Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
und so natürlich es auch aussah, ihn mit einer Laterne in der Hand zu sehen, wie er zielstrebig dem Tunnelverlauf folgte, so sehr musste man sich in Erinnerung rufen, dass er nicht das Geringste sehen konnte. Er könnte sie glatt bis nach Wer-weiß-wohin führen und dennoch entschuldigend behaupten, er sei ja schließlich blind, verdammt noch mal.
    Nilah trottete, so kam es ihr vor, seit Stunden hinter ihm her und der Schweiß rann ihr am Rücken entlang. Der Rucksack wurde immer schwerer und ihre Gedanken immer verwirrter. Mit jedem Schritt bezweifelte sie mehr und mehr dieses Unternehmen, als vor ihnen plötzlich eine Abzweigung auftauchte.
    Es war nicht irgendeine Abzweigung. Sie bestand aus einem gewölbten Rund, von dem so viele weitere Tunnel abgingen, dass Nilah einen Moment brauchte, um sie alle zu zählen. Es waren zehn.
     Ahab holte den seltsamen Kompass hervor und drehte sich langsam um sich selbst. Vor jedem gähnenden Loch hielt er kurz inne und verzog angestrengt den Mund, während er behutsam einen Finger darauf legte. Wie auf ein unsichtbares Kommando stapfte er weiter in einen der Tunnel, ohne ein Wort der Erklärung.
    Aber Nilah hielt diese wandernde Stille nicht länger aus. Ihre Stimme klang seltsam klamm, als würden die Wände ihre Worte zusammendrücken.
    »Du sagtest, dir habe damals jemand geholfen, die Welt aus einer neuen Sicht zu sehen. Ist derjenige dort, wohin wir jetzt gehen?«
    Es brauchte eine Weile bis eine Antwort kam. »So einfach ist das nicht«, murmelte Ahab.
    »Dann sag´s meinetwegen kompliziert!«
    Ahab musste lachen und dieses Lachen hallte vor und hinter ihm weiter. Dann blieb er abrupt stehen.
    »Tote Wale! Das war meine Seele«, und seine Stimme war so voller Bitterkeit, dass sich Nilahs Nackenhaare aufstellten.
    »Blut tropfte von der Klinge meiner Harpune auf meine Hände. So viel, dass die Meere sich färbten. Wie violette Spiegel sahen die Wellen aus, als ich mir nahm, was ich glaubte mir nehmen zu dürfen. Wieder und immer wieder stieß ich zu. Allwissend war mein Leben! Angefüllt mit Macht. Nicht einmal die wilden Stürme konnten mich zügeln. Mein Herz war eine Kanonenkugel und sie war Gesetz!« Seine Stimme dröhnte dabei, als würde er eine Predigt, die er einst gehört hatte, jetzt verspotten.
    »Obwohl der Rumpf voller tranigem Gold war, mussten wir Wasser und Proviant bunkern und fanden einen geschützten Hafen. Die Männer, voller Vorfreude, gingen an Land und kamen bald darauf schleichend wieder zurück. Nüchtern und verstört. Sagten, sie wären nicht willkommen, sie sollten ihrer Wege segeln und nachdenken.
     Wütend stolzierte ich den Landungssteg hinab, verfluchte die so wankelmütigen und biegsamen Rücken meiner Gefolgs- und Anteilsleute und traf auf etwas, das ich nicht mal in meinen kühnsten Albträumen erwartet hätte«.
    »Auf was? Auf was bist du getroffen? Was war dieser Albtraum?« fragte sie.
    Ahab ging einfach strammen Schrittes weiter. Weiter den Tunnel entlang. Er hielt weiter seinen Kompass in der Hand und folgte diesem, ein Getriebener.
    Wie aus dem Nichts tönte seine Antwort:»Du ... Du warst dieser Traum!«
     

 
    Der Orden der betenden Hände
     
    Vor ihnen erschienen die Decksteine eines anscheinend alten, aber zugemauerten Durchgangs. In Rautenform waren noch die Trägersteine zu sehen, die dem Eingang einst Schwelle, Seite und Dach waren.
    Ahab blieb keuchend stehen. Langsam senkte sich sein Arm und der Kompass glitt ihm aus den kraftlosen Fingern. Er lehnte sich erschöpft gegen die Tunnelwand und hustete. Offenbar hatte er sich über alle Maßen verausgabt, um hier her zu gelangen.
    Nilah trat neben ihn. Sie wusste nicht, ob sie diesen so stolzen Mann stützen durfte und so waren ihre Bemühungen, ihn aufrecht zu halten, unbeholfen. Sein Keuchen wirbelte Steinstaub von den Wänden.
    »Du musst dich ausruhen!«, sagte sie. »Verdammt, du siehst ja furchtbar aus ... setz dich, ja so ist´s gut.« Sie half Ahab an der Tunnelwand nieder zu rutschen. Sein gesundes Bein zitterte. Sein Gesicht war von Schweiß bedeckt. Seine Lider hoben und senkten sich so schnell wie sein Brustkorb.
    »Schon gut«, flüsterte er. »Das passiert ... mir jedes Mal, wenn ich ... hierher komme.«
    »Du warst schon öfter hier?«, staunte Nilah und tastete in den Rucksäcken nach Wasserflaschen, fand eine und hielt sie Ahab an die Lippen, wobei das meiste über seinen grauen Stoppelbart rann.
    »Ist schon gut.«, grummelte er und wischte sich über

Weitere Kostenlose Bücher