SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
sagte, es sei Gottes Wille gewesen, der uns hat siegen lassen. Laut und sakral erfüllten unsere preisenden Lobgesänge die ehrwürdigen Mauern unserer Kirche der betenden Hände.
Ich wurde befördert. Ich befehlige jetzt die Männer, die für den Bau der Kerker verantwortlich sind.
Was für eine Ehre.
Manche leisten Widerstand.
Der Bibliothekar, ein störrischer alter Mann von düsterer Erscheinung, hat seine gerechte Strafe dafür erhalten. Es war einer der wunderbarsten Tage meines Lebens, als seine Bücher in den Flammen vergingen und sie ihm das Bein abhackten.
Wir kümmern uns jetzt um die Statue. Angeblich soll diese schreckliche Steinfigur, einem Wappentier gleich, einst die Stadt beschützt haben. Wir rodeten einen nahen Wald und machten Schienen aus den Stämmen. Mehr als zweihundert Männer waren nötig, um die Statue in den lichtlosen Kerker zu ziehen.
Das Entsetzen war groß, als wir begriffen, dass sie lebt! Niemals hätte der allmächtige Gott ein solch groteskes Wesen erschaffen!
Es ist von schauderhafter Missbildung und eindeutig durch die Natur-
gesetze der Unterwelt geformt worden. Abstoßend und Angst einflößend. Aber anscheinend jeder dunklen Macht beraubt, haben wir es in große Ketten gelegt.
Um jede Flucht zu verhindern, zerschmetterten wir dem Tier jeweils ein Vorder- und ein Hinterbein, indem wir mit gefrorenem Weihwasser gefüllte Eisenstangen durch seine Knie trieben. Einige Männer verloren ihr Gehör bei dem Gebrüll der Bestie.
Tag und Nacht arbeiteten die Schmiede, um Werkzeuge und Instrumente herzustellen, die diesem Monster Schmerzen zufügen sollten, denn es ist von bemerkenswerter Zähigkeit und mit einer Haut versehen, die in der Hitze der Unterwelt erschaffen wurde. Wir haben dem Monster ein Dornenband umgelegt, denn einer der Männer hauchte sein Leben aus, als er sich allein zu weit vorwagte. Da wir der Bestie die Augen nicht ausbrennen konnten - die Haut der Lider war enorm widerstandsfähig - haben wir ihr ein eisernes Band um die Augen gelegt, damit dieselbe Dunkelheit auf ewig in ihren Augen nistet, die schon in ihrem Herzen wirkt.
Dann haben wir ...
Nilah konnte nicht mehr. Mit zitternden Händen ließ sie den Brief sinken. Unendliche Sehnsucht stieg ihr in die Brust. Alles in ihrem Körper wurde plötzlich unendlich schwer, als strebe es einem entfernten Mittelpunkt zu.
Aber eines erkannte sie jetzt. Dieses Herz, welches in ihr so laut und verzweifelt schlug, war nicht nur ihr eigenes!
Wie von Sinnen griff Nilah nach dem schweren Hammer und wandte sich den Zellentüren zu. Mit einer starren Miene aus Entschlossenheit ließ sie ihn auf die Schlösser niedersausen, bis das erste zerbrach. Als wäre dies eine zu vollendende Mission, steckte sie den Hammer wie eine Waffe in ihren Gürtel und öffnete zerrend und ziehend die große Tür der ersten Zelle. Leer!
Weiter und weiter ging diese Zerstörung. Als hätte ein wütender Gott alter Tage ihr sein Werkzeug für diese Taten geliehen, hieb Nilah mit nicht müde werdenden Muskeln auf die dicken Vorhängeschlösser ein. Eines nach dem anderen verbog, bis die Nieten metallisch knirschten und zerschmettert zu Boden fielen. Eine Tür nach der anderen quietschte in ihren verrosteten Angeln und war - leer.
Weit hallte das Hämmern und sein Schall zog durch die Mauern der halben Stadt. Immer noch im Gang lehnend und vor Erschöpfung blass, lächelte Ahab ein erleichtertes Lächeln. Es hatte begonnen. Endlich hatte die Heilung begonnen.
Doch viel weiter entfernt horchten noch andere Ohren sorgsam auf. Witternd und mit den Händen an den Wänden der Abwasserkanäle fühlend, suchten sie nach dem Ausgangspunkt der donnernden Schwingungen, als diese plötzlich verstummten. Dann schwärmten sie aus.
Die Befreiung
Nilah hatte jede der Zellen aufgebrochen. Alle Türen, auf denen sich eine römische Ziffer befunden hatte, standen jetzt offen. Es waren nur leere gemauerte Räume, sonst nichts. Keuchend stand sie da, den Hammer in ihrer Rechten, hörte ihrem wie rasend schlagenden Herzen zu und schaute sich in der Halle um. Etwas musste hier sein. Sie spürte es!
Langsam ging sie durch die Halle und suchte. Die Laterne warf eine kreisrunde wabernde Lichtblase auf den Boden, als sie plötzlich stehen blieb. Unter ihr waren einige Steine schwarz gefärbt, wie mit Kohle beschmiert. Nilah folgte diesen Steinen und schon bald merkte sie, dass sie auf einer großen, auf den Boden gemalten Ziffer entlang
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