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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Namen in einer Geschichte erwähnen. Alles aus und vorbei. Tja, so starben die wahrhaft Mutigen. Sie brauchten keine Lieder, keine Geschichten, die Jahrhunderte überdauerten, oder blöde funkelnde Orden … Ach, so ein Quatsch! Natürlich brauchten sie das!
    Das Geschrei von Möwen weckte ihn und hastig hob er den Kopf, als er bemerkte, dass das Wasser unter seinen Helm geschwappt war. Hustend versuchte er sich aus der tiefen Lache zu drehen, wobei ihn das Dröhnen, das dabei unter seinem Metalleimer entstand, beinahe taub machte. Ein Ruck ging durch das Schiff.
    Kurz darauf hörte er Schritte, dann wurde er gepackt, nach draußen geschleift und einfach über Bord auf den Strand geworfen. Tok wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war, aber er roch, dass sie wieder auf der Insel Irland waren. Er konnte das Grauen bereits ahnen.
    Als sie ihm den Metallhelm vom Kopf rissen, war er von der Dunkelheit geblendet. Er brauchte einige Zeit, bis sich Schemen und Umrisse endlich wieder auf seine orangefarbigen Pupillen verirrten, seine Ohren ausklappten und die unheilvolle Stille aufnahmen. Als sich sein Blick klärte, sah er vor sich die hoch aufragende Gestalt und die Angst durchströmte ihn wie ein wildes Wesen, das seine Gefühle aufzehrte. Die Panik, alles im letzten Augenblick zu verlieren, alle Anstrengungen dahinsiechen zu sehen, war zu viel für ihn und er fiel wimmernd auf die Knie, spürte das kühle, nasse Gras, den herben Duft von Feuer in der Ferne und den stechenden Blick aus blankem, zischendem Zorn.
     Er konnte nicht aufsehen, aber er wusste, dass sich bereits die Wortwürmer aus der Zunge des Einzigen schälten, sah vor seinem inneren Auge, wie ihre glänzenden schwarzen Leiber aus seinem aufgeschwemmten Mund hervorquollen und ihre Flügel spreizten, wie ihr tiefes Summen in der Luft schwoll und nur ein paar wild hämmernde Herzschläge später spürte er sie auch schon auf seinem Gesicht, wie sie umher krabbelten, ihre feinen Flügel seine Haut einschnitten. Er presste die Lippen zusammen, dass sie zitterten, doch er konnte sie nicht daran hindern ihr Werk zu tun.
    Sie drängten sich in seine Ohren, gruben sich mit Gewalt in seinen Gehörgang, dass er schreien wollte, aber nicht konnte. Und dann platzten ihre Leiber auf und ihre Worte zerflossen darin mit der Stimme, die sie in sich trugen.
    »Sieh auf, Tok! Sieh, wie dein Schmerz entstehen wird. Höre, wie dein Verrat das Ende dieses Tages formt. Rieche, wie deine Rasse vergeht.« Er kämpfte dagegen an, doch seine Lider hoben sich, ob er wollte oder nicht. Da stand er. Dieser groteske Wahnsinnige! Soweit von der einstigen Menschlichkeit entfernt, dass sie nicht einmal mehr einen Schatten warf. Der Krake ragte über die Schultern, tauchte das Gesicht in rot schimmerndes Grauen, verbogen und wässrig, voller Narben und Hass. 
    Zwischen den wuchtigen Körpern zweier Blutbäume stand eine Ansammlung kleinerer Geschöpfe und Tok wusste, dass dies alle restlichen Rätselfinder waren. Er kannte sie alle. War mit ihnen durch die Jahrhunderte gewandert, um die Blutlinie zu verfolgen, um ihm zu dienen. Doch damit war nun Schluss. Würden sie seine Taten verstehen? Als Antwort erhob einer der Rätselfinder wütend die Faust und wollte gerade etwas rufen, als ihn ein fürchterlicher Schlag traf und er wie ein Sack zu Boden sank. Tok zerriss es das Herz. Er konnte nicht erkennen, wen es erwischt hatte, wer da so verrückt gewesen war, ihm Mut zu machen. Aber etwas erkannte er mit Schrecken. Allen fehlte die linke Hand.
    Die Rätselfinder wurden weiter gestoßen und als Tok sich um-
drehte, erkannte er das Haus. Hier hatte es begonnen. Das Haus der alten Frau, deren Zeit vom Wind fortgeweht worden war. Als alles noch am Anfang gestanden hatte und niemand wusste, wie die Geschichte sich entwickeln würde. Als Nuxa starb. Nun würden sie alle hier enden.
     Die Rätselfinder wurden an die riesigen Eschen gebunden und ein Schmerzbringer schmierte sie mit etwas Öligem ein, wobei sein Klackern wie ein höhnisches Lachen klang.
    Jetzt sah er auch einige Schmerzbringer aus dem Haus selbst kommen, dessen Tür eingetreten in den Angeln hing. Sie alle warfen helle Tonkrüge - griechisches Feuer - zurück in den Eingang und versammelten sich dann hinter Sunabru.
    Tok hörte nicht die Wortwürmer in seinem Ohr, nein, er hörte die Gedanken des Einzigen , die wohl an alle gerichtet waren.
     ›Dies ist mein Samhain. Brennt es nieder. Selbst die Steine sollen schmelzen. Die

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