Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
Bändern und Schrauben saß das Ding da, als hätte man ein eisernes Geschwür verpflanzt, welches sein Opfer mit boshafter Freude erbarmungslos umschloss.
    Den langen Schwanz, der wie eine gebogene, tote Schlange dalag, hatte man mit Bügeln im Boden fest verankert und in Bewegungslosigkeit getrieben. Stümpfe zeigten, dass man dort etwas abgesägt hatte. Wie in den Zeilen beschrieben, ragte aus dem linken Vorderbein eine lange Stange. Das hintere konnte man nicht sehen. Aber jedes Bein war zudem extra in Ketten gelegt, die so dick waren, dass man damit ein Schiff hätte vertäuen können. Zusammen mit all diesen Piken, die den Körper einhüllten, schien es wirklich, als hätte man den Leibhaftigen persönlich in ewiger Verdammnis halten wollen.
    Die Zeit entschwand Nilahs Wahrnehmung.
    Das Bild des Drachens, hier in dieser Kuppel, es kam ihr vor, als hätte sie es schon ihr ganzes Leben lang betrachtet, so nah war es ihrem Ich. Irgendwann stand sie auf. Irgendwann nahm sie ganz ruhig auch den Meißel aus dem Rucksack. Irgendwann war der stechende Kummer kleiner als der starke Wille zu helfen und alle Angst, es vielleicht nur noch schlimmer zu machen, erlosch.
    Mit Bewegungen, die nicht länger ängstlich waren, stellte sie sich neben den mächtigen Kopf und legte den Meißel an die erste Klammer, die die Schnauze umschloss. Und als das erste helle ‚Kling‘ in ihrer Hand vibrierte und das Band zerriss, legte sich ein wohliger Ausdruck auf ihr Gesicht. Fort der Zweifel.
    Als das letzte Band aufschnellte wie eine gespannte Saite, da ging ein zaghafter Ruck durch den Drachen.
    Die Ösen, an denen die Ketten hingen, waren nicht so leicht zu zerstören. Aber Nilah kniete sich davor und hieb und hieb und hieb mit der stoischen Verbissenheit eines Bergmannes. Bald brach auch dieses Metall. Sie kroch unter den Piken einher, bis sie merkte, dass, wo immer sie hinging, diese sich hoben und hinter ihr wieder absenkten. Genau in dem Abstand, den ihr Körper dafür benötigte. Anscheinend sollte derjenige, der den Auslöser betätigt hatte, gesichert werden, damit er die Fesseln des Drachens überprüfen konnte und dabei alle getroffenen Schutzvorkehrungen intakt blieben.
    Nilah brach die Ösen auf, wobei sie einer inneren Intuition folgte und diese zuvor mit Stoff umwickelt hatte, damit sie nicht zu viel Krach machen konnten. Vorsichtig setzte sie dann ihren Fuß auf den Drachen. Auch wenn der erste Schritt für einen Moment verhalten war, so war er nicht zögernd. Der Drache fühlte sich wahrlich wie Stein an. Rauer körniger Stein.
    Sie hatte Hammer und Meißel hinten in den Gürtel gesteckt, wo sie drückten und hin und her wackelten, aber sie brauchte ihre Hände, um Halt zu finden. Behutsam kletterte sie, Fuß um Fuß, über den Körper des Drachens und wieder wich jede Pike vor ihrem Kopf zurück, auch wenn Nilah immer einen Moment wartete, ob diese lebensgefährlichen Spitzen auch wirklich Platz machten und dort blieben, wohin sie sich zurückzogen.
    Unter ihren Fingern spürte sie Wärme, was sie verwirrte, weil sich die Oberfläche des Drachens so hart anfühlte, als würde sie über einen Berghang steigen. Andererseits war sie erleichtert, denn wäre es Kälte gewesen, so hätte sie sich irgendwie nicht willkommen gefühlt. Seltsamerweise verspürte sie weder Hunger noch Durst und auch als sie die Innenfläche ihrer rechten Hand betrachtete, war dort nicht eine Blase, obwohl sie unaufhörlich damit gehämmert hatte.
    Sie setzte sich auf den geneigten Nacken des Drachens und untersuchte die ausgeklügelte Konstruktion mit sowohl angewiderten, wie wachsamen Augen. Sie wollte nicht blindlings auf etwas einschlagen, bis sie sich nicht absolut sicher war, auch das Richtige dabei zu tun.
     Man hatte eine Art Helm geschaffen, der schon allein bei der leisesten Bewegung des Kopfes dazu führte, dass die Platten, welche auf den Augenlidern lagen, sich enger anpressten, also nach innen drückten. Schon ein tiefer Seufzer hätte einen qualvollen Schmerz ausgelöst. Die mehrfach umwickelten Drähte und Stäbe waren dazu da, eventuelle seitliche Bewegungen in die gleiche Bestrafung zu lenken. Wer immer sich das ausgedacht hatte, das konnte man fühlen, hatte teuflischen Spaß daran gehabt. Man dachte sich so etwas nicht aus, nur damit es vielleicht funktioniert. Mit jeder Faser hatte der Erfinder es nur zu einer einzigen Bestimmung entworfen – unfassbare Pein zu bereiten.
    Die großen Flügelschrauben, die an den Schläfen

Weitere Kostenlose Bücher