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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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den Mund.
    Nilah hielt inne.
    »Seit Jahren, so kommt es mir vor, geistere ich hier unten herum und suche einen Weg. Queequeg hat die meisten der Gänge freigeschaufelt und bei der blanken Sonne … Sinuhe hat nie etwas davon mitbekommen. Zeternd und an unseren Hosenbeinen zerrend wäre er uns hinterher gekrochen und wir hätten niemals gefunden, was wir endlich doch entdeckten.« Er deutete mit einem schwachen Nicken zu den Decksteinen. »Haben wohl gedacht, wenn sie es zumauern und dahinter sowieso nur mannshoher Schutt liegt, findet es auch keiner mehr. Diese Idioten! Alle, wie sie da waren!«
    Nilah sah auf und wieder machte ihr Herz viel zu große Sprünge.
    »Dann sag doch endlich, was dort ist. Ihr redet seit Tagen allesamt in Rätseln, über all eure Ängste und Mühen und dass ich was Besonderes bin, nennt mich Prinzessin, faselt dieses und jenes ... und doch sagt ihr eigentlich nichts! Es kommt mir auch vor, als würde ständig jemand anderes in mir diese Dinge wieder vergessen oder in mir einfach wegschieben.«
    Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass die Frage am Anfang ihres Satzes nur noch aus jenem Nebel bestand, der sie hier überall zu begleiten schien. Es war, als rinne Wasser durch sie hindurch. Sie empfand etwas und bald darauf war es wieder fort. Nur ganz bestimmte Dinge blieben haften, wie Tropfen an einem rauen Stein. Als wollten sie nicht gehen oder konnten es nicht. Und das warf eine einzige und endgültige Frage auf: ›Wer bin ich!‹
    »Wer bin ich?«, fragte sie leise.
    »Endlich!«, stöhnte Ahab und lehnte den Kopf lächelnd zurück, als sei er endlich von etwas erlöst. «Das eigene Herz, Nilah, ist ein schwieriger Gegner.« Er holte tief Luft. »Dort unter dem Sand am Boden ist eine Luke. Sie führt auf die andere Seite ... nein, frag mich nicht ... das ist dein Weg, nicht meiner. Ich kam immer nur bis hier zu diesem Ort. Jeder Schritt, den ich tat, entriss mir jede Kraft, selbst Queequeg musste hier kapitulieren ... Du musst hindurch, niemand anderes.«
    Nilah schob den Sand beiseite und schon bald fand sie die Bretter einer selbst gezimmerten Abdeckung. Darunter zeigte eine mannsdünne Öffnung an, dass dort nur noch für einen gegraben worden war.
    »Da muss ich durch?«
    Ahab nickte. Es schien ihm leid zu tun, ihr das mitteilen zu müssen. Aber seine Augen funkelten trotz allem voller Zuversicht. Ein Gefühl, das sie nicht mit ihm teilen mochte.
    Nilah schob, auf dem Bauch kriechend, eine der Laternen voran, schluckte Staub und war wütend. Plötzlich rieselten Sandklumpen auf ihre Haare und sie stieß gegen eine dunkelbraune Wand aus Erde.
    »Hier geht´s nicht weiter!«, schrie sie in Richtung Füße. Die Platzangst und diese erdige, viel zu nahe Luft machten ihr schwer zu schaffen. Es war wie lebendig begraben zu sein. Sie wartete auf Antwort, aber es kam keine. Bewegungslos hing sie in dieser gegrabenen Röhre und horchte mit angehaltenem Atem.
    Nichts.
    Mit halb ausgerenkter Schulter griff sie nach hinten und fummelte irgendetwas aus dem Rucksack, das an der Decke schabte und ihren Rücken immer schwerer machte. Sie ertastete den Griff des Hammers, schlängelte den Arm wieder nach vorn und schlug zu.  Sie brauchte sieben Schläge, dann, völlig überraschend, sah sie plötzlich fahles Licht.
    Als sie ihren Kopf wie ein verdrecktes Periskop über den Steinboden erhob, dachte sie zuerst, sie sei in einer großen Kammer. Aber als sie sich ganz aus dem schmalen Tunnel geschlängelt hatte und aufstand, bemerkte sie erst die wirklichen Ausmaße, die sich vor ihr so still und verlassen auftaten. Es roch nach Steinen und … sie fand kein Wort dafür. Es roch unheimlich jedenfalls.
    Ein Gewölbe von der Größe einer Kathedrale tat sich vor ihr auf. Nilah sah nach oben. Nur dunkle Schatten. Der Raum war groß wie ein Fußballfeld. Gebogene Säulen wanden sich von der Decke herab und stießen wie gewundene Arme in die marmornen Platten des Bodens. Metallische rote Spinde standen, aufgereiht wie Soldaten, an der rechten Seite und verliefen kleiner werdend im Saal. Auf der anderen Seite waren mit roter Farbe Ziffern auf die Mauer gestrichen worden. Römische Ziffern. Mittendrin stand ein großes u-förmiges Ding, das sie nicht genau erkennen konnte.
    Sie wandte sich nach rechts, dorthin, wo die Spinde standen und ging an ihnen forschend vorüber. Hoch, schlank und verblichen waren sie. Jeder hatte eine eingestanzte Nummer, aber keiner ein Schloss. Sämtliche Türen waren offen oder angelehnt

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