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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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anging und alles in grelles Licht getaucht wurde, so dass sie sich erschrocken die Hand vor Augen hielt. Sie ging hinaus aufs Deck und hob die Hände, als Zeichen dafür, dass sie sich ergab. Liran folgte ihr, aber er hob nicht die Hände nach oben. Er streckte seltsamerweise die Arme nach vorn und drehte die Handflächen nach oben. Es war wohl die keltische Art sich zu ergeben. Wie damals im Wald, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Himmel, das musste in einem anderen Leben gewesen sein.
    In der hohen Halle, die aus Balken, Eisenträgern, Wellblech und Bretterwänden gebaut war, stand ein weiteres Segelboot, das noch im Bau war. Überall waren Werkbänke, Werkzeugkisten, Regale und Holzlager, Taue, Farbtöpfe und Schleifmaschinen zu sehen. Nilah blinzelte vom Heck herunter zu dem Mann mit der Flinte, der jetzt näher kam. Ein mittelgroßer, drahtiger Mann, der in blauen Arbeitshosen steckte und einen marinedunklen Wollpullover anhatte. Unter einer roten Pudelmütze lugten schwarze Locken hervor, die von Grau durchzogen waren und ihm in die Stirn hingen wie widerspenstige Korkenzieher. Das Gesicht dunkel und zerfurcht von Wind und Wetter, mit einem schwarzen, kurzen Vollbart, in dem auch schon graue Flecken zu sehen waren und über der kantigen, kräftigen Nase sahen sie zwei braune Augen an, die ziemlich entschlossen wirkten, aber nicht den Schalk, der darin sonst zu wohnen schien, gänzlich verdrängen konnten. Das Gewehr zielte noch immer auf sie beide, aber das Mobiltelefon steckte er zu Nilahs Erleichterung in die Hosentasche, worauf er dann beidhändig die Flinte umklammerte. Er sah nach oben und schien sie eindringlich zu mustern, wobei er zu einem eher zwiespältigen Ergebnis zu kommen schien. Ein Unentschieden, das Nilah beeinflussen wollte.
    »Hören Sie, wir wollten ganz sicher nicht...« haspelte sie auf Englisch drauflos, aber der Mann würgte ihre Worte mit dem doppelten Lauf ab, sah Liran an und sagte nochmals etwas in dieser seltsamen Sprache, woraufhin Liran antwortete. Es mussten gewichtige Worte gewesen sein, denn der Mann ließ das Gewehr sinken und zog eine Aluminiumleiter, die an einem der überfüllten Regale gelehnt stand, an das Heck heran, wo er sie scheppernd ausklappte und zum ersten Mal grinste.
    Liran half Nilah über Bord. Am Heck baumelnd suchte sie tastend nach der ersten Stufe und bekam lautstark von unten Anweisungen. Endlich stieg sie die Leiter hinunter, die bei jedem Schritt metallisch quietschte. Als sie unten war und sich umdrehte, wich sie zur Seite, um Liran Platz zu machen, der die Leiter hinunter kletterte wie ein schwerfälliger Bär. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm und sie begann sich zusehends Sorgen zu machen. Als auch er schließlich unten neben ihr stand, musterte der Mann mit der Flinte die beiden mit einem Stirnrunzeln. Seine wachen Augen huschten zwischen ihnen hin und her wie ein flinkes, scheues Wiesel. Jetzt aus der Nähe hatte der Mann etwas sehr Seemännisches an sich. Rau und ungestüm und Nilah sah, dass er viele Pockennarben auf den Wangen hatte, die wie kleine Krater seine derbe Haut übersäten. Tropfen, die vom nassen LKW auf den Hallenboden fielen, klatschten leise in die Stille zwischen ihnen.
    »Woher sprechen Sie diese Sprache?«, fragte er unvermittelt, nun wieder in einem gebrochenen Englisch, wobei er den Krieger von oben bis unten betrachtete.
    »Meine Mutter hat sie mir beigebracht«, antwortete Liran und die Züge des Mannes entspannten sich, als ob er es für ein gutes Zeichen hielt, dass Liran eine Mutter hatte oder diese ihm zumindest eine Sprache beigebracht hatte, die er zu schätzen schien. Vielleicht war es auch eine Kombination aus beidem. Ein paar Herzschläge standen sie sich gegenüber wie Wachsfiguren, dann streckte der bärtige Mann die Hand aus und ergriff Nilahs, die ihm ihre wie selbstverständlich ebenfalls reichte.
    »Mein Name ist Jean Luc Dardon«, sagte er und nun klang seine Stimme weich und friedlich.»Willkommen in der Bretagne.«
     
    Das zweistöckige Haus vor ihnen war riesig. Gemauert mit grauen Feldsteinen sah es in dem Zwielicht, das nicht mehr Tag, aber auch noch nicht Nacht war, wie eine nordische Hacienda aus. Das Dach flirrte nur so vor roten Ziegeln und aus dem Schornstein stieg Rauch in den leichten Herbstwind hinein. Die großen Fenster, allesamt mit zur Seite geklappten Sturmläden versehen, waren ebenfalls in einem leuchtenden Rot gestrichen.
    Nilah fröstelte leicht als sie hinter Jean Luc

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