SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
sich über das Gewicht am meisten wunderten und es dann meist eilig zurückgaben, mit verwunderten Worten.
»Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist«, sagte Nilah und reichte ihm das Schwert zurück, wobei sie die Spitze unsicher nach unten hielt.
Liran nahm es, streckte den Arm aus und drehte die Klinge in das Mondlicht.
»Das, Nilah van Arten, ist eine Wahrheit, die nur wenige zu erkennen vermögen.«
Ihre hellbraunen Augen musterten ihn. Er erblickte Fragen in ihnen. Aber auch etwas, das sie auf den Boden zurückgeholt hatte, zurück in dieses Haus, in diese Stunde. Er lächelte sie an. Vielleicht hatte Ril recht. Vielleicht war er nicht einfach nur ein Schild. Vielleicht war er wirklich ein Anam Ċ ara. Auch wenn das bedeutete, dass es einem manchmal das Herz in Stücke hieb. Vielleicht war es an der Zeit sich endlich auch einmal so zu verhalten. Er ließ das Schwert sinken. Er sah sie an, wollte sich in ihren weichen Zügen verlieren. Sie wirkte so klein und zerbrechlich und gleichzeitig so stark. Was war es nur, das ihn so verunsicherte? Das ihn so wanken ließ? Er wollte sie berühren, er wollte sie das erste Mal wirklich berühren, nur um sie zu fühlen. Er wollte wissen, welche Worte in ihren Poren versteckt waren und sie verstehen. Er streckte die Hand aus und ...
Die Tür wurde aufgestoßen und das jähe Licht des Flures sowie Jean Luc Dardons Schatten fielen in den Raum.
»Ihr seid hier nicht mehr sicher!«
Schnellen Schrittes ging ihr Gastgeber mit einer Taschenlampe voran, deren gelblicher Strahl den Weg zur Schiffshalle beleuchtete. Jean Luc murmelte vor sich hin und Nilah hatte das Gefühl, dass der Bretone einen Fluch an den anderen reihte.
Sie fühlte sich benommen. Eben noch hatte sie eine Berührung Lirans förmlich herbeigesehnt und schon war sie wieder auf der Flucht. Sie hatte es satt!
Die Neonröhren über ihnen flackerten und tauchten die Halle in ein grelles Licht. Das VW-Zeichen eines alten Bullis lugte unter einer grauen Plane hervor. Das Schiff lag noch immer auf dem Sattelschlepper und wirkte völlig fehl am Platz. Liran wirkte unruhig, während Jean Luc ziemlich unwirsch die Plane von dem Vehikel zog.
»Ich weiß nicht, wer ihr seid, aber ich werde meine Familie nicht in Gefahr bringen, das schwöre ich bei meinen Ahnen.« Er zog die Plane ganz von dem Bulli und fluchte, als er über eine Palette stolperte.»Ich bringe euch zu einem Flughafen, von da könnt ihr fliegen, wohin ihr wollt, nur weit weg vor hier, ich ...«
»Ahhhhhhhhhhhhhhh!« Der Schrei war infernalisch und die ganze Halle schien in diesem Laut zu schrumpfen, als hätte der Schrei die Wände mit einem mächtigen Atemzug nach innen gezogen. Dann ertönte ein metallischer Ton, der wie ein klingender Donner zwischen den Wellblechen hallte.
Liran stand da, das Gladius steckte vor ihm mitten im Beton des Bodens und zitterte noch. Jean Luc, eine Hand noch an der Plane, starrte ihn an. Nilah ebenfalls.
»Niemand flieht hier irgendwo hin!«, sagte er flüsternd und zog das Schwert wieder aus dem Boden. Atemlose Stille erfüllte jetzt die Halle.
»Es ist genug! Ich habe nicht über zweitausend Jahre im Schatten der Zeit verbracht, um ständig nur zu fliehen.« Seine schwarzen Haare wirbelten herum, als er sich zu ihr drehte.
»Erkenne endlich dein Schicksal, Nilah!«, sagte er eindringlich und seine blauen Augen funkelten dabei. Nilah glaubte Wellen darin zu sehen.»Und du ... Osismi«, er deutete auf Jean Luc, der noch immer regungslos dastand.»Du willst Deine Töchter beschützen? Deine Familie? Wo ist der Geist des Vercingetorix geblieben? Diese Frau da ...«, er hob den Schwertarm und die Klinge zeigte nun auf Nilah, die unwillkürlich zurück wich »... ist das Leben! Das Blut der Schöpfung fließt in ihr! Bete Osismi, dass ihr nichts geschieht, denn wenn ich sie nicht unversehrt dorthin bringe, ist unser aller Leben nur noch ein mickriges Winseln in einem Sturm, der niemals mehr vergeht.«
Ein paar Sekunden konnte man die Stille sogar hören, die sich zwischen ihnen bewegte. Jean Luc nahm ganz langsam die Hand von der Plane und starrte Liran unverwandt an. Nilah hörte ihr eigenes Herz in einer Vene am Hals pochen. ›Erkenne dein Schicksal? Sie ist das Leben? Osismi?‹ Nilah versuchte alles auszublenden. Sie wollte das all das aufhörte. Jetzt sofort. Sie konnte nicht mehr. Doch etwas in ihrem Innern flüsterte leise, dass dies nie eine Wahl gewesen war. Dieses Etwas verstand ihre Angst nur
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