SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
endgültig im Arsch war. Als es raus war, fühlte er sich seltsam befreit und für einen klitzekleinen Moment sogar wie ein Märtyrer. Doch dann schwappte die Flut aus Angst über ihn, dass er nicht nur sich, sondern alle anderen mit in den Abgrund gezogen hatte. Der Einzige wusste längst, wer das Mädchen war. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er versuchen würde, sie zu brechen, zu verstümmeln oder sonst was, da half auch dieser Schönling von einem Fian nichts, der allen Ernstes die Schmerzbringer mit alten Steinen beworfen hatte, auch wenn Tok ihn in einer schmutzigen Ecke seines Herzens dafür bewunderte. Liran hatte ihnen allen das Leben gerettet, auch wenn das ohne die pompöse Magie, über die er verfügte, so richtig gründlich nach hinten losgegangen wäre. Tok hasste Helden und die Lieder über sie sowieso.
Aber der Krieger hatte nichts verraten. Auch das war ihm leider anzurechnen. Nilah hätte ihm nicht eine Sekunde zugehört, wenn sie gewusst hätte, dass er für dieses Badewannen-Eis-Ertrinken-Dings verantwortlich gewesen war. Außerdem hatte er sie unaufgefordert nackt gesehen. Das fanden die meisten Frauen auch nicht gerade witzig. Aber wenn Tok die gebrochene Nase dagegenhielt - es war ja unerheblich, wie oft das schon passiert war – und die bösen Blicke, die Schmähungen und all das, dann wünschte er dem Krieger doch lieber den Tod. Gnädigerweise einen schnellen. Nicht, dass man ihm später noch vorwarf, er sei nachtragend gewesen.
Dieses Mädchen hatte schon was. Er hatte es von Anfang an gespürt. Auf den ersten Blick nur ein weiblicher Mensch und ein Welpe noch dazu, aber unter der Oberfläche - eine Kämpferin! Und genau in diesem Punkt würde Sunabru sie falsch einschätzen. Nicht aber Tok. Er wusste, was er sah und was andere nicht sehen konnten. Die Kleine war etwas, dass die Menschen einen Puncher nannten. Man glaubte sie schon am Boden, taumelnd, wackelig, da rafften die sich nochmal auf und ...‘Zack‘, gab es mächtig einen ins überraschte Gesicht. Das hoffte er zumindest.
Tja, und dann war das Licht ausgegangen und als alle herumliefen, wie Hasenfüße es nun mal tun, da hatte er sich in den Garten geschlichen, war über diese Wackelbrücke balanciert und hatte keine zwanzig Meter weiter eins über den Schädel bekommen. Künstlerpech.
Als er aufwachte, wusste sein Magen als erster, dass sie sich auf dem Wasser befanden. Die Beule schmerzte, wie sie nun mal schmerzen musste, aber dass es so banal hatte enden müssen, bereitete ihm noch viel mehr Schmerzen. Seine Ehre war angekratzt.
Er lag in irgendetwas Nassem und Kaltem und auf seinen Kopf hatten sie einen Metallhelm gestülpt, der so eng anlag, dass seine Ohren an seinem Hals und seine Nase genau vor seinem Mund klemmten. Tok genoss ein paar Atemzüge, die klangen, als würde man in eine Blechdose schnaufen, den schwindenden Geruch des Obstes, welches ihm das Mädchen zu Naschen gegeben hatte. Wie hatte diese leckere gelbe und süße Frucht noch geheißen? Banane, mhh! Er hoffte, dass Nilah abermals entkommen war.
Als nach Stunden die pochenden Schmerzen Platz für ein paar vernünftige Dinge wie Logik und Sorgen machten, die Kälte in seinen Körper krabbelte, wie Schlangen aus Schnee, da wurde Tok sich des ganzen Ausmaßes der Situation bewusst und er schwankte zwischen wütendem Schreien und verzweifeltem Heulen, so schutz- und nutzlos fühlte er sich.
Der Einzige würde in seinen Erinnerungen wühlen wie ein Habicht in den Eingeweiden eines Hasen und wenn er herausfand, dass Tok dem Mädchen etwas gesteckt hatte, dann war nicht nur ihm ein langsamer grauenvoller Tod sicher, sondern auch der Kleinen und der ganzen Welt dazu. Verdammt.
Die restliche Zeit erlebte Tok als eine Mischung aus Dösen, hysterischen Kicheranfällen und Ohnmachten, die ihn wie Albträume überfielen. Er hatte kein Gefühl mehr in den Armen und Beinen. Die Ketten, mit denen sie nach hinten auf den Rücken gezogen worden waren, nahmen die Kälte auf und jedes einzelne Glied ließ seine Haut zu Eis erstarren. ›Ich liege hier wie in einer dreckigen Marinade des Todes‹, dachte er irgendwann zwischen zwei davonschwebenden Gedanken, während er leise durch seinen Helm das Schiff knarren und die Ruder platschen hörte. Sunabru wird mich den Schmerzbringern zum Fraße vorwerfen, er wird die ganze Welt auffressen, mit Haut und Haaren, mit Stumpf und Stiel. Niemand wird sich mehr an die Rätselfinder erinnern. Niemand wird je meinen
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