SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
die das Schiff zog, nahm er fast schon nicht mehr wahr. Nilah schlief tief und fest und zum ersten Mal wirkte sie vollkommen ruhig und gelöst dabei.
Anscheinend hatte das Amulett genau das bewirkt, was es sollte. Nur eines erschien ihm nicht richtig. Dahi war nicht zurückgekehrt!
Der Kreis der Zugehörigkeit
Wie konnte man nach oben treiben und gleichzeitig sinken? Nilah verstand nicht einmal den Gedanken, den sie dachte, als sie wie aus einem engen Brunnen auftauchte und so tief Luft holte, als sei sie ein Wal.
Schwarzer Stoff umklammerte sie. Sie trat um sich und versuchte ihn mit den Händen von sich zu reißen. Dann hörte sie eine Stimme. Ihr Name wirbelte wie ein Echo in ihren Ohren und noch etwas anderes, das wie:›Ich bin hier, ich bin ja hier‹ klang.
Es war ein seltsames Gefühl, so als zittere die ganze Welt für einen Augenblick, als wäre alles unscharf und jemand drehe an der Linse falsch herum. Nilah stieg und fiel, flog und wankte, alles gleichzeitig, bis sich mit einem Schrei ihre Lider hoben und in Schwärze erwachten.
Nilah bäumte sich auf, wollte wegrennen, aber der Schmerzbringer hatte sie und wollte etwas in ihren Bauchnabel stecken ...
Doch starke Arme hielten sie zurück. Dann verschwand der Nebel langsam, immer heller wurde er und sie erkannte, wer dort war - Liran!
Sie sah ungläubige Freude in seinen Augen. Nilah drückte ihn so fest an sich, wie sie nur konnte, solange bis Liran, anscheinend besorgt um seine Rippen, die Umarmung löste. Lange Zeit saßen sie einfach nur da und schwiegen.
Fragen standen in seinem Gesicht, viele Fragen.
Als er den Mund öffnete, um die erste von ihnen zu stellen, da legte Nilah ihm ihren Zeigefinger auf seine Lippen.
Für einen kurzen Moment schwebte sein Gesicht vor ihr, dann nickte er stumm, erhob sich wie ein alter Mann und starrte angespannt durch das Bullauge.
»Es ist alles so unwirklich, wenn man zurückkommt«, stieß er plötzlich hervor und ging ohne sich umzudrehen aus der Kajüte.
Einige Herzschläge später hörte Nilah seine Schritte auf Deck. Schwermütig klangen sie.
Draußen schoss ihr der kalte Wind ins Gesicht und sie genoss die frische, regenfeuchte Luft. Sie konnte nicht viel erkennen, aber anscheinend fuhren sie durch eine sehr hügelige Landschaft. Der Dieseltruck, der das Schiff zog, keuchte bei jeder Steigung und sobald es wieder bergab ging, zischten die Bremsbelüfter wie große grimmige Ungeheuer.
Liran hatte sich rücklings auf die Deckluke gelegt und starrte in den dunklen Nachthimmel, die Arme hinter dem Kopf gekreuzt. Es sah aus, als würde er sich im Licht der Sterne und Wolken sonnen.
Sie wusste, dass sie über ihre Erlebnisse miteinander reden mussten und doch fiel es ihr unheimlich schwer, nur einen Bruchteil davon mit jemandem zu teilen. Aber sie hatte auch das Gefühl, dass sie, wenn sie es nicht tat, einen Freund verlieren würde. Den besten, den sie je gehabt hatte.
»Du hast mir geholfen, nicht wahr?« Liran starrte weiter in den Himmel und blieb weiter stumm.»Was hast du getan?«, fragte Nilah unbeirrt.
Der Krieger seufzte, zog eine Hand unter seinem Kopf hervor und tippte in eine kleine Pfütze, die neben ihm auf dem Boden war.
»Was meinst du damit?«, fragte Nilah und setzte sich zu ihm.
Liran setzte sich auf und sah sie an.»Regen«, sagte er.
»Regen?«
»Ja, der erste Regen besser gesagt.«
Nilah war verwirrt und das zeigte ihr Gesichtsausdruck überdeut-
lich.
Liran seufzte wieder.»Ich habe es dir gegeben«, sagte er.»Ich hatte ein Amulett und in ihm war der allererste Regentropfen, der jemals fiel auf dieser Welt.« Er räusperte sich kurz.»Eine Druidin hat es mir gegeben. Sie sagte, es würde einmal sehr wichtig für dich sein, es zu bekommen.«
Nilah war sprachlos. Dann hatte sie es also Liran zu verdanken, dass sie dort unten nicht verzweifelt und verloren gegangen war? Dort unten! Es war kein unten gewesen, dennoch gab es kein anderes Wort dafür. Und nun wollte sie es nicht mit ihm teilen? Kein Wunder, dass er gekränkt war.
Doch so sehr sie auch nach den richtigen Worten rang, sie bekam nichts in ihrem Kopf zusammen, das ihm erklären könnte, was sie fühlte und so kam nur ein:»Wow«, über ihre Lippen.»Wie lange war ich fort?« Ihr war kalt und sie zitterte.»Wie lange …« ihre Stimme brach.
Liran schien mit sich zu ringen, ob er antworten sollte oder ob es besser war zu schweigen oder gar zu lügen.
»Zwei Tage etwa«, sagte er
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