SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
einer Niederlage jedwede zukünftige Gegenwehr ausschließen.« Liran berichtete ihr von dieser seltsamen dritten Partei, die sich in diesen Kampf eingemischt hatte. Doch seine Schwester schüttelte den Kopf.
»Das Schiff und der Sarkophag gingen unter, das war bestimmt nicht geplant. Wer immer A´kir Sunabru vom Meeresgrund aufgesammelt hat, er hat sich viel Zeit damit gelassen oder er konnte es nicht früher bewerkstelligen. Das gefällt mir nicht, Bruderherz.«
»Was mir mehr Sorgen macht, ist, dass ich ihre Motive nicht erkennen kann. Sie haben Schmerzbringer getötet und sie wussten wie. Vielleicht war es einmal eine Art Allianz, aber Sunabru als Verbündeten zu haben, gleicht einem langsamen Selbstmord.«
»Vielleicht hat er einen seiner Kettengeister damals freigelassen.« Ril starrte auf das Meer. «Einen von all jenen, deren Macht und Seelen er gefressen hat.« Ihr schönes Gesicht bekam ein düsteren Ausdruck.
»Ich muss jetzt gehen. Der Winter beginnt gleich.« Sie stand ganz nah. So wie früher, wenn sie gemeinsame Streiche ausheckten und ihre Ausreden abgleichen mussten. Ein Lächeln lief über ihre weißen Lippen.
»Weißt du, was man sagt über blaue Augen und schwarzes Haar? Sie sind königlich!« Das Lächeln zerfiel.»Du kannst nicht immer nur fliehen, Liran. Ich weiß, sieh mich nicht so an, ja! Du würdest sie bis an das Ende der Welt begleiten, aber das ist nicht richtig. Sie muss es selbst beenden! Kehre zurück. Alles endet dort, wo es begonnen hat.« Sie drehte sich um, sog die Luft tief ein, murmelte ein: einfach nicht wie zu Hause.
Liran wollte mit ihr gehen, folgte ihr, doch sie hielt ihn zurück.
»Nein, lass nur. Ich möchte ein paar Schritte allein sein.« Der Krieger nickte stumm. Dann umarmten sie sich noch einmal und diesmal war der Schmerz der Trennung darin zu spüren. Sie küsste ihn auf die Stirn, drehte sich um und ging endgültig.
»Ich liebe dich!«, rief sie ihm zu, ohne sich umzusehen.
»Ich dich auch!«, flüsterte der Krieger und war wieder so allein wie zuvor.
Nilahs Herzschlag kam wieder zurück und ihr Blut pulsierte in ihren Schläfen. Als wäre keine Zeit vergangen, sah sie die Gestalt jetzt wieder zurückkommen. Es war eine Kriegerin. Ihre mit Spiralen bemalten Brüste wippten mit ihren anmutigen, selbstbewussten Schritten. Alles an ihr war weiblich und doch strahlte sie dabei eine tödliche Bedrohung aus, die Nilah Schauer über den Rücken laufen ließen. Den Bogen hielt sie jetzt in der linken Hand. Sie wich den umherlaufenden Menschen wie eine Tänzerin aus, mit schnellen, grazilen Drehungen. Als die Frau vor dem Feuer stand, die Flammen grelle rote und gelbe Lichter über sie warfen und mit ihren blauen und weißen Farben zu kämpfen schienen, da hielt die Kriegerin inne und ihr Blick hatte etwas so Intensives, dass Nilah kurz davor war, in die Knie zu sinken. Doch dann passierte etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Die Kriegerin lächelte sie an. Es war ein trauriges Lächeln, aber auch ein befreites, als sie in das Feuer ging wie durch eine uralte Tür. Eine Sekunde lang sah Nilah noch ihren Schatten darin, glaubte noch zu sehen, dass sie das Schwert zog und elegant mit einem Hieb etwas durchtrennte, das wie eine Kette aus Rauch aussah.
Sie hatte Lirans tote Schwester gesehen.
Plötzlich war alles vorbei und sie hörte wieder die Musik, die Unterhaltungen, nahm die Gerüche wieder wahr und bemerkte endlich das energische Zupfen an ihrer Jacke.
Der blinde Fleck
A´kir Sunabru stand vor dem Cottage und betrachtete es, wie einen Feind, den er unterschätzt hatte. Voller Hass.
Überall auf der Insel leuchteten die Feuer des Samhain und färbten den mit Sternen übersäten Nachthimmel in ein nebliges Orange. Der Duft des Meeres vermischte sich mit dem von Holz und Asche.
Längst vergangene Stimmen hallten in seinem Kopf und trieben ihre Schmerzen durch seine vollgesogene, salzige Gestalt. Sein blutiges Haar blähte sich im Wind und sein hölzerner Arm schien voller Gift.
In der einen Hand lag der Tod, während die andere darauf wartete, endlich zu leben.
All der Schmerz wurde gebündelt. Die wässrige Schwärze musste irgendwann zu Licht werden. Denn sonst war das Leben umsonst gelebt, jeder Weg davor sinnlos gegangen.
Das Vermächtnis dieser Erkenntnis lag in einem einzigen Augenblick. Dem des Sterbens.
Er hörte noch das raue Seil, bevor es auf die Wellen getroffen war. Eben waren da noch Zuflucht und Wärme, dann
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