. Zähne flogen umher und purzelten über das Deck.
    ›Das ist das gefürchtete Stinkefuß-Katapult aus dem Hause Tok, du Wichser!‹
    Verdammt, wieso war niemand hier um das aufzuschreiben? Also wenn das jetzt nicht ein cooler Abschlußsatz für seine Biografie war, dann wusste er es auch nicht mehr.
     
    Als Liran die erste Lanze sah, war er starr vor Unglauben. Nur um wenige Handbreit verfehlte sie Nilah und stürzte dann zurück ins Meer. Doch plötzlich bewegte sich Nilah nicht mehr, sie blieb einfach stehen, vermutlich unter Schock.
    »Tu doch was, Liran!« hörte er Daan schreien und der Krieger lief weit in den Gang. Vielleicht konnte er die Barriere durchbrechen, wenn er nur mit genügend Schwung in sie hineinrannte.
    Dann kam die Wut, so schnell und vertraut wie schon so oft zuvor. Da war sie wieder, feuerrot. Brodelnd umspülte sie seine ganze Seele, brannte sich durch Sehnen und Muskeln.
    Sein ganzer Körper bebte, als er loslief. Die Steine des Tunnels stoben an ihm vorbei wie graue Schatten, die Öffnung wurde größer, die Nacht dahinter weiter, die Brücke kam näher. Die Spiralen leuchteten, blendeten ihn fast. Noch wenige

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