SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
jammerte heftig und machte sich auf den Weg das Mikroskop zu holen. Seine Sandalen klatschten an seine Hacken.
»Bin gleich wieder da, versprochen!«
Mit einem Keuchen taumelte der Ägypter nach hinten und stieß gegen seinen alten Freund, der daraufhin ein »Auaa« ächzte.
«Bei allen Zauberern der Wüste«, stammelte er, man konnte förmlich hören, wie er blass wurde. »W ... w ... was ist das?«, stotterte er. »Welche Magie hat das dort nur erschaffen? Es sieht wie ein Tropfen aus, der in einem Tropfen gefangen ist.«
Ahab kam als erster wieder zu Verstand.
»Die Frage ist nicht: W ... w ... was das ist«, machte Ahab ihn wieder nach, »sondern, was wir damit anstellen sollen. Leider hat das Wolfswesen nichts über den Gebrauch des Amuletts gesagt. Verdammt, ich hätte danach fragen sollen, anstatt so egoistisch, der Erinnerung wegen, sein Gesicht ertasten zu wollen.« Er stampfte wütend mit dem Holzbein auf.
Sinuhe klappte schon den Mund auf, doch Ahab brachte ihn mit einer eindeutigen Geste zum Schweigen.
»Was machen wir jetzt, Ahab?«
»Das, was alle guten Freunde tun würden. Wir werden ihr helfen, selbst wenn es mich das andere Bein auch noch kostet!«
»Und wie ...?«
»Und wie? Verdammt, Sinuhe. Du bist ein kleiner, ängstlicher Zitteraal, der in einem schmutzigen Kaftan steckt. So warst du doch früher nicht. Da erinnert sich unsere Kleine mal an etwas und du flippst aus wie ein Waschbär bei Gewitter.«
»Was soll das heißen?«
»Sagt dir der Name Liran vielleicht etwas?«
Sinuhe zuckte zusammen.
»Warum hast du ihr solche Angst gemacht? Hast so getan, als dürfe der Name hier nicht ausgesprochen werden, hm?«
Sinuhe war kurz vor der Auflösung. Dann brach es aus ihm heraus.
»Ich habe Angst, Ahab. Entsetzliche, fürchterliche Angst wie noch nie in meinem Leben. Selbst während des Krieges nicht. Vor über sieben Jahren haben wir unsere Prinzessin heimlich aus der Stadt geschmuggelt, doch selbst dort brach dieser Sturm los. Wir konnten ihr nicht helfen. Als dann vor Tagen diese Viecher hier auftauchten und durch die Stadt zogen, wie ... wie ... da kam alles wieder hoch, das viele Blut, die Verwundeten, die Toten, die Verfolgung durch die Glaubenshygienesoldaten ... Und ich betete zu meinen Göttern, dass sie nie wieder zurückkommen möge. Dann steht plötzlich Queequeg mitten in der Nacht da und hält sie mit strahlenden Augen in seinen Armen. Das war zu viel für mich. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert. Ich will nicht, dass ihr noch mal so weh getan wird. Nie wieder will ich das!«
Ahab klopfte ihm mitfühlend mit der freien Hand auf die Schulter, dann wandte er sich kopfschüttelnd zum Gehen.
»Weißt du, Sinuhe. Du kannst nicht die ganze Zeit hier oben in deinem Kräutertürmchen hocken und mit der Vergangenheit hadern. Sieh doch, was für eine schöne, starke Frau sie geworden ist, auch ohne uns. Ich habe es gespürt, in meinen Händen. Sie ist hier, um etwas herauszufinden und bei allen Teufeln der Weltmeere, meine Harpune und ich werden an ihrer Seite sein!«
»Woher willst du wissen, ob das Wesen aus der Bibliothek wirklich von diesem Liran kam?« Den Namen presste Sinuhe nur flüsternd heraus. »Vielleicht ist es eine Falle, vielleicht kommt die Priesterin zurück und beendet, was sie angefangen hat. Was dann, hm? Was ...?«
Ahab knallte heftig die Tür hinter sich zu. Er hörte, wie die Tür wieder aufgerissen wurde und Sinuhe hinter ihm herlief. Ahab stieg in den Lastenaufzug und schob das Gatter herunter.
»Aber was willst du tun, was denn?«, rief er und in seiner zittrigen Stimme lagen all die letzten Jahre der Pein.
Als der Aufzug sich quietschend nach unten bewegte, gab Ahab Antwort. Man hörte die Worte in dem Schacht hallen:»Ich werde sie in die Unterwelt führen, mein Freund. Es ist endlich Zeit dafür!«
Der Weg ist dort, wo die Angst ist
Sie waren alle im Leuchtturmzimmer. Ahab stand da wie ein Ritter, der sich auf eine schwierige Reise begeben musste, Sinuhe hockte am Fenster und starrte ungläubig in die Sonne, die vor einigen Minuten aus den Wolken gebrochen war. Er hielt sein Gesicht in die Strahlen und schüttelte immerzu den Kopf, dass Nilah befürchtete, die Segelohren würden ihm gleich abfallen. Queequeg schärfte mit einem Schleifstein seine Axt und schien gleichzeitig nach verbliebenem Platz für ein paar feine Kerben am Holz Ausschau zu halten.
Gestern hatte sie erfahren, dass er ein Königssohn ist. Sie beide hatten
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